Und sie wagt es doch. Wer: Die Spitze des Kantonsspitals Aarau (KSA). Was: Eine 600-Millionen-Investition in einen Neubau, dies trotz gelinde gesagt angespannter Finanzlage. Vor Wochenfrist haben die Verantwortlichen das Projekt vorgestellt. Sie sind «zuversichtlich», dass sie das Geld am Kapitalmarkt auftreiben können. Vor drei Wochen haben wir an dieser Stelle den Ursachen nachgespürt, warum das KSA für einen solchen Kraftakt eigentlich zu wenig Gewinn erzielt. Wir orteten unter anderem eine Kultur der Unbescheidenheit, des Zu-viel-Wollens. CEO Robert Rhiner hat sich in der Folge freundlich, aber bestimmt gegen diese Diagnose zur Wehr gesetzt. Er nannte unter anderem folgende Gründe für die missliche Finanzlage:
Nicht primär Unbescheidenheit, sondern Auflagen und sachliche Notwendigkeiten erschweren also dem KSA das Erwirtschaften eines Gewinns. Mit dieser Erkenntnis sind allerdings die Risiken, die ein 600-Millionen-Neubau mit sich bringt, nicht aus dem Weg geräumt. Was tun? Vielleicht müsste der Kanton die Konditionen für seinen Spital-Darlehenstopf nochmals überprüfen. Wenn sich das KSA aus diesem Topf bedienen will, zahlt es deutlich höhere Zinsen als am Kapitalmarkt. Dazu ist die Rückzahlungsfrist mit 12 Jahren sensationell kurz. Dass der Kanton seine Spitäler nicht mehr direkt subventioniert, ist richtig. Dass er aber Darlehen an derart unattraktive Konditionen knüpft, ist unverständlich.
Hans Fahrländer war Chefredaktor der Aargauer Zeitung und schreibt über Aargauer Politik.