Klinik noch in der Reha-Phase

Blick auf die Groß-Gerauer Kreisklinik.Foto: Vollformat/Alexander Heimann  Foto: Vollformat/Alexander Heimann
© Foto: Vollformat/Alexander Heimann

Reinhold Linn will für weitere drei Jahre Geschäftsführer der Groß-Gerauer Kreisklinik bleiben. Einen entsprechenden Vertrag mit dem Kreis Groß-Gerau hat der 67-Jährige...

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GROSS-GERAU. Reinhold Linn will für weitere drei Jahre Geschäftsführer der Groß-Gerauer Kreisklinik bleiben. Einen entsprechenden Vertrag mit dem Kreis Groß-Gerau hat der 67-Jährige kürzlich unterschrieben, wie er am Rande der Jahrespressekonferenz erläuterte. Dazu hatte Landrat Thomas Will (SPD) Journalisten ins Schloss Dornberg eingeladen.

Trotz des 2017 weiter auf 6 Millionen Euro angestiegenen Jahresdefizits, das der Kreis eigentlich auf maximal 3 Millionen zurückfahren möchte, zeigte sich Linn wie gewohnt optimistisch, was die Zukunft der Kreisklinik angeht.

Es sei eine große Herausforderung, ein Haus, das bereits zur Abwicklung vorbereitet worden sei, zu einer wettbewerbsfähigen Marke zu entwickeln. „Der Heilungsprozess braucht Geduld“, unterstrich auch Thomas Will mit Blick auf die Klinik. Noch befinde man sich in der Reha-Phase. „Am Ende wird alles gut“, betonte der Landrat. Fachlich habe sich die Klinik bereits neu aufgestellt, nun stünden große Veränderungen auf dem Gelände rund um das Krankenhaus an. Zusätzlich zu einem modernen Eingangstrakt und einem neuen Verwaltungsgebäude, der hinter dem Gesundheitsamt entstehen soll, ist ein neues DRK-Zentrum in der Planung. Außerdem gebe es mehrere Anfragen von privaten Investoren, die Pflegeeinrichtungen in unmittelbarer Nähe zur Klinik ansiedeln wollten. Zusammen mit einer Neugestaltung der Freiflächen müsse dies in einen Änderungsbebauungsplan für das Areal hinter dem Parkhaus einfließen. Dazu brauche man die Stadt Groß-Gerau als Kooperationspartner.

„Wir haben eine Lawine losgetreten“, freute sich Reinhold Linn. Er sieht in vielen Bereichen einen positiven Trend. So gebe es heute auch wieder mehr Initiativbewerbungen. Die Menschen gewännen wieder Vertrauen in die Klinik. Derzeit seien rund 450 Mitarbeiter im Krankenhaus beschäftigt. Gegenüber 2017 gebe es im ärztlichen Dienst ein Plus von 4,1 Vollzeitstellen, bei Pflegekräften seien es 8,4 mehr.

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Mehr Patienten, mehr OPs

Auch die Patientenzahlen entwickelten sich positiv. Für das erste Quartal 2018 wurden 380 Fälle (19,3 Prozent ) mehr registriert als im Vergleichszeitraum 2017, die Zahl der Operationen habe sich um 13 Prozent (plus 120) erhöht. All dies sei jedoch nicht zwangsläufig ein Garant für höhere Einnahmen, räumte Linn auf Nachfrage mit Verweis auf das Abrechnungssystem ein. Kleinere Krankenhäuser seien gegenüber größeren Einrichtungen deutlich im Nachteil. Als Haus der Grund- und Regelversorgung für alle Bürger des Kreises dürfe die Höhe der Erlöse aus Fallpauschalen nicht im Vordergrund stehen. „Wir schicken niemanden weg“, unterstrich auch Landrat Thomas Will.

Wie Linn außerdem deutlich machte, sei der Anteil der Privatpatienten noch nicht hoch genug. Um ihren Wünschen stärker nachzukommen, sollen weitere Wahlleistungszimmer eingerichtet werden. Auf der Geburtenstation seien diese stark nachgefragt. Viele Familien zahlten für die komfortablen Zimmer gerne aus der eigenen Tasche 150 Euro pro Tag.

Im Jahr 2018 mehr als 600 Geburten angestrebt

Als „wichtigste Entscheidung“ auf dem Weg der Umstrukturierung nannte Linn den Erhalt der Entbindungsstation. „Wir steuern auf über 600 Geburten zu“ – so viele wie lange nicht mehr. Große Hoffnung setzt er vor allem in die medizinische Spezialisierung, beispielsweise als Beckenboden- und Darmkrebszentrum. Zur langen Liste der Neuerungen zählen die Neuorganisation der Operationssäle, die Gewinnung mehrerer Belegärzte, die Optimierung interner Abläufe, die Einführung der elektronischen Patientenakte, ein neues Werbekonzept.

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Als zentrale Pläne nannte Linn neben den mit rund 13 Millionen Euro kalkulierten Umbaumaßnahmen zur Schaffung moderner Zimmer mit Sanitärzellen auch die Neustrukturierung der Notaufnahme sowie die Übernahme von Hausarztsitzen und Einrichtung medizinischer Versorgungszentren. Außerdem kündigte er die Ausweitung der Servicequalität an. „Wir wollen näher am Patienten sein.“ Vorgesehen sei unter anderem die Verbesserung des Speisenangebots, wobei die Auswahlmöglichkeit etwa bei Frühstück und Abendessen individueller gestaltet werden soll. „Jeder Stein wird umgedreht“, unterstrich Landrat Will. „Die Klinik wird in fünf Jahren ein vollkommen anderes Profil haben.“