Der Kreistag hatte bereits seine Zustimmung gegeben, jetzt hat der Stadtrat Verden mit einem einstimmigen Votum die letzte Finanzierungslücke für den Bau des neuen Bettenhauses der Aller-Weser-Klinik (AWK) gegeben. Die Einrichtung erhält von der Stadt einen Investitionszuschuss von bis zu 3,65 Millionen Euro. Die gleiche Summe steuert der Landkreis Verden bei.
Das neue Bettenhaus sowie der Bau eines neuen OP-Trakts kosten etwa 37,3 Millionen Euro. Eine Förderung über 30 Millionen Euro hat das Land Niedersachsen bereits zugesagt. Die restlichen 7,3 Millionen Euro teilen sich Stadt und Landkreis Verden nach den erfolgten Beschlüssen zu gleichen Teilen. AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr sagte im Stadtrat, sie hoffe, dass der Baubeginn Mitte 2018 erfolgen werde. Schwere Maschinen werden auf dem Gelände aber schon vorher zu sehen sein. Bereits vor der nächsten Brutsaison werden einige Bäume gefällt, auch Altgebäude, die der Modernisierung im Weg sind, müssen weichen.
Wie Marianne Baehr dem Stadtrat berichtete, sei die Planung des Bettenhauses sowie der Ambulanz bereits „im Groben“ mit dem Land Niedersachsen abgestimmt. Der Bauantrag sei eingereicht. Wie schnell der Neubau beginnen könne, hänge nicht zuletzt von der Dauer der Bearbeitung ab. Geplant sei das Bettenhaus jedenfalls vor dem bestehenden Klinikbau. „Dieser Entwurf bietet die Möglichkeit, relativ unbelastet für die Patienten zu bauen“, sagte Baehr. Außerdem könne so der Operationstrakt errichtet werden, ohne Einbußen bei der Belegung zu haben. Neben dem großen Bettenhaus sei zudem ein kleiner Anbau für die Erweiterung der Ambulanz vorgesehen.
Verteilung im Bettenhaus
Die AWK-Geschäftsführerin nutzte die Gelegenheit auch dazu, den Mitgliedern des Stadtrats die künftige Verteilung in dem fünfstöckigen Bettenhaus zu schildern. Im Erdgeschoss wird es laut Planung eine Eingangshalle über zwei Etagen geben. Dort wird die Information untergebracht, außerdem sind dort der Technikbereich für den OP sowie MRT (Kernspintomografie), CT (Computertomografie) und Cafeteria vorgesehen. Im ersten Stock wird eine Bettenstation mit 65 Betten eingerichtet, zudem sind dort der zentrale Schwesterndienstplatz, die Notaufnahme, Behandlungsräume sowie der Herzkatheterplatz geplant. Der OP-Bereich mit vier gleichgroßen Operationsräumen wird im zweiten Obergeschoss seinen Platz finden. Außerdem wird dort die Intensivstation mit vier zusätzlichen Betten eingerichtet. Im dritten Obergeschoss folgen eine weitere Bettenstation mit 60 Plätzen sowie der Kreißsaal.
Die bestehenden Bettenstationen sollen laut Baehr zu Arztzimmern umfunktioniert werden. Das sei ohne großen finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen. Auch die Bereitschaftsdienste würden künftig anderswo untergebracht. „Zurzeit haben diese Räumlichkeiten noch den Charme einer Jugendherberge mit Dusche und WC auf dem Flur. Das wird sich ändern“, kündigte die Geschäftsführerin an. Durch den Neubau steigt die Anzahl der Betten auf 151. „Das sind etwa 20 mehr als heute“, sagte Marianne Baehr.
Der zusätzliche Platz sei für die Aller-Weser-Klinik dringend nötig. Die Einrichtung sei zurzeit zu 90 bis 95 Prozent ausgelastet. „Das liegt sicher nicht an den Räumlichkeiten, sondern an der guten Versorgung“, ist Baehr überzeugt. Dazu sei die Zahl der Geburten steigend, in diesem Jahr rechne sie mit 680 Geburten, im nächsten Jahr mit mehr als 700. „Wir haben keinen Platz, zeitweise hatten wir kein einziges Bett mehr frei“, schilderte Baehr die Situation. Um die Zahl der Geburten besser bewältigen zu können, sei geplant, mehr Hebammen einzustellen. Über kurz oder lang werde wohl jede Schicht doppelt besetzt werden müssen. Gefragt nach dem Einzugsgebiet der AWK nannte die Geschäftsführerin den Landkreis Verden, aber auch Rotenburg und den Bereich Hoya. Dies werde sich möglicherweise durch die neuen und modernen Räumlichkeiten noch ausweiten.
Vom Stadtrat wurden ihre Ausführungen lobend aufgenommen. Bürgermeister Lutz Brockmann (SPD) nannte es „beeindruckend, was in der Klinik in den vergangenen Jahren medizinisch aufgebaut wurde“. Auch für Verden sei dies ein „Riesenschritt nach vorne“. Dies rechtfertige die Finanzierung der Investitionslücke durch Stadt und Landkreis. „Ein gutes Krankenhaus sollte uns viel wert sein“, betonte Brockmann.
Die anderen Redner äußerten sich ähnlich, teilweise euphorisch, und dankten Marianne Baehr für die geleistet Arbeit. Jens Richter (CDU) sagte, die Investitionen in die Versorgung hätten früher kommen müssen, die Voraussetzungen dafür seien aber nicht gegeben gewesen. Rasmus Grobe (Grüne) hob hervor, dass Krankenhäuser in anderen Städten bereits geschlossen oder privatisiert worden seien. Insofern sei es nicht selbstverständlich, die AWK in dieser Form zu unterstützen. „Das ist eine große Chance, auch wenn die Bedingungen in der Gesundheitsbranche schwierig sind“, so Grobe.
