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PläneKliniken der Stadt Köln wehren sich gegen Verkauf an die Uniklinik

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Köln – Die Kliniken der Stadt Köln wehren sich gegen einen möglichen Verkauf an die Uniklinik. In einem Schreiben an alle Mitarbeiter der städtischen Kliniken Merheim, Holweide und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, das der Rundschau vorliegt, erklärt Geschäftsführer Roman Lovenfosse-Gehrt, eine Zusammenarbeit sei „eine prüfenswerte Idee“ für den Gesundheitsstandort Köln.

Es sei jedoch „extrem ungewöhnlich“, dass die Uniklinik hierbei „sofort eine Führungsrolle beansprucht oder sogar von einer Übernahme spricht“ – obwohl beide Häuser bei der Zahl stationärer Behandlungen vergleichbar seien und die städtischen Kliniken eine „deutliche höhere Fachschwere“ als die Uniklinik aufweisen würden.

Uniklinik will mindestens 51 Prozent der Anteile

Externe Experten würden den Kliniken der Stadt Köln „eine exzellente Hochleistungsmedizin und verschiedene Alleinstellungsmerkmale“ bescheinigen. Vor diesem Hintergrund „muss es in den Ohren aller Mitarbeiter wie Hohn klingen, dass die Kliniken Köln von dem vermeintlich ’höheren medizinischen Standard der Uniklinik’ profitieren sollen“, so Lovenfosse-Gehrt.

Wie berichtet, hat die Uniklinik diese Woche bei Oberbürgermeisterin Reker ein erstes Angebot für eine Übernahme der defizitären städtischen Kliniken abgegeben. Die Uniklinik will mindestens 51 Prozent der Anteile. Damit würde die Stadt die Kontrolle über die Kliniken verlieren. Problematisch daran sind nicht nur vergaberechtliche Fragen. Denn sollte die Stadt Anteile der Kliniken verkaufen, muss sie womöglich auch anderen Anbietern per Ausschreibung die Chance auf eine Beteiligung einräumen. Dann kämen eventuell Private zum Zug – was die OB bisher ausgeschlossen hat.

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Entscheidender ist die Frage der unterschiedlichen Ausrichtung. Die Uniklinik ist an Expansion interessiert, weil ein großer Verbund medizinische Forschung und technische Entwicklung erleichtert. Sie will unter die Top drei in Deutschland. Außerdem platzt die Uniklinik aus allen Nähten, kann in Lindenthal nicht weiter expandieren. Für sie wäre der Zugriff auf die rechtsrheinischen Standorte mit ihren freien Flächen ein Riesenvorteil. Dem gegenüber steht der Auftrag der Stadt, die medizinische Maximalversorgung aller Bevölkerungsschichten zu gewährleisten.

Keine Sorgen um Arbeitsplätze und Tarifverträge

Ob eine beherrschende Stellung der Uniklinik diesem Zweck dienlich wäre, wird nicht nur bei SPD und Linken angezweifelt. Fraglich ist auch, warum das Land NRW als Eigentümer der Uniklinik jetzt offenbar bereit wäre, eine hohe Summe für die Übernahme der Kölner Kliniken zu zahlen, während es seiner gesetzlichen Verpflichtung zur Finanzierung von Investitionen in den Kliniken bisher nicht ausreichend nachgekommen ist.

Fakt ist: Weil das Geld vom Land nicht reicht, haben die Kliniken etwa den Neubau von Haus 20 B in Merheim selbst finanziert. Ohne die Zinslast von 7,5 Millionen Euro hätten sie voriges Jahr nicht 6,5 Millionen Euro Defizit, sondern Gewinn gemacht. Nach Kritik vom Betriebsrat hat OB Reker am Freitag einen Brief an die Klinik-Mitarbeiter geschrieben. Tenor: Sie müssten sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze und Tarifverträge machen.

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