25 Millionen Euro im MinusGeschäftsführer soll Kölner Kliniken verlassen

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Seit 2010 ist Roman Lovenfosse-Gehrt Geschäftsführer der städtischen Klinken.

Seit 2010 ist Roman Lovenfosse-Gehrt Geschäftsführer der städtischen Klinken.

Köln – Roman Lovenfosse-Gehrt, Geschäftsführer der Kliniken Köln, soll gehen. In einer außerplanmäßigen Sitzung hat der Aufsichtsrat der städtischen Kliniken gestern sein Ausscheiden beschlossen. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Michael Paetzold (SPD) empfiehlt der Stadt, sich von dem Geschäftsführer zu trennen.

Für die Kündigung seines Arbeitsvertrags ist die Stadt Köln zuständig, sie soll fristgerecht nach neun Monaten erfolgen. Gleichzeitig sprach sich das Gremium dafür aus, Lovenfosse-Gehrt mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden – darüber muss ebenfalls noch die Politik entscheiden. Der Hauptausschuss entschied gestern Abend allerdings nicht über die Kündigung des 53-Jährigen – das Thema soll zunächst in den Fraktionen diskutiert werden. Eine Sondersitzung des Finanzausschusses soll zeitnah anberaumt werden.

Defizit von 25 Millionen Euro

Nach Informationen der Rundschau führte ein Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer von Ernst und Young zu der Entscheidung des Aufsichtsrats: Das finanzielle Defizit, so heißt es, liege bei rund 25 Millionen Euro – Tendenz steigend. Es ist also keine Überraschung, dass in der Klinik-Krise nun auch Köpfe rollen sollen. Zuvor hatten bereits die Arbeitnehmervertreter den Rücktritt von Lovenfosse-Gehrt und weiteren Führungskräften gefordert. Sie werfen dem Geschäftsführer Missmanagement vor. Diese Forderung hatte der Aufsichtsrat Ende März zunächst abgelehnt. Gestern nun doch die Zustimmung des Gremiums. Aus dessen Reihen war zu hören, man habe schon viel zu lange mit dieser Entscheidung gezögert.

Unter der Leitung von Lovenfosse-Gehrt waren die Kliniken seit 2012 finanziell in eine Schieflage geraten, drohten zuletzt sogar zahlungsunfähig zu werden.

Der Geschäftsführer begründete dies unter anderem durch Rückstände bei der Abrechnung der ambulanten und stationären Leistungen. Nachzahlungen aus den Jahren 2017 und 2018 stünden noch aus, teilten die Kliniken mit.

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Wie berichtet hat die Stadt Köln den Kliniken im März ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von elf Millionen Euro ausgezahlt. Auch zu weiteren Finanzhilfen sei die Stadt bereit. Gleichzeitig hat sie als alleinige Eigentümerin der Kliniken ein eigenes Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben, das die wirtschaftliche Lage der Kliniken analysieren soll. Gerechnet wird mit den Ergebnissen der Wirtschaftsprüfer erst im Juni.

Klinikverbund mit Uniklinik?

Um die Kliniken wieder in die schwarze Zahlen zu bringen, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bereits im November einen Klinikverbund mit der Uniklinik ins Spiel gebracht. Durch die Übernahme könnte in Köln das zweitgrößte Klinikum Deutschland nach der Berliner Charité entstehen – mit rund 3000 Betten und 15 000 Mitarbeitern. Der Aufsichtsrat der städtischen Kliniken hatte damals den Vorstoß der OB scharf kritisiert. Unterdessen hat eine Mehrheit im Stadtrat beschlossen, dass die Kliniken exklusive Verhandlungen mit der Uniklinik aufnehmen sollen. Ein Verbund mit der Uniklinik biete „große Potenziale für die Gesamtstadt“, so Reker.

Lovenfosse-Gehrt ist seit 2010 Geschäftsführer der städtischen Kliniken. Insgesamt ist er für 4500 Mitarbeiter in den drei Krankenhäusern Merheim, Holweide und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße verantwortlich. Der gelernte Krankenpfleger, Rettungssanitäter und Betriebswirt leitete zuvor das Dezernat für Wirtschaft/Einkauf der Uniklinik. 2008 wechselte er als stellvertretender Geschäftsführer zum Klinikverbund Südwest in Baden-Württemberg.

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