Fahrländer
Kantonsspital Aarau: Bauen und hoffen

Hans Fahrländer
Hans Fahrländer
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Das Kantonsspital Aarau.

Das Kantonsspital Aarau.

Gesundheit Aargau

Und sie wagt es doch. Wer: Die Spitze des Kantonsspitals Aarau (KSA). Was: Eine 600-Millionen-Investition in einen Neubau, dies trotz gelinde gesagt angespannter Finanzlage. Vor Wochenfrist haben die Verantwortlichen das Projekt vorgestellt. Sie sind «zuversichtlich», dass sie das Geld am Kapitalmarkt auftreiben können. Vor drei Wochen haben wir an dieser Stelle den Ursachen nachgespürt, warum das KSA für einen solchen Kraftakt eigentlich zu wenig Gewinn erzielt. Wir orteten unter anderem eine Kultur der Unbescheidenheit, des Zu-viel-Wollens. CEO Robert Rhiner hat sich in der Folge freundlich, aber bestimmt gegen diese Diagnose zur Wehr gesetzt. Er nannte unter anderem folgende Gründe für die missliche Finanzlage:

  • Die dem KSA vom Kanton zugestandene «Baserate», Grundlage für die Vergütung aller Spitalleistungen, liegt deutlich tiefer als jene von vergleichbaren Spitälern in anderen Kantonen.
  • Das KSA nimmt als Aargauer Zentralspital eine aufwendige «Endversorgerfunktion» wahr: Es muss rund um die Uhr für alle und alles, auch schwerste Fälle, aufnahmebereit sein.
  • Das KSA erfüllt 110 kantonale Leistungsaufträge, dazu kommen zehn Leistungsaufträge in der Hochspezialisierten Medizin.
  • Das KSA hat mit der Hirslanden-Klinik potente Konkurrenz auf dem Platz Aarau. Das «raubt» ihm lukrative zusatzversicherte Patienten. Dem öffentlichen Spital bleibt «le beau reste».
  • Als der Kanton das KSA 2012 in die unternehmerische Selbstständigkeit entliess, war der Zustand seiner rund 40 Gebäude ziemlich schlecht. Stichworte: Investitionsstau, Altlasten (inklusive Asbest), fehlende Gesamtkonzeption.
  • Der von Finanznöten geplagte Eigner Kanton versucht mit verschiedenen einengenden Massnahmen, an seinen Spitälern Geld zu sparen. Als «Gegenleistung» will er mehr Dividende aus ihnen herauspressen.

Nicht primär Unbescheidenheit, sondern Auflagen und sachliche Notwendigkeiten erschweren also dem KSA das Erwirtschaften eines Gewinns. Mit dieser Erkenntnis sind allerdings die Risiken, die ein 600-Millionen-Neubau mit sich bringt, nicht aus dem Weg geräumt. Was tun? Vielleicht müsste der Kanton die Konditionen für seinen Spital-Darlehenstopf nochmals überprüfen. Wenn sich das KSA aus diesem Topf bedienen will, zahlt es deutlich höhere Zinsen als am Kapitalmarkt. Dazu ist die Rückzahlungsfrist mit 12 Jahren sensationell kurz. Dass der Kanton seine Spitäler nicht mehr direkt subventioniert, ist richtig. Dass er aber Darlehen an derart unattraktive Konditionen knüpft, ist unverständlich.

Hans Fahrländer war Chefredaktor der Aargauer Zeitung und schreibt über Aargauer Politik.