Oldenburg - Wie kommt das Klinikum Oldenburg wieder aus den roten Zahlen heraus? Dazu haben die Unternehmensberater der Boston Consulting Group (BCG) auf 83 Seiten Vorschläge gemacht, im Mittelpunkt steht das Ziel: „Erlössteigerung“. Aber seit der Vorstellung des BCG-Gutachtens spukt noch ein zweiter Begriff durchs Rathaus: „Personalabbau“.
Das Wort steht so zwar nicht im Gutachten, wohl aber finden sich im Text nahe Verwandte wie „Personaldimensionierung“ oder „Optimierung des Personaleinsatzes“. In einigen Ratsfraktionen klingeln seither die Alarmglocken.
Zwei rote Linien
Die Gruppe Linke/Piraten kritisiert „sozial völlig inakzeptable Forderungen“: Eine Personalreduzierung sei genau der falsche Weg, heißt es in einer Pressemitteilung. „In einer für die Beschäftigten angespannten Lage kann man nicht noch zusätzliche Arbeitsverdichtungen fordern.“
Auch die FDP lehnt eine personelle „Verschlankung“ ab. Dadurch würde die Versorgungsqualität leiden, was sich auch finanziell negativ auswirken könnte, teilt die Ratsfraktion mit.
Was genau sagt das Gutachten zum Thema Personal?
Zunächst markieren die Gutachter noch einmal die roten Linien, die sie im Auftrag der Stadt mit ihren Vorschlägen nicht überschreiten durften: Im Klinikum wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, und auch eine Privatisierung des Hauses ist tabu. Letzteres bedeutet für die Beschäftigten: Es gelten die bekannten Tarife, Lohnsenkungen sind damit also kein Thema.
Die Gutachter haben zudem den Fachkräftemangel als „eine der größten aktuellen und zukünftig weiter zunehmenden Herausforderungen im deutschen Krankenhauswesen“ identifiziert. Das Klinikum leide schon jetzt unter „erhöhter Personalfluktuation“. Die BCG-Prüfer sagen es deutlich: „Um in Zukunft die Sicherstellung der Versorgung und der Wirtschaftlichkeit gewährleisten zu können, muss entsprechend qualifiziertes Fachpersonal ausgebildet, gewonnen und gebunden werden.“ Ein Eindruck von Arbeitsverdichtung könnte das erschweren.
Eine erste Welle
Dennoch haben die BCG-Prüfer sowohl in verschiedenen Abteilungen des Klinikums „Potenziale“ ausgemacht, vor dem Hintergrund einer „offenbar geringeren Produktivität“ im Vergleich zu anderen Häusern. Sie sehen Einsparmöglichkeiten in Höhe von 11,2 bis 16,8 Millionen Euro. Die Gutachter betonen aber, dass diese nicht „ausschließlich durch Reduktion von Vollzeitkräften“ zu erzielen seien. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass Personal an einigen Stellen für andere Aufgaben eingesetzt werden könnte.
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) ärgert sich über die Personaldiskussion. Er betont, dass es in der sogenannten ersten Welle allein darum gehe, die Erlöse zu steigern, mit Mitteln wie einer besseren Bettenauslastung und einer Erhöhung des Privatpatientenanteils. Wenn das nicht ausreiche, könne es in einer zweiten Welle, laut Gutachten beginnend frühestens 2020, um mögliche Kostenreduzierungen gehen, auch beim Personal.
Krogmann stellt klar: „Es will niemand Leute rausschmeißen, im Gegenteil, wir haben doch einen Ärzte- und Pflegekräftemangel! Unser Ziel ist es, zu wachsen und nicht zu schrumpfen!“ Das könne sogar bedeuten, dass es in verschiedenen Bereichen Personalaufstockungen gebe.
„Negative Diskussion“
Krogmanns Partei, die SPD, schließt in einer eigenen Pressemitteilung noch einmal ausdrücklich betriebsbedingte Kündigungen aus, ebenso wie einen Verkauf des Klinikums. Die „teilweise negative Diskussion“ über das Klinikum lasse die „gute Arbeit der Beschäftigten“ außer acht, erklärt die SPD-Fraktion.
Die CDU und die Grünen haben noch keine Stellungnahme zum BCG-Gutachten abgegeben. Sie wollen in dieser Woche darüber beraten.