Minister will Notfall-Reform: Masterplan gegen überfüllte Kliniken

Von: Von Hanno Kautz

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Notfallversorgung reformieren! Das Ziel: Weniger Rettungsfahrten, weniger Krankenhausbehandlungen, kürzere Wartezeiten, einfachere Strukturen.

Im Gespräch sind:

► einheitliche Rufnummern

► bessere Koordinierung der Patienten

► Krankenhausbehandlung nur für wirkliche Notfälle.

Gesundheitsminister Gröhe zu BILD: „Wir wollen die Notfallversorgung durch eine engere Zusammenarbeit der niedergelassenen Ärzte mit Krankenhäusern und Rettungsdiensten weiter verbessern.“

116117 wählen bei leichten Notfällen

Hintergrund der Reform sind strukturelle Defizite im System: Viele Patienten wissen nicht, dass bei leichten Notfällen (Schmerzen, Fieber, Bänderriss, etc.) NICHT das Krankenhaus, sondern der ärztliche Bereitschaftsdienst (Tel.: 116117) ihre erste Anlaufstelle sein sollte.

Notfallambulanzen sind deswegen häufig am Wochenende überlaufen. Für Rettungsdienste und Krankenhäuser lohnt es sich trotzdem, genau solche Patienten zu transportieren und zu behandeln. Jeder zweite Patient, der die Notfallambulanzen der Kliniken aufsucht, hat dort eigentlich nichts zu suchen, schätzen Experten.

Immer mehr Patienten kennen die Notfallnummern

Immerhin: Die Zahl der Patienten, die bei medizinischen Notfällen oder außerhalb der Praxissprechstunden (auch Festtage und Wochenenden) nicht nur die 112 (Rettungsdienst), sondern auch die 116117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) wählen, steigt.

Allein 2017 riefen 8 Millionen Patienten den Bereitschaftsdienst über diese Nummer zur Hilfe – Rekord! Der Chef der Kassenärzte (KBV) Andreas Gassen zu BILD: „Das sind schon viele, aber wir wollen die Nummer deutschlandweit bekannter machen und dafür werben.“ 3,7 Mio unnötige Krankenhausfälle ließen sich dadurch vermeiden.

Notfall-Reform Thema bei Sondierungen

Die Notfall-Reform ist auch Thema bei den anstehenden Sondierungsgesprächen zwischen CDU, CSU und SPD.

Eine Idee dafür: ein Patienten-Check vor Aufnahme in den Notfall-Ambulanzen. Johann-Magnus v. Stackelberg, Vize-Vorstandsvorsitzender des Krankenkassen-Spitzenverbandes, zu BILD: „Wir brauchen feste Anlaufstellen an den Kliniken, wo durch Fachleute der Behandlungsbedarf abgeklärt wird und dann die medizinisch notwendige Behandlung erfolgt.“

Abgelehnt wird von den Krankenkassen dagegen die Idee, von Patienten eine neue Art der Praxisgebühr zu verlangen, falls sie ohne richtigen Grund (z.B. bei Erkältung) ins Krankenhaus kommen. Von Stackelberg: „Ich kann kranken Menschen doch nicht vorwerfen, dass sie an der falschen Stelle Hilfe gesucht haben. Das Gesundheitswesen muss sich nach den Patienten richten und nicht umgekehrt!“

Insgesamt geben die gesetzlichen Krankenkassen pro Jahr rund 500 Mio Euro für die ambulante Notfallversorgung aus.

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