Die Zürcher Stadtspitäler bekommen Nothilfe

Der Zürcher Stadtrat reagiert auf den Rüffel aus dem Parlament und übernimmt bei den trudelnden Stadtspitälern die Initiative. Er beschliesst konkrete Sanierungsschritte und stellt der Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen vier Kollegen zur Seite.

Adi Kälin
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Das neue Bettenhaus des Triemlispitals soll einige der Abteilungen aus den nicht mehr genutzten Gebäuden aufnehmen. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Das neue Bettenhaus des Triemlispitals soll einige der Abteilungen aus den nicht mehr genutzten Gebäuden aufnehmen. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Eigentlich war die ganz grosse Abrechnung im Gemeinderat geplant. Die Gesundheitskommission wies vor gut zehn Tagen die Vorlage des Stadtrats zu den Eckwerten der Zürcher Spitalplanung zurück – und wollte dies in der Debatte vom 6. Dezember scharf und ausführlich begründen. Dem ist der Stadtrat nun aber zuvorgekommen: An einer Medienkonferenz haben Stadtpräsidentin Corine Mauch und die Stadträte Claudia Nielsen und André Odermatt konkrete Massnahmen präsentiert, die rasch umgesetzt werden sollen.

Hohe Defizite in Sicht

«Wir haben verstanden», sagte Corine Mauch vor den Medien. Der Gemeinderat wolle nicht lange über Grundsätze diskutieren, sondern über konkrete Notmassnahmen für die angeschlagenen Stadtspitäler. Sie betonte, dass die Spitäler zwar sehr gut arbeiteten und die Gesundheitsversorgung der Zürcher Bevölkerung hervorragend sei. Aus verschiedenen Gründen aber seien die Einrichtungen finanziell in Schieflage geraten. Das Triemli-Spital rechnet dieses Jahr mit einem Minus von 30 Millionen Franken, 10 Millionen dürften es beim Waidspital sein.

Der neue Triemli-Direktor André Zemp zeigte noch einmal die Probleme auf. Zu schaffen machen ihm vor allem die hohen Kosten für Zinsen und Abschreibungen, verursacht durch die baulichen Investitionen der letzten Jahre, vor allem natürlich das neue Bettenhaus. Vor drei Jahren hat der Stadtrat bereits die Sanierung des alten Bettenhauses gestoppt, die 300 Millionen Franken gekostet hätte. Nun zieht er auch die neue Weisung mit einem Betrag von 128 Millionen Franken zurück, um sie erneut zu überarbeiten. Man wolle bei der Sanierung des alten Turms nur noch das Notwendigste machen, sagte André Odermatt. Immerhin sollen Abstürze und «Steinschläge» verhindert werden. Zudem erlaubt die Feuerpolizei den Betrieb im unsanierten Gebäude nur noch bis Ende 2018.

Die einschneidendste Massnahme dürfte die Konzentration aller Spitalnutzungen im Kernbereich des Spitals sein, also vor allem im neuen und alten Bettenhaus. «So schnell wie möglich» soll beispielsweise die Maternité ins Haupthaus integriert werden. Heute funktioniere die sechstgrösste Frauenklinik der Schweiz wie ein Kleinspital, das allein nicht wirtschaftlich betrieben werden könne. Auch die Büros in den ehemaligen Personalhochhäusern werden wieder ins Zentrum zurückverlagert; gleichzeitig verzichtet man auf die geplante Sanierung des Hochhauses A. Nicht mehr gebraucht werden zudem die Gebäude des Zentrums Inselhof oder das Haus D, die ehemalige Pflegeschule. Auch Teile des Dermatologischen Ambulatoriums an der Herman-Greulich-Strasse im Kreis 4 werden ins Triemli verlegt. Für ambulante Behandlungen war eigentlich ein Annexbau beim Behandlungstrakt vorgesehen; darauf wird nun ebenfalls verzichtet.

Geld wird noch zu reden geben

Die Abteilungen, die nun zurückkommen, werden vor allem im alten Bettenhaus angesiedelt – aber auch im neuen, das wegen kürzerer Aufenthalte im Spital nicht so stark ausgelastet ist wie geplant. Was mit den nicht mehr benützten Gebäuden geschieht, ist offen, wie Stadtrat André Odermatt sagt. Denkbar sind neue Nutzungen, aber auch Neubauten. Die drei ehemaligen Personalhochhäuser dürften längerfristig abgebrochen werden, eines davon wird momentan aber noch als Zwischenlösung gebraucht, wenn ein städtisches Altersheim renoviert wird.

Der Stadtrat hat sich bereits auch für die künftige Rechtsform der städtischen Spitäler entschieden, die sich an die Lösung für das Kantonsspital Winterthur anlehnt. Die Spitäler werden im Eigentum der Stadt bleiben, sollen aber nicht mehr Verwaltungsabteilungen sein, sondern unter einem gemeinsamen Dach als öffentlichrechtliche Einrichtung betrieben werden. Damit verbunden ist, dass man die neue Anstalt mit genügend Eigenkapital ausstattet, ihr also Schulden in der Höhe von rund einer halben Milliarde Franken erlässt.

Bei der Umsetzung der stadträtlichen Strategie wird Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen künftig unterstützt von nicht weniger als vier Stadtratskollegen: Stadtpräsidentin Corine Mauch sowie die Stadträte Filippo Leutenegger, Raphael Golta und Andres Türler. Die Entscheidungsgewalt bleibe aber in jedem Fall bei Claudia Nielsen, betonte Stadtpräsidentin Corine Mauch.