Mainzer Unimedizin mit Rekord-Minus von über 30 Millionen Euro

Das Portal der Unimedizin Mainz. Foto: Peter Pulkowski, Universitätsmedizin Mainz

Die Verluste der Mainzer Universitätsmedizin nehmen immer schlimmere Ausmaße an. Nachdem das Klinikum bereits 2016 mit 26 Millionen Euro ein Rekord-Minus verzeichnet hatte,...

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MAINZ. Die Verluste der Universitätsmedizin Mainz nehmen immer schlimmere Ausmaße an. Nachdem das Klinikum bereits 2016 mit 26 Millionen Euro ein Rekord-Minus verzeichnet hatte, haben sich die Zahlen in 2017 weiter verschlechtert. Nach Information unserer Zeitung ist das Defizit auf über 30 Millionen Euro gestiegen, was der Vorstandsvorsitzende der einzigen rheinland-pfälzischen Uniklinik, Professor Norbert Pfeiffer, bestätigte.

Zwar sei die Jahresabschlussprüfung noch nicht komplett abgeschlossen, so Pfeiffer. Allerdings müsse man davon ausgehen, dass ein Defizit jenseits von 30 Millionen Euro zu erwarten sei.

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Damit geht die seit Jahre anhaltende finanzielle Berg- und Talfahrt des Klinikums weiter – derzeit als Schussfahrt in die Tiefe. Nachdem noch 2011 die schwarze Null in der Bilanz gestanden hatte, waren die Zahlen mit minus 20 Millionen Euro im Folgejahr blutrot. Danach wurde das jährliche Defizit auf 12,6, dann auf jeweils rund sechs Millionen Millionen gesenkt, bevor der Vorstand für 2016 das Rekordminus von 26 Millionen Euro verkünden musste. Und nun wird es bei der Bilanzpressekonferenz , die in den nächsten Wochen ansteht, noch mehr.

Personalkosten gestiegen

Nachdem das Vorjahresminus zu mehr als der Hälfte von einmaligen Sondertatbeständen verursacht worden war, gilt dies für 2017 nicht. Hauptgrund seien nun die Personalkosten. „Sie sind gegenüber 2016 um 24,5 Millionen Euro gestiegen – von 402,4 Millionen auf 426,9 Millionen Euro“, so Pfeiffer. Davon entfielen 14 Millionen Euro auf Tarifsteigerungen, zudem sei Personal aufgestockt worden.

2017 zählte die Unimedizin mit 5.728 Vollzeitstellen im Schnitt 80 Beschäftigte mehr als im Vorjahr. Sie waren einerseits mit Hoffnung auf Leistungssteigerung eingestellt worden, zur Umsetzung neuer Vorschriften oder für das neue Onkologischen Spitzenzentrum. „Hier haben wir Mehrkosten von sieben Millionen Euro“, so Pfeiffer.

Diese Kosten wurden bei weitem nicht durch höhere medizinische Erlöse aufgefangen. Zwar wuchs die Zahl stationär behandelter Patienten um 800 auf 68.903, auch die Hochschulambulanzen legten zu, aber die geplante Steigerung der Case Mix-Punkte, die das Umsatzvolumen widerspiegeln, wurden knapp verfehlt.

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Dass Mehrleistungen ohnehin nicht mehr Erlös bedeuten, ergibt sich aus dem 2017 eingeführten sogenannten Fixkostendegressionsabschlag, quasi ein Mengenrabatt bei steigenden Fallzahlen. Durch diesen Abschlag, gestrichene Zuschläge und weitere Änderungen aus dem Krankehausstrutkurgesetz soll vergangenes Jahr allen Uniklinika bis zu 250 Millionen gefehlt haben.

Derzeit laufen Budgetverhandlungen

Verlustbringer sind laut Pfeiffer nach wie vor die Notaufnahme, deren Leistungen zu gering vergütet würden, sowie die ambulante Versorgung in den Hochschulambulanzen. Für letztere wurden bessere Konditionen verhandelt, die aber erst seit Jahresmitte greifen.

Derzeit laufen an der Unimedizin Budgetverhandlungen, werden Projekte auf den Prüfstand gestellt, und auch beim Personal wird es Abbau geben, wie schon im jüngst im rheinland-pfälzischen Haushalts- und Finanzausschuss vorgestellte Wirtschaftsplan zu lesen ist. Zum Personalaufwuchs der letzten Jahre heißt es: „Nunmehr muss einrichtungsbezogen beurteilt werden, ob die zugrunde liegenden Annahmen bezüglich der Leistungssteigerung erfüllt wurden.“

Das bedeutet, dass Stellen auf dem Prüfstand stehen, wobei die Unimedizin davon ausgeht, dass im laufenden Jahr hier rund sieben Millionen Euro eingespart werden sollen. Das Personal soll netto um 80 Vollzeitkräfte reduziert werden, vor allem in patientenfernen Bereichen. Hierfür nutze man die Fluktuation und besetze freie Stellen nur verzögert wieder. Professor Norbert Pfeiffer bekräftigt dabei seine gleich nach dem Amtsantritt getroffene Aussage: „Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.“