Oldenburg - Im Klinikum Oldenburg hängt der Haussegen schief: Mitarbeiter klagen über „Angst“ und „Frustration“, das Verhältnis von Vorstand und großen Teilen des Ärztlichen Direktoriums gilt als zerrüttet. Ein Mediationsverfahren wurde nach NWZ-Informationen abgebrochen.

Hintergrund der Unruhe ist das Millionen-Defizit, das das Krankenhaus 2017 erwirtschaftet hat. Das Minus geht offenbar größtenteils auf einen Personalmangel in einigen Abteilungen zurück – und den Personalmangel führen viele Mitarbeiter wiederum auf das schlechte Betriebsklima zurück.

Tatsächlich haben zahlreiche Mitarbeiter, darunter namhafte Ärzte, das Klinikum in den vergangenen Monaten verlassen. Nach NWZ-Informationen sind wegen des Personalmangels aktuell rund 60 Betten gesperrt. Zeitweise waren bis zu 100 Betten in dem 832-Betten-Haus gesperrt.

Klinikchef Dr. Dirk Tenzer spricht von einem Rückgang der Behandlungszahlen um circa drei Prozent. Dazu habe Personalmangel, aber „punktuell“ auch die Berichterstattung zum Fall des Klinikmörder Niels Högel beigetragen.

Das Defizit soll nach NWZ-Informationen bei 16,77 Millionen Euro liegen. Fast sechs Millionen Minus sind durch den Rückgang der Behandlungszahlen angefallen. Etwa elf Millionen Euro Minus gehen auf sogenannte Rückstellungen für zwei Schadensfälle zurück. Die Bilanzzahlen des Jahres 2017 sollen bald veröffentlicht werden. Nach NWZ-Informationen sind auch die Zahlen des ersten Quartals 2018 negativ. Tenzer sieht aber einen „positiven Trend“.


Kritiker machen vor allem Tenzer für das schlechte Betriebsklima und damit indirekt auch für das Defizit verantwortlich. Andere sprechen wiederum von einer regelrechten „Hetzjagd“. Der Verwaltungsrat des Klinikums und die Stadt als Trägerin stehen offenbar hinter dem Klinikchef. „Es gibt keine Personaldebatte Tenzer!“, heißt es.

Personalmangel in Pflege und Ärzteschaft ist ein bundesweites Problem. Das Klinikum leidet aber offenbar deutlich stärker darunter als andere Häuser in der Region.

Das Klinikum Oldenburg ist mit fast 2900 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in Oldenburg nach der EWE. Es ist Lehrkrankenhaus der Universität Oldenburg.

Christoph Kiefer
Christoph Kiefer Reportage-Redaktion (Chefreporter)