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Medizinstandort Basel wird gestärkt

Zusammen mit dem Basler Unispital und der Novartis hat die Universität gestern die gemeinsame Gründung eines neuen Forschungsinstituts bekannt gegeben.

Das Entzücken stand Andrea Schenker-Wicki ins Gesicht geschrieben. «Heute ist ein Freudentag für Basel», verkündete die Uni-Rektorin gestern beim Novartis-Campus vor den Medien und strahlte dabei mit der Dezembersonne um die Wette. Schenker-Wickis Enthusiasmus kam nicht von ungefähr: Zusammen mit dem Basler Unispital und der Novartis hat die Universität gestern die gemeinsame Gründung eines neuen Forschungsinstituts bekannt gegeben – das Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology (IOB). Dieses wird sich der Erforschung und Therapie von Augenkrankheiten widmen. Das Besondere dabei: Das IOB schlägt als eines der weltweit ersten Institute dieser Art eine Brücke zwischen Labor und Klinik und vereint Grundlagenforschung mit der Behandlung und Therapie von Patienten.

Die Verantwortlichen erhoffen sich viel von dieser Kooperation: «Das IOB soll ein weltweites Exzellenzcluster für die Augenheilkunde werden. Wir wollen die besten Forscher auf diesem Gebiet nach Basel holen, zum Wohle der Patienten», sagte Schenker-Wicki. Das Institut wird seine Tätigkeit am 1. Januar 2018 aufnehmen.

Renommierte Forscher

Um die Forschungsfreiheit der beteiligten Wissenschaftler zu gewährleisten, wird das IOB als Stiftung aufgesetzt. Finanziert wird das Institut grösstenteils durch die Träger Universität, Unispital und Novartis. Der Pharmakonzern steuert zehn Millionen Franken pro Jahr bei, das Unispital drei Millionen und die Universität zwei Millionen. Der Kanton Basel-Stadt will sich in den nächsten vier Jahren mit insgesamt 12,51 Millionen Franken beteiligen, wobei hierfür noch ein entsprechender Entscheid des Grossen Rats hängig ist. Inklusive Drittmittel beläuft sich das Gesamtvolumen des Projekts für die nächsten zehn Jahre auf 200 Millionen Franken. Die Leitung des IOB übernehmen zwei Koryphäen ihres Fachs, Botond Roska und Hendrik Scholl. Der ungarische Wissenschaftler Roska arbeitet derzeit am Friedrich-Miescher-Institut für biomedizinische Forschung in Basel. Er gilt als weltweit anerkannter Pionier in der Erforschung der Netzhaut und der Verarbeitung optischer Signale im Gehirn.

Der Deutsche Hendrik Scholl leitet die Augenheilkunde an der Universität Basel und die Augenklinik des Universitätsspitals. Operativer Direktor des IOB wird Norbert Spirig, derzeit Mitglied der Spitalleitung des Unispitals.

135 neue Stellen

«Wir haben das Glück, zwei aussergewöhnliche Augenforscher in Basel zu haben. Mit dem IOB erhalten die beiden die nötigen Werkzeuge, um ihr Potenzial voll zu entfalten», sagte der Direktor des Unispitals, Werner Kübler. Das IOB wird 135 neue Stellen schaffen. Zusammen mit dem Personal der Augenklinik werden dereinst 300 Personen am neuen Augeninstitut tätig sein. Zu Beginn wird das Institut ein Provisorium bei der Augenklinik beziehen. Längerfristig sei jedoch geplant, das IOB an einem neuen Ort – und allenfalls in einem Neubau – anzusiedeln, sagte Kübler. «Der Standort ist noch offen. Angestrebt wird aber eine räumliche Nähe zu bestehenden Institutionen wie dem Biozentrum oder der ETH.»

Die IOB-Forscher haben vier Augenkrankheiten identifiziert, denen sie sich schwerpunktmässig widmen wollen, darunter den grünen Star und die sogenannte Stargardt-Krankheit. Letztere ist eine Erbkrankheit, die in der Regel zur Erblindung führt. Die Vision von Scholl und Roska besteht darin, blinden oder vom Erblinden bedrohten Menschen ihre Sehkraft zurückzugeben. «Umfragen zeigen, dass Blindheit nach Krebs das am meisten gefürchtete Leiden der Menschen ist», sagte Scholl bei der Präsentation. Wegen der Alterung der Gesellschaft nehmen Augenerkrankungen weltweit zu. So ist beispielsweise der graue Star die häufigste Ursache von Sehverlust bei älteren Menschen.

Im Einklang mit Spitalfusion

«Bislang waren die Therapiemöglichkeiten ungenügend. Das wollen wir am IOB nun ändern», sagte Scholl. Entscheidend sei dabei der Austausch zwischen Forschung und Klinik, so der Augenmediziner: «Bislang hatten Augenärzte nur beschränkt Zugang zur Grundlagenforschung. Umgekehrt hatten die Forscher keinen Kontakt zu Patienten. Unser Ziel am IOB besteht nun darin, beides zu vereinen.» Nicht zuletzt steht die Gründung des IOB auch im Einklang mit den Spitalfusions-Plänen der Gesundheitsdirektoren in Basel und Liestal. Gemäss dieser Strategie soll unter anderem der Forschungsstandort Basel gestärkt werden.

Apropos Liestal: Die Baselbieter sind am IOB nicht beteiligt. «Wir haben in Liestal angefragt, aber es blieb letztlich bei Gesprächen», sagte der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (CVP), und fügte sogleich an: «Die Möglichkeit zur Beteiligung bleibt aber bestehen.»