Leistungsbeschränkung
Ärger für die Versicherten: Sympany lässt Tarifstreit mit dem Basler Unispital eskalieren

Wenn sich der Basler Krankenversicherer Sympany nicht bis Ende Monat mit dem Basler Unispital (USB) über die Tarife einigt, drohen seiner privat und halbprivat versicherten Kundschaft schwerwiegende finanzielle Konsequenzen.

Christian Mensch und Andreas Möckli
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Die Krankenkasse Sympany droht mit Leistungskürzungen.

Die Krankenkasse Sympany droht mit Leistungskürzungen.

Keystone

Der Countdown läuft. Wenn bis Ende Monat keine Einigung über die Abgeltung im überobligatorischen Bereich erzielt wird, droht die Krankenkasse Sympany mit Leistungskürzungen. Privat und halbprivat versicherte Kunden der Basler Versicherung müssen ab kommendem Monat befürchten, dass nicht mehr alle Kosten übernommen werden, wenn sie sich im Universitätsspital Basel (USB) behandeln lassen.

Der Gefahr, dass die unpopuläre Massnahme der Versicherung angelastet wird, versucht Sympany vorzubauen: In Einzelgesprächen mit Journalisten erläutert Sympany-Chef Michael Willer, weshalb die Verantwortung für die Eskalation einzig beim USB liege. Ihr Sündenregister sei lang: Ihr Abrechnungsmodell werde von der Finanzmarktaufsicht (Finma) nicht akzeptiert, das Spital verrechne einzelne Arztleistungen doppelt, es verletze die Aufklärungspflicht und schliesslich: Das USB verrechne um 29 Prozent höhere Preise als im Vorjahr. Willer sagt, eine «dermassen extreme Preisforderung» gegenüber Versicherten, ohne Rücksicht auf die Aufklärungspflicht gegenüber Patienten durchzusetzen, sei in der Schweiz ein einmaliger Vorgang.

Einigung mit der Concordia

Das Unispital spielt den Ball an Sympany zurück. USB-Finanzchef Martin Gerber sagt, da ein vertragsloser Zustand herrsche, würden seit Frühjahr die Leistungen gemäss Preisliste verrechnet, was naturgemäss deutlich über den Preisen für einen Vertragspartner liegt. Gerber bestätigt, dass das Unispital auf die der Fusion mit dem Kantonsspital Baselland mit den Zusatzversicherern ein neues Berechnungsmodell einführen wollte. Krankenkassen wie Sympany, Helsana oder Condordia machten jedoch Druck, dass als Übergangssystem bereits für das laufende Jahr ein neues Modell entwickelt wird. Auf dieser Basis sei etwa mit Concordia ein unterschriftsreifer Vertrag ausgearbeitet worden, was die Kasse bestätigt.

Bei der Lösung handle es sich um einen in langen Verhandlungen erzielten Kompromiss, der nur zu geringfügigen Tariferhöhungen führe, sagt Concordia-Sprecherin Astrid Brändlin. Die betroffenen Patienten würden demnächst direkt informiert. Gerber sagt, auch mit Helsana sei sich das USB über das Tarifmodell einig geworden, verhandelt würde noch über einzelne Positionen, was Helsana-Sprecher Stefan Heini relativiert. Die Verhandlungen seien zäh und harzten besonders beim Abgeltungsmodell für die Arzthonorare. Blockade herrscht jedoch mit der Sympany. Diese Einschätzung wird auch von der Kