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Der neue Insel-Superchef

Im Frühling will Uwe E. Jocham bekannt geben, in welche Richtung sich das Inselspital entwickeln soll.

Herr Jocham, Sie sind seit heute nicht nur Verwaltungsratspräsident der Insel-Gruppe, sondern – ad interim – auch Vorsitzender der Geschäftsleitung. Freut Sie diese Doppelfunktion oder ist sie vor allem eine Bürde?

Ich freue mich darüber. Aber natürlich ist es auch eine grosse Herausforderung.

Regierungsrat Schnegg kündigt den «Beginn einer neuen Ära» an. Wohin werden Sie die Insel-Gruppe führen?

Als Erstes erstellen wir nun eine ausführliche Lagebeurteilung. Dann richten wir die Insel-Gruppe strategisch neu aus. Wir werden alle Bereiche überprüfen, aber natürlich liegt ein wichtiger Fokus auf der Spitzenmedizin. Dort stehen wir in einem harten Wettbewerb.

In welche Richtung wird diese Neuausrichtung gehen?

Das wird die Analyse zeigen.

Seit der Fusion mit Spital Netz Bern wirbt die Insel-Gruppe mit dem abgestuften Versorgungsmodell: Grundversorgung in den Landspitälern und im Tiefenauspital, komplizierte Fälle in der Insel. Steht dieses Modell infrage?

Nein, das abgestufte Versorgungsmodell steht nicht infrage. Es funktioniert in den meisten Fällen gut. Wir wollen das Potenzial dieses Modells in Zukunft noch besser ausschöpfen. So haben wir etwa für das Spital Riggisberg bereits einen guten Weg gefunden. Und auch beim Tiefenauspital bin ich zuversichtlich, dass das gelingen wird.

Ist es sicher, dass ein neues Stadtspital in der Tiefenau gebaut wird?

Das ist nicht infrage gestellt.

Ganz sicher nicht? Die Patienten bleiben immer weniger lange im Spital, weshalb es immer weniger Betten braucht.

Diesem Umstand werden wir bei der Lagebeurteilung natürlich Rechnung tragen. Zum heutigen Zeitpunkt stelle ich nicht infrage, dass ein neues Stadtspital in der Tiefenau gebaut wird. Im Frühling können wir sagen, wie es weitergeht.

Werden Sie in den nächsten Tagen und Wochen auch Sofortmassnahmen ergreifen?

Es sind keine Notfallmassnahmen nötig. Wir sind gut aufgestellt, das Tagesgeschäft läuft.

Dass ein grosses Unternehmen den Verwaltungsratspräsidenten auch zum CEO macht, kommt üblicherweise aber nur in Notsituationen vor.

Ich würde im Fall der Insel eher von einer Ausnahmesituation sprechen. Der gesamte Verwaltungsrat hat sich diesem Gedanken angeschlossen und hält es für das Beste, wenn ich die Geschäftsleitung in einer Übergangszeit unterstütze. Diese Unterstützung ist befristet, bis ein neuer CEO gefunden ist.

Wie lange dauert die Frist?

Bis der neue CEO gewählt ist. Wir versuchen natürlich, diese Frist so kurz wie möglich zu halten.

Ist es eine Option, dass Sie der neue CEO sein werden?

Dazu kann ich vor Abschluss der Analyse, die wir nun durchführen, nichts sagen.

Das heisst, Sie würden den Posten gerne übernehmen.

Zu Spekulationen nehme ich keine Stellung.

Worin besteht eigentlich die Ausnahmesituation, in der sich die Insel-Gruppe offenbar befindet?

Mit den Rücktritten von Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer und CEO Holger Baumann kommt es bei zwei wichtigen Führungsstellen fast gleichzeitig zu einem Wechsel. Es besteht die Gefahr, dass die Geschäftsleitung überlastet wird. Deshalb hat der Verwaltungsrat entschieden, dass ich sie für eine gewisse Zeit unterstützen soll.

Die Rücktritte von Rohrer und Baumann dürften nicht freiwillig erfolgt sein. Weshalb mussten die beiden gehen?

Herr Baumann hat sein Amt auf eigenen Wunsch zur Verfügung gestellt. Und auch Herr Rohrer hat sich selber zum Rücktritt entschlossen.

Der Regierungsrat wird die Insel-Führung kaum ohne konkrete Vorstellungen auswechseln. Was erwartet er von Ihnen?

Dass ich die bereits erwähnte Analyse durchführe und dann einen Massnahmenplan erstelle. Diesen werde ich im Frühling präsentieren.

An einem Treffen mit der Unternehmervereinigung Fokus Bern hat Regierungsrat Schnegg gesagt, die Insel beschäftige sich zu sehr mit internen Querelen. Ausserdem sei der Verwaltungsrat schlecht besetzt und die Kommunikation schwach.

Diese Themen anzugehen, ist Teil meiner Aufgabe.

Holger Bauman kam gegen die starken Klinikdirektoren offenbar nicht an. Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie sich durchsetzen können?

Ich kann zuhören. Ich werde in den nächsten Monaten mit allen wichtigen Akteuren das Gespräch suchen, sodass wir danach die Massnahmen gemeinsam umsetzen können. Schliesslich haben wir ein gemeinsames Ziel: den Patienten die Unterstützung bieten, die sie brauchen.