Der österreichische Gesundheitskonzern Vamed hat 2017 weiter zugelegt. Das zwölfte Jahr in Folge stieg das Betriebsergebnis, auch der in der Branche wichtige Auftragsbestand erreichte mit 2,1 Milliarden Euro (+9 Prozent) einen Höchstwert, sagte Vorstandschef Ernst Wastler am Freitag. Mittlerweile macht die Vamed knapp 70 Prozent ihres Umsatzes im Ausland.

Die Vamed betreibt in 84 Ländern Polikliniken, Universitätskrankenhäuser, Rehazentren, aber auch Thermen wie die Therme Wien - oft gemeinsam mit der öffentlichen Hand (Public Private Partnerships, PPP).

Bei der Therme Wien, der größten Stadttherme in Europa, an der die Vamed laut Firmenbuch knapp ein Fünftel hält, "erreichen wir unsere Planziffern", sagte Wastler bei der Jahrespressekonferenz, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Seit die Therme direkt mit der U1 erreichbar ist (Herbst 2017), gebe es einen "gewaltigen Schub" bei den Besuchern. Wastler sprach von 750.000 Gästen pro Jahr (exklusive Therme Wien Med, eine ambulante Reha) und einer sehr hohen Weiterempfehlungsrate. 2016 hatte die Therme Wien GmbH & Co KG laut Firmenbuch einen Gewinn von fast 224.000 Euro gemacht (2015: 176.000 Euro), bei einem Umsatz von 24,3 Millionen Euro (2015: 24,4 Millionen).

Krankenhausbetreiber

In Österreich ist die Vamed auch am Krankenhausmarkt präsent, etwa im Wiener AKH. 2017 hat der Konzern gemeinsam mit der MedUni Wien in Gars am Kamp ein Gendermedizinforschungszentrum eröffnet. In St. Veit im Pongau wurde der "Leuwaldhof" gebaut, Österreichs erste Krebs-Reha für Kinder und deren Angehörige. "Damit sind wir der größte private Reha-Anbieter in Österreich", so Wastler. Zudem bekam die Vamed den Zuschlag für die Errichtung von Strahlentherapiezentren im Krankenhaus Hietzing und am SMZ-Ost, Auftraggeber ist der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Dies ist der 25. PPP-Auftrag der Vamed.

Auch im Ausland war die Vamed voriges Jahr aktiv, in fünf neuen Märkten hat der Konzern Fuß gefasst, darunter in Spanien und Dänemark. Im deutschen Duisburg hat die Vamed, die selbst großteils dem deutschen Gesundheitskonzern Fresenius und zu 13 Prozent der Republik Österreich gehört, einen Sterilgutspezialisten mehrheitlich übernommen und ist damit in dem Bereich Marktführer in Deutschland. In der Schweiz sind die Wiener nun der zweitgrößte private Reha-Anbieter, im Vorjahr kaufte man die Rehaklinik Seewis in Graubünden.

Obwohl die Vamed 72 Prozent ihres Umsatzes in Europa macht, ist sie auch in fernen Ländern präsent. Der Afrika-Anteil liegt bei 8 Prozent. Wastler hofft, dass er nächstes Jahr wieder steigt, denn 2017 machte dem Konzern dort die Rohstoffpreisentwicklung zu schaffen. Viele Länder seien sehr von Erdöleinnahmen abhängig, daher sei die Finanzierung schwierig gewesen, zudem habe der Internationale Währungsfonds (IWF) die Staatshaushalte "reglementiert". In Asien bzw. der Pazifikregion macht die Vamed 16 Prozent ihres Umsatzes, 4 Prozent in Lateinamerika. Vor zehn Jahren hatte der Auslandsanteil des Unternehmens erst 47 Prozent betragen, heute fast 70, so Wastler.

Kein Interesse an AUVA-Krankenhäusern

2017 setzte die Vamed 1,2 Milliarden Euro um, ein Plus von 6,0 Prozent. Der Auftragseingang legte um 8,0 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu, das Betriebsergebnis (Ebit) um 10,0 Prozent auf 76 Millionen Euro und der Jahresüberschuss um 11,0 Prozent auf 51 Millionen Euro.

Heuer will die Vamed organisch wachsen und sich aufs Dienstleistungsgeschäft konzentrieren. Dessen Anteil überstieg 2017 erstmals die 50-Prozent-Marke. Besonders im Auge hat der Vorstandschef den Post-Akut-Bereich. 2020 will er in 100 Ländern präsent sein.

Gefragt, ob die Vamed interessiert sei, Spitäler der Unfallversicherung zu übernehmen, sagte Wastler, das österreichische Erstattungssystem lasse es - im Gegensatz zum deutschen - nicht zu, in der Akutversorgung Gewinne zu erzielen. Daher seien in diesem Bereich hauptsächlich kommunale bzw. gemeinnützige Träger tätig. In Linz habe die Vamed für die AUVA ein Traumazentrum realisiert und fünf Jahre "verfügbar gehalten". In einem unfallchirurgischen Zentrum könne man die Leistungen nicht sehr gut planen, müsse Kosten vorhalten, die man nicht mit Sicherheit im Erlös abgelten könne. Gäbe es in Österreich ähnliche Erstattungsvoraussetzungen wie in Deutschland, wo private Gesundheitskonzerne Gewinne erzielen könnten, würden "in kürzester Zeit" europäische Gesundheitsdienstleister auch hierzulande anbieten, meint Wastler. Ob sich dadurch das Gesundheitssystem verbessern würde, beantwortete der Vamed-Chef nicht. In Österreich sei das Leistungsniveau bereits jetzt sehr, sehr hoch. Es sei eine Grundsatzentscheidung, ob man Gesundheitsversorgung in gewissen Bereichen ausschließlich der öffentlichen Hand überlassen wolle ob man auch private Anbieter haben möchte.