Der Unternehmer Peter Zühlsdorff steigt als Chef des Kontrollgremiums des landeseigenen Klinikkonzerns aus

In der Landschaft der Berliner öffentlichen Unternehmen und der Gesundheitswirtschaft ist das ein Paukenschlag kurz vor Weihnachten: Der Aufsichtsratsvorsitzende des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, Peter Zühlsdorff, hört auf. Der Industriemanager hatte 2013 die Kontrolle über zehn Krankenhausstandorte, zahlreiche Pflegeheime, 15.500 Mitarbeiter und fast 1,2 Milliarden Euro Jahresumsatz übernommen und war mit Herzblut dabei.

Seine Demission gab der als Sanierer von Handelsunternehmen gerühmte frühere Vorstand des Kosmetikkonzerns Wella in dürren Worten bekannt. „Peter Zühlsdorff legt mit Wirkung zum 31.12.2017 sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der Vivantes-Netzwerk für Gesundheit GmbH nieder“, teilte er in einer Pressemitteilung seiner privaten Beteiligungsholding DIH mit. Weitere Auskünfte gab es offiziell nicht.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost geht der 77-Jährige jedoch wegen tiefgreifender Differenzen mit der Berliner Politik. Seit langem ärgert sich der Vivantes-Vertreter darüber, wie der Senat die Konkurrenz der Charité mit Geld unterstützt und politisch bevorzugt. Dabei gehe das Wachstum des landeseigenen Universitätsklinikums in der normalen Krankenversorgung auch zu Lasten von Vivantes. Die Charité versorgt jeden fünften Berliner Krankenhauspatienten, Vivantes jeden dritten. Den Rest teilen sich private und konfessionelle Häuser.

Zühlsdorff hatte sich zuletzt gegen die vom Senat betriebene Fusion der Charité-Herzmedizin mit dem Deutschen Herzzentrum gewehrt, die nun wegen Streitigkeiten um die unternehmerische Führung in der Luft hängt. Bei Vivantes fürchten sie, die eigene Herzmedizin und die damit verbundenen Einnahmen mittelfristig gegen eine zentralisierte Einheit zu verlieren.

Zühlsdorff wirbt schon länger ohne großen Erfolg für eine Arbeitsteilung: Die Charité übernimmt die universitäre Hochleistungsmedizin und die komplizierten Fälle, dafür wird sie staatlich unterstützt. Vivantes konzentriert sich als Normalversorger auf die Patienten mit den weniger schwierigen Gebrechen. Sorgen macht dem Unternehmer auch der Kurs der rot-rot-grünen Koalition, die Service-Mitarbeiter der Kliniken wieder in den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst aufzunehmen und deren Gehälter zu erhöhen. Vivantes könne sich das angesichts eines knappen jährlichen Überschusses ebenso wenig leisten wie die Charité.

Mit dem Abschied aus dem Aufsichtsrat endet für Zühlsdorff eine Ära im Dienste des Landes Berlin. Er war einer der ersten Manager, die Anfang des neuen Jahrtausends in die Stadt kamen und sich im öffentlichen Sektor engagierten. Zwischen 2010 und 2012 saß er dem Aufsichtsrat der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner vor, ehe er im Zwist mit der damaligen Wirtschaftssenatorin ging. 2013 übernahm er dann doch wieder einen Aufseher-Posten für Berlin und widmete sich Vivantes. 2014 wurde Zühlsdorff auch Mitglied und Vorsitzender des Kontrollgremiums der Messe Berlin. Dort war er im Sommer dieses Jahres ausgeschieden. Dieser Wechsel erfolgte anders als jetzt im Einvernehmen mit der Politik.