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Josef-Hospital Delmenhorst Sieben Krankenhaus-Kontrolleure

Die sieben Mitglieder für den Aufsichtsrat für das Delmenhorster Josef-Hospital sind gefunden. Neben dem Oberbürgermeister, einem JHD-Arzt und der SPD-Fraktionsvorsitzenden sind es durchweg Externe.
13.09.2018, 16:56 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Sieben Krankenhaus-Kontrolleure
Von Andreas D. Becker

Die Besetzung des Aufsichtsrates für das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) steht. Das teilte Oberbürgermeister Axel Jahnz am Donnerstag mit. Am Mittwoch hatten sich die letzten Kandidaten, die der Ratspolitik noch unbekannt waren, im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss vorgestellt. Zudem wurde auch aus der Mitarbeiterschaft des JHD ein Vertreter gewählt. Abschließend muss der Rat sein Votum geben, die Zustimmung dürfte aber wohl reine Formsache sein. Jahnz nannte allerdings noch keine Namen. Die sollen erst öffentlich gemacht werden, wenn der Rat entschieden hat.

Maßgabe der Politik nach der Insolvenz des fusionierten Krankenhauses war, dass ganz offensichtlich mehr Fachkompetenz im Aufsichtsrat versammelt sein muss, um ein erneutes Desaster zu verhindern. Jahnz ist sich sicher, dass dies mit der aktuellen Besetzung gelungen ist. Die Ankündigung der Parteien, bei denen von ihnen entsandten Vertretern auf Proporz zu verzichten und dafür das Augenmerk auf Fachkompetenz zu richten, wurde zumindest zum Teil umgesetzt. Die CDU hat einen externen Experten aus dem Gesundheitswesen benannt, die SPD möchte aber wiederum nicht auf einen Vertreter aus der politischen Sphäre verzichten.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der neue Aufsichtsrat aus diesen sieben Mitgliedern bestehen, wobei einige Namen schon durch die offizielle Berufung bekannt waren.

Axel Jahnz : Der Oberbürgermeister ist qua Gesellschaftervertrag gesetztes Aufsichtsratsmitglied. Schließlich ist er als Chef der Verwaltung auch der Kopf des Alleingesellschafters des Krankenhauses. Jahnz saß auch schon im Aufsichtsrat des JHD, als es in die Insolvenz schlitterte. Offenbar war es im Frühjahr 2017, als das Haus de facto absehbar in die Handlungsunfähigkeit rutschte, dem Geschäftsführer noch gelungen, die Brisanz der Situation gegenüber dem Aufsichtsrat etwas herunterzuspielen. Auch wenn als sicher gelten darf, dass Thomas Breidenbach letztlich im Sommer 2017 gehen musste, weil es vor allem die katholische Besitzerseite war, die ihm es nicht mehr zutraute, das Ruder noch herumzureißen. Jahnz hat danach den gesamten Sanierungsprozess und die Insolvenzphase eng begleitet, zudem heißt es, dass er eine gute Beziehung zu JHD-Geschäftsführer Florian Friedel pflegt. Einige Politiker in Jahnz' Partei, der SPD, befürchten, dass Jahnz Friedel aus der Hand fresse und dessen Wirken nicht kritisch genug begleite.

Bettina Oestermann : Eigentlich wollte die SPD auch externen Sachverstand für den Aufsichtsrat rekrutieren. Doch weil die Informationspolitik des Oberbürgermeisters und des Geschäftsführers seitens der Genossen oft als zu karg und zu undurchsichtig kritisiert wurde, setzte sich schließlich die Idee durch, dass es nicht schaden kann, wenn auch jemand, der aus der Politik kommt und im Rat sitzt, Mitglied des Aufsichtsrates ist und im Zweifelsfall ungefiltert Informationen an den Entscheider in Geldfragen geben kann. Für die Fraktionsvorsitzende der Delmenhorster Sozialdemokraten bedeutet das aber, sich mit viel Energie in ein komplexes Thema einzuarbeiten, denn Krankenhaus ist ein schwieriges Geschäft. Allerdings verfügt sie über Aufsichtsratserfahrung und steht dem Kontrollgremium der Stadtwerkegruppe (SWD) vor. Oestermann ist Juristin und arbeitet in der Steuerfahndung.

