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Patienten kommen schneller aus dem Krankenhaus

Die Verweildauer in der Region ist bis zwei Tage kürzer als sachsenweit. Immer mehr Eingriffe erfolgen ambulant.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Döbeln. Lungenentzündung, Bandscheibenvorfall, Gallen-Operation – wer ins Krankenhaus muss, der will vor allem eins: gesund werden und schnell wieder raus. In der Region Döbeln ist das nach fünf bis sechs Tagen schon wieder möglich. Zwischen 5,2 und 6,5 Tagen beträgt die Verweildauer im Schnitt in den Kliniken des Altkreises. Damit liegen die Helios-Klinik in Leisnig sowie das Klinikum Döbeln unter dem mittelsächsischen sowie dem sächsischen Durchschnitt. Denn dieser beträgt sieben beziehungsweise 7,4 Tage.

Über 9 400 Patienten sind im vergangenen Jahr in der Helios-Klinik in Leisnig stationär behandelt worden, sechs Prozent mehr als im Jahr 2015. Auch bei den ambulanten Behandlungsfällen gab es nach Angaben von Helios-Geschäftsführerin Peggy Kaufmann einen Sprung von 13 Prozent auf rund 16 000 Fälle. „Diese hohen Wachstumssprünge, speziell im stationären Bereich, erwarten wir für 2017 nicht“, so Kaufmann auf Nachfrage.

Die Verweildauer in der Klinik betrage 5,2 Tage. Gegenüber 2015 gab es sogar noch einmal eine Verkürzung (5,3 Tage). „In der Tendenz sinkt die Zahl“, sagt Peggy Kaufmann. Ein Grund dafür sei, dass immer mehr schonende Behandlungsverfahren eingesetzt würden. „Dazu gehören kleine operative Eingriffe mit der Kamera statt aufwendiger OPs mit großen Wunden und langem, mit Schmerzen verbundenem Heilungsprozess. Zudem profitierten die Patienten von einer schonenden Anästhesie und der frühzeitigen Mobilisierung nach Eingriffen, erklärt die Klinik-Chefin.

Kaufmann bestätigt, dass es auch in der Helios-Klinik, dort, wo dies medizinisch geboten sei, mehr ambulante Behandlungen gebe. Das Spektrum reiche von Eingriffen in der Notaufnahme, ambulanten Operationen bis hin zu Arzt-Sprechstunden und der Herzinsuffizienz-Ambulanz.

Ein Trend hin zu mehr ambulanten Eingriffen vermeldet auch Martin Preißer vom Klinikum Döbeln. „Von Politik und Krankenkassen werden mehr ambulante anstatt stationärer Behandlungen gefordert“, begründet der Verwaltungsdirektor. So sei zum Beispiel bei einer Leistenbruch-OP eine anschließende Übernachtung im Krankenhaus nicht mehr immer nötig. Ebenso bei einer Spiegelung des Kniegelenks. Über 10 000 Patienten werden pro Jahr stationär im Klinikum Döbeln behandelt. „Damit rechne ich auch im laufenden Jahr. Ich gehe aber von einer leichten Steigerung aus“, so Preißer. Die Zahl der stationären Behandlungen sei auch in den letzten Jahren gleichbleibend bis leicht steigend gewesen.

Der Aufenthalt im Klinikum Döbeln ist im Schnitt mehr als einen Tag länger als in der Helios-Klinik in Leisnig. Preißer spricht von einer Verweildauer von 6,5 Tagen. Die Zahl sei seit 2013 stabil. „2012 lag sie noch bei sieben Tagen“, so der Verwaltungsdirektor. „Erreicht haben wir das durch die Optimierung der Abläufe. Wenn es nicht nötig ist, müssen Patienten zum Beispiel die Nacht vor einer OP auch noch nicht im Krankenhaus verbringen“, erklärt er.

Die Landkreis Mittweida Krankenhaus (LMK) gGmbH liegt mittelsächisch betrachtet im Mittelfeld. Rund 5,7 Tage bleiben Patienten, die sich aufgrund von körperlichen Beschwerden in dem Krankenhaus behandeln lassen mussten. Für 2017 rechnet Ines Schreiber, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der LMK, gar mit 5,49 Verweiltagen im Schnitt. Etwas kürzer, nur rund drei Tage, bleiben die Kinder und Jugendlichen in der Klinik. Für 2017 wird im Bereich der Pädiatrie mit einer Verweildauer von 2,88 Tagen gerechnet. Deutlich länger müssen die Patienten bleiben, die sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Behandlung befinden. Hier beträgt die Verweildauer 31,94 Tage, Prognose für 2017 ist 28,10 Tage.

Die stationären Behandlungsfälle sind zwischen 2015 und 2016 von rund 10 200 auf fast 8 600 gesunken. Hintergrund ist die Schließung des Klinikstandorts in Rochlitz, erklärt Ines Schreiber. Für dieses Jahr rechnet sie mit einer minimalen Steigerung im Bereich der stationären körperlichen Behandlungen der LMK. Ähnlich sieht es in der Kinder- und Jugendmedizin aus. Dort gab es bereits einen geringen Zuwachs zu 2015. Von fast 600 auf rund 320 abnehmen werden die Zahlen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ursache hierfür ist zum einen, dass am Standort Mittweida der Betrieb Ende 2016 eingestellt wurde, zum anderen, dass ein Teil der Abteilung an das Klinikum Chemnitz abgegeben worden ist. Eine allgemeine Zunahme an ambulanten Behandlungen sieht auch Ines Schreiber. Sie grenzt jedoch ein, dass dies nur in bestimmten Leistungsbereichen möglich sei.

Dass die Krankenkassen immer mehr ambulante Eingriffe fordern, kann Hannelore Strobel nicht bestätigen. „Dank des medizinischen Fortschritts, wie zum Beispiel neuer Narkoseverfahren, besserer Medizintechnik und schonenderer Operationsmethoden, ist es heutzutage medizinisch nicht mehr in jedem Fall zwingend notwendig, Patienten stationär aufzunehmen“, erklärt die Sprecherin der AOK Plus. Immer mehr Patienten würden die ambulante Verfahrensweise inzwischen auch als Vorteil anerkennen. Lange Aufenthalte im Krankenhaus würden erspart und das durchaus vorhandene Risiko von krankenhausassoziierten Keiminfekten bestehe nicht, zählt Hannelore Strobel auf.

Der Eindruck, dass ambulante Eingriffe ein Wunsch der Krankenkassen sei, könne auf einen Katalog für ambulante und stationäre Behandlungen zurückzuführen sein, den der Gesetzgeber vor Jahren zusammengestellt hat, um Kliniken und Kassen mehr Handlungssicherheit zu geben. „Die Kassen prüfen bei Auffälligkeiten in den Abrechnungen der Kliniken die Einhaltung dieser Vorgaben“, informiert Strobel.