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Görlitzer Klinikum legt sein bestes Jahr hin

Geschäftsführerin Ulrike Holtzsch blickt frohen Mutes in eine Zukunft mit neuem Ausbildungszentrum und weiteren Investitionen in Millionenhöhe.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Ulrike Holtzsch ist erleichtert. Nach dem Kreistag hat am Donnerstag nun auch der Görlitzer Stadtrat geschlossen dem Ausbildungsverbund zugestimmt. Die Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums Görlitz ist damit am Ziel eines langen Weges. Ab September 2018 werden die Krankenhäuser im Landkreis eine gemeinsame Ausbildungsstätte haben: auf der Scultetusstraße in Görlitz. Da, wo bislang das Klinikum die Medizinische Berufsfachschule betreibt.

Hier konzentriert sich in einigen Monaten also die Ausbildung von Pflegenachwuchs aus der Region. Außerdem wurde bislang auch in der Medizinischen Berufsfachschule am Klinikum Oberlausitzer Bergland und an den Beruflichen Schulen des Landkreises Görlitz ausgebildet. Der neue Verbund soll nun zur Bündelung der Kapazitäten und Ausnutzung von Synergien im Landkreis Görlitz dienen. Zu jeweils 50 Prozent gehört die Krankenhausakademie des Landkreises Görlitz gGmbH dem Städtischen Klinikum Görlitz und dem Klinikum Oberlausitzer Bergland. Bei Ulrike Holtzsch ist die Erleichterung darüber auch deshalb groß, weil es doch einigen Gegenwind aus der Südhälfte des Landkreises zu dem Vorhaben gegeben hatte. „Die Gründung der Ausbildungsakademie war uns ein Herzenswunsch“, sagt Ulrike Holtzsch. Wie wichtig es für die Region sei, junge Leute für einen medizinischen Beruf zu begeistern, betonte die Geschäftsführerin auch am Donnerstag im Stadtrat noch einmal. Hier gab sie einen Rückblick auf 2017 und schaute zugleich in die Zukunft. Ausbildung sei da natürlich ein großes Thema. 190 Ausbildungsplätze – davon 144 eigene – hat das Klinikum. Damit ist es einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region. Es seien mehr Plätze als im Krankenhausplan vorgesehen sind. „Als großes Unternehmen der Region sollten wir uns nicht scheuen, mehr zu tun“, sagte Ulrike Holtzsch. „Wir werden die jungen Leute dringend brauchen.“ Deshalb bietet das Klinikum auch viele Praktika an. 340 Praktikanten schnuppern hier jährlich fünf bis sechs Wochen in Berufe hinein.

Belegschaft soll sich wohlfühlen
Über die Pflege- und Verwaltungsberufe hinaus steht natürlich immer auch die Suche nach Ärztenachwuchs im Fokus. Kooperationen mit den Unis in Breslau und Dresden sind dafür unabdingbar und auch fruchtbar. Mit 163 Ärzten hat das Klinikum als solches einst angefangen, im nächsten Jahr strebt es die Zahl von 181 Ärzten an, erklärte Ulrike Holtzsch.

Wichtig in einem Unternehmen mit 1 483 Mitarbeitern ist Frau Holtzsch die Zufriedenheit ihrer Mannschaft. Nächstes Jahr gibt es Verhandlungen mit Verdi zur Lohnangleichung, „wir hoffen auf gute Ergebnisse“, so Ulrike Holtzsch. Auch ansonsten werde eine Menge für die Mitarbeiter getan, unter anderem gebe es viele Angebote zur Gesundheitsvorsorge. Wenn nötig, werden auch Kollegen zur Reha geschickt. Selbstverständlich stehe auf genauso hoher Stufe die Zufriedenheit der Patienten. 550 stationäre und 48 teilstationäre Betten stehen zur Verfügung. Ambulant wie stationär würden Patienten des Klinikums mit hoher Qualität behandelt, das mache das breite Leistungsspektrum und die interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich. Die Vernetzung und Zentrenbildung will Holtzsch weiter vorantreiben. Zurzeit gibt es das Geriatrie-, das Mamma- sowie das Schlaganfallzentrum. „Wir haben inzwischen wesentlich mehr Fälle mit einem schweren Grad der Behandlung“, sagt Frau Holtzsch. Immerhin ist Görlitz Schwerpunktkrankenhaus und möchte es bleiben. Während sich andere Kliniken von bestimmten Bereichen – häufig Gynäkologie – aus wirtschaftlichen Gründen trennen, käme das fürs Klinikum nicht infrage.

Natürlich werde auch hier sehr auf Wirtschaftlichkeit geachtet. „Konsequente Kostenkontrolle“ sieht die Geschäftsführerin als wichtige Aufgabe. „Das heißt aber nicht zu sparen, sondern konsequent zu überprüfen, welche Ausgaben nötig sind.“ Mit dieser Linie ist es gelungen, Schulden immer mehr abzubauen – Ziel ist es, 2022 komplett schuldenfrei zu sein – andererseits die Erlöse zu steigern und weiter zu investieren.

Seit Bestehen des Klinikums in der jetzigen Form wurden insgesamt 185 Millionen Euro ausgegeben: unter anderem für Linearbeschleuniger, Hubschrauberlandeplatz, Medizinisches Gesundheitszentrum, Parkplatz, Kreißsaal, Haus B und ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ). 142 Millionen Euro kamen aus Fördertöpfen von Bund und Land, 42 Millionen Euro steuerte das Klinikum aus eigener Kraft bei, worauf Ulrike Holtzsch besonders stolz ist. Neue Vorhaben bis 2021 stehen schon auf der Agenda und werden weitere 35,3 Millionen Euro verschlingen. Dazu gehört das neue Mutter-Kind-Zentrum, das gerade entsteht. „Wirtschaftlich war 2017 das beste Jahr bisher“, zieht die Geschäftsführerin positive Bilanz.