Bei Brustoperationen arbeiten Esslinger Ärzte mit Kollegen aus dem Stuttgarter Marienhospital zusammen. Foto: dpa-tmn - dpa-tmn

Am Marienhospital hat man sich auf Brustrekonstruktionen mit Eigengewebe spezialisiert. Dank eines Vertrags kommen auch Esslinger Patientinnen in den Genuss dieser Technik.

EsslingenDie Diagnose Brustkrebs ist ein Schock. Erst recht, wenn damit auch noch die Amputation der Brust einhergeht. Neben der sicheren Entfernung des Tumors legt Professor Thorsten Kühn, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Esslinger Klinikum, Wert darauf, „dass wir bei der Operation auch die Ästhetik im Blick haben“. So wird jeder Patientin, die am Klinikum operiert wird, eine Sofortrekonstruktion mit Implantaten angeboten. „Im breiten Angebot der Brustrekonstruktion am Klinikum hat mir aber noch ein wichtiger Mosaikstein gefehlt“, sagt der Chefarzt am gestrigen Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Um das Angebot der Frauenklinik zu vervollständigen, bedurfte es keiner weiten Wege. Denn am Marienhospital Stuttgart hat sich Thomas Schoeller, Ärztlicher Direktor des Zentrums Plastische Chirurgie und Universitätsdozent, auf Eigengewebsrekonstruktionen durch sogenannte freie Lappenplastiken spezialisiert. Da sich die beiden Mediziner nicht nur fachlich schätzen, sondern auch persönlich bestens verstehen, beschlossen sie, ihre Kräfte und ihr Können zu bündeln und die Brustrekonstruktion mit Eigengewebe künftig auch am Esslinger Klinikum anzubieten.

Damit das medizinisch Gewünschte auf einer ökonomisch stabilen Basis steht, haben Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen, und Nils Dehne, Leiter für Praxis- und Kooperationsmanagement am Marienhospital, einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, über den man Operationsteams nach Esslingen schicken kann. „Um unseren Patientinnen und Patienten in allen Gebieten eine hohe Qualität an einem Standort anbieten zu können, sind Kooperationen ein wichtiger und sinnvoller Baustein für unser Haus“, betonte Sieber.

Natürlich hätten Thorsten Kühn und sein Team die Patientinnen, für die eine Brustrekonstruktion mit Eigengewebe infrage kommt, ans Stuttgarter Marienhospital überweisen können. Doch der Chefarzt weiß, „dass die Patientinnen es sehr schätzen, wenn sie dort, wo der Krebs operiert wird, anschließend weiter operiert werden“ – wobei die Rekonstruktion der Brust nicht automatisch direkt nach der Krebsbehandlung erfolgt. „Da können manchmal sogar Jahre dazwischen liegen“, erklärt Thomas Schoeller, der am Marienhospital gemeinsam mit seinem Team jährlich rund 200 Brustrekonstruktionen mit Eigengewebe vornimmt.

Bei dieser aufwendigen Operationstechnik, die an Schoellers Heimat-Uni in Innsbruck entwickelt worden ist, wird Fettgewebe aus dem Bereich des Unterbauchs oder aus dem Oberschenkel gewebesparend entnommen und an das Blutgefäßsystem der Brust angeschlossen. Die mehrstündigen Operationen sind hoch diffizil. Denn die lediglich ein bis zwei Millimeter dicken Blutgefäße müssen unter einem Mikroskop so miteinander vernäht werden, dass das Blut ungehindert durchfließen kann. „Da darf die Hand nicht zittern“, erklärt Thomas Schoeller.

Seit Herbst vergangenen Jahres sind zehn Patientinnen des Klinikums Esslingen in den Genuss dieser innovativen Operationstechnik gekommen. Um die anbieten zu können, hat das Klinikum neben einem Operationsmikroskop weitere spezielle Instrumente angeschafft. „Die Operationen sind gut verlaufen und die Ergebnisse sind durchweg positiv. Vor allem sind die Patientinnen sehr zufrieden“, berichtet Thorsten Kühn. „Und das ist schließlich die Hauptsache.“ Auch aus Sicht seines Kollegen und Freundes hat sich die Kooperation bewährt. „Wir wissen, dass wir mit dem Esslinger Klinikum einen sehr verlässlichen Partner haben, der auch eine optimale Nachsorge gewährleistet“, unterstreicht Thomas Schoeller.