Martin Müller: Die CDU verweist gern mit einem kleinen Seitenhieb auf die SPD darauf, dass man sich an das Versprechen mit den externen Fachleuten für den Krankenhaus-Aufsichtsrat gehalten habe. Martin Müller ist Verwaltungsleiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wichernstiftes in Elmeloh, also einer Fachklinik, und kennt sich mit der Finanzierung im Gesundheitswesen aus. Müller hat Betriebswirtschaft in Hildesheim studiert, anschließend als IT-Spezialist im Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung gearbeitet und auch die IT bei den Diakonischen Werken Hannover verantwortet.

Matthias Esch: Die Belegschaft des JHD hatte die freie Wahl, jeder, der wollte, durfte sich um diesen Sitz bewerben, es sollte ausdrücklich eben nicht ein Betriebsratsmitglied als gesetzt gelten. Esch ist leitender Oberarzt in der Klinik für Thoraxchirurgie am JHD. Studiert hat er in Marburg, wo er auch promovierte. Später sattelte er an der TU Kaiserslautern noch den Master in Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen drauf. In der Big Band Walle spielt er Posaune.

Hanspeter Teetzmann : Dabei dürfte es sich um die überraschendste Personalie handeln. Teetzmann war bis Ende März 2017 Direktor des Amtsgerichtes Delmenhorst, seit April des Vorjahres ist er Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Oldenburg und dort auch Leiter der Abteilung Ambulanter Justizsozialdienst Niedersachsen. Tiefere Einblicke als Besuche bei Kranken dürfte Teetzmann in das niedersächsische beziehungsweise bundesrepublikanische Krankenhauswesen sicherlich nicht haben. Aber als ehemaliger Chef des Amtsgerichtes kennt er sich juristisch gut mit dem Thema Insolvenz aus. Von daher könnte zumindest diese Expertise zum aktuellen Zeitpunkt noch eine Rolle spielen.

Christoph Titz : Neben Matthias Esch sitzt mit dem niedergelassenen Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ein zweiter Mediziner in der Runde. Dass die Delmenhorster Ärzteschaft, deren Verhältnis zum Krankenhaus auch nicht immer als unproblematisch gilt, weil viele Ärzte lieber in Kliniken in Bremen oder Oldenburg denn ins JHD einweisen, mit in die Kontrolle des neuen städtischen Krankenhauses eingebunden wird, war den Entscheidern offensichtlich wichtig. Titz hat aber nicht nur eine eigene Praxis in der Stadt, sondern er ist auch Vorsitzender des Hauptausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.

Barbara Schulte: Als Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur des Klinikums Region Hannover kennt sie sich auf jeden Fall mit den Schwierigkeiten im niedersächsischen Krankenhauswesen aus. Der Klinikverbund geriet 2013 nämlich in eine bedrohliche Schieflage. Seinerzeit sah es so aus, als ob ein Zuschussbedarf von 54 Millionen Euro innerhalb von vier Jahren benötigt würde. Allein 2013 betrug das Defizit des Hauses laut Medienberichten 20 Millionen Euro. In der Krise wurde Barbara Schulte in Hannover verpflichtet, 2016 erwirtschaftete das Klinikum Region Hannover erstmals wieder einen Überschuss, 2017 belief sich das Plus laut Hannoverscher Allgemeiner Zeitung auf fünf Millionen Euro. Zum Klinikum Region Hannover gehören zehn Krankenhäuser in Stadt und Region Hannover, dort arbeiten 7777 Beschäftigte verteilt auf 5446 Vollzeitstellen. Zu Beginn der Krise beschäftigte das Haus sogar noch 450 Mitarbeiter mehr.

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