Studie empfiehlt Spitalschliessungen im Kanton Zürich

Die Gesundheitskosten wachsen fast ungebremst weiter. Der Kanton Zürich hat deshalb eine Studie in Auftrag gegeben, die Sparpotenziale ausloten soll. Einige davon sind ziemlich brisant.

Jan Hudec
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Reportage über zunehmende demente Patienten im Spital. Im Bild: Flur/Gang mit Patientenbetten im Universitätsspital Zürich (USZ), in Zürich.

Reportage über zunehmende demente Patienten im Spital. Im Bild: Flur/Gang mit Patientenbetten im Universitätsspital Zürich (USZ), in Zürich.

Über 1,4 Milliarden Franken: So viel gibt der Kanton Zürich heute für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aus. Und wenn die Prognosen stimmen, so wird dieser Betrag bis 2021 um weitere 200 Millionen wachsen. Die Kosten zu senken, werde kaum möglich sein, sagte Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Gleichwohl müsse man aber nach Möglichkeiten suchen, um den Anstieg wenigstens einzudämmen, «die Belastung der Bevölkerung ist hoch».

Der Kanton sei in den vergangenen Jahren freilich nicht untätig geblieben. Um aber auch noch Impulse von aussen zu erhalten, hat die Gesundheitsdirektion eine Studie in Auftrag gegeben, die Sparpotenzial aufzeigen und konkrete Massnahmen vorschlagen soll. Die Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) liegt nun vor.

Die Autoren haben einen Katalog von 28 Massnahmen auf ihr Sparpotenzial und ihre Umsetzbarkeit für den Kanton Zürich untersucht. Darunter sind Vorschläge wie die Rationierung von Leistungen, Zulassungsbeschränkungen für Ärzte oder auch Tarifanpassungen. Längst nicht alle erachten die Autoren als tauglich. Fünf Massnahmen empfehlen sie dem Kanton aber zur Umsetzung: 1. Medizinische Behandlungen vom stationären in den ambulanten Bereich verlagern. 2. Vorschriften lockern zum Beispiel bei Baunormen, Denkmalschutz oder Arbeitsrecht. 3. Die Zahl der Spitäler auf der Spitalliste reduzieren. 4. Globalbudgets für Listenspitäler einführen. 5. Die Prämienverbilligung reduzieren.

Einsparungen von 10 Millionen Franken

Abgesehen von den Globalbudgets befinden sich alle diese Massnahmen im Kanton bereits in einer mehr oder weniger konkreten Variante in der Umsetzung. So führt der Kanton auf Anfang 2018 eine Liste von Behandlungen ein, welche die Spitäler nur noch in Ausnahmefällen stationär durchführen dürfen. Dazu gehören Nierensteinzertrümmerung, Meniskus- und Krampfaderoperationen oder auch das Einsetzen von Herzschrittmachern. In einem ersten Schritt erhofft sich der Kanton dadurch eine Einsparung von 10 Millionen Franken pro Jahr.

Durch die Einführung von Mindestfallzahlen nimmt der Kanton heute schon Einfluss auf das Angebot der Spitäler. Denn je grösser das Angebot sei, umso mehr werde es auch genutzt, sagte Seline Eisenring, Projektleiterin in der Gesundheitsdirektion. Für 2022 überarbeitet der Kanton nun auch seine Spitalliste. Spitäler, die auf dieser Liste sind, haben einen Leistungsauftrag des Kantons und erhalten entsprechend Staatsgelder.

Die Studie schlägt nun vor, die Anzahl der Spitäler auf der Liste zu reduzieren, was für viele wohl einer Schliessung gleichkäme. Konkret äusserte sich Heiniger nicht dazu, sagte aber: «Es werden es sicher nicht alle Spitäler leicht haben, auf die neue Liste zu kommen.» Insbesondere, weil sie die Vorgaben zu den Behandlungskosten nicht erreichen. Zum heutigen Zeitpunkt erfüllten einige Spitäler die Anforderungen nicht, sagte Heiniger. So stehen die beiden Stadtspitäler Triemli und Waid derzeit unter Druck, weil ihre Behandlungskosten die höchsten sind im Kanton.

Viele offene Fragen

Zur Lockerung von Normen läuft derzeit ein Projekt bei der Baudirektion. Einsparungen könne man sich daraus aber erst längerfristig erhoffen, sagte Heiniger. Die Prämienverbilligung zu reduzieren, spare keine Gesundheitskosten, sondern entlaste nur den Kantonshaushalt. Im Rahmen des kantonalen Sparpakets Lü 16 wurde zudem die Senkung der Prämienverbilligung vom Parlament abgelehnt. Globalbudgets schliesslich sind derzeit vor allem auf nationaler Ebene ein Thema. Auch der Kanton befasse sich mit dem Thema, so Heiniger. Viele Fragen seien aber noch zu klären.