Kölner KlinikenVernichtendes Zeugnis für Geschäftsführer Lovenfosse-Gehrt

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Klinik Merheim Banneyer

Die Kliniken in Köln-Merheim

Köln – Katastrophale Misswirtschaft, massive Abweichungen vom Sanierungsplan, intransparente Entscheidungen: Das Zeugnis, das die Wirtschaftsprüfer von Ernst und Young dem Geschäftsführer der städtischen Kliniken, Roman Lovenfosse-Gehrt, ausgestellt haben, könnte vernichtender kaum sein. 

Die Unternehmensberatung, die die defizitären Kliniken derzeit im Auftrag der Stadt auf Herz und Nieren überprüft, hatte knapp zwei Wochen nach Aufnahme ihrer Arbeit erste Erkenntnisse präsentiert und die sofortige Abberufung des Klinikchefs nahegelegt. Dem war der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung am Montag einstimmig gefolgt. Der Beschluss fiel dem Vernehmen nach auf Vorschlag von Kämmerin Gabriele Klug, die ihn als Vertreterin der Gesellschafterversammlung nun noch formell bestätigen muss.

Verlust von 11,2 Millionen Euro

Laut dem Zwischenbericht, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, hat die Geschäftsführung die Maßnahmen zur Sanierung „nicht weiter beziehungsweise nicht in der notwendigen Stringenz“ verfolgt. Infolgedessen hätten sich die Verluste im Jahr 2017 auf 11,2 Millionen Euro summiert – bisher war von acht Millionen Euro die Rede.

Schwierige Nachfolge

Die Ausschreibung für die ordentliche Nachfolge von Noch-Geschäftsführer Roman Lovenfosse-Gehrt dürfte sich äußerst schwierig gestalten.

Solange nicht klar ist, ob die geplante Kooperation mit der Uniklinik zustande kommt, kann die Stadt den Posten kaum besetzen. Bei einer mehrheitlichen Übernahme wird die Uniklinik auf Mitsprache bestehen.

Hinzu kommen ausstehende Forderungen der Kliniken an die Krankenkassen. Hier besteht laut der Gutachter ein „sich verhärtendes Risiko“ von minus zehn Millionen Euro. Sollte dies so eintreten, müssten sich die Kliniken auf ein Defizit von mehr als 20 Millionen Euro einstellen.

Kritik am Berichtwesen der Kliniken

Ernst und Young kritisiert zudem das Berichtswesen der Kliniken. Das Controlling sei zur Steuerung des Betriebs unangemessen. Sprich: Die Geschäftsführung verfügt offenbar nicht über das notwendige Zahlenmaterial, um die Kassenlage beurteilen zu können. Die Wirtschaftsprüfer konstatieren außerdem Unsicherheit unter den Mitarbeitern, die sich in einer zunehmenden Fluktuation auf Führungsebene niederschlage.

In den vergangenen zwei Jahren haben demnach nicht nur die kaufmännische Direktorin und der Pflegedirektor ihren Hut genommen, sondern auch sechs Abteilungsleiter, die Pflegedienstleitungen von Merheim und Holweide sowie der Chef der Zentralapotheke. Lovenfosse-Gehrt fälle Personalentscheidungen intransparent und ohne die Einbeziehung der zuständigen Führungsgremien.

Desaströse Ergebnisse

Angesichts des desaströsen Ergebnisses war Stadt und Aufsichtsrat wohl nichts anderes übrig geblieben, als die Notbremse zu ziehen. Doch wie geht es nun weiter? Bereits am Freitag soll der Finanzausschuss zu einer Sondersitzung zusammenkommen. „Im Anschluss ist der Weg frei für die Abberufung und den Vollzug der Kündigung des Geschäftsführers der Kliniken“, teilte Kämmerin Klug auf Anfrage mit. Der Grünen-Politiker und Aufsichtsratsmitglied Ralf Unna warnte vor einer erneuten Verzögerung der Entscheidung durch die Finanzpolitiker. „Eine Blockade würde den Kliniken und damit der Stadt Köln massiv schaden.“

Dem Vernehmen nach hat Aufsichtsratsvorsitzender Michael Paetzold (SPD) den Auftrag erhalten, mit Lovenfosse-Gehrt einen Aufhebungsvertrag auszuhandeln. Dabei wird es auch um Abfindungszahlungen gehen. Nach der Kündigung soll zeitnah ein externer Interimsgeschäftsführer bestellt werden, der über ausgewiesene Erfahrungen als Klinik-Sanierer verfügt. Die Stadt soll sich bereits in Gesprächen mit mehreren Kandidaten befinden. Mit einer Entscheidung wird noch diesen Monat gerechnet. Am 25. April findet eine gemeinsame Betriebsversammlung für alle drei Standorte statt – dort werden die Mitarbeiter Antworten einfordern.

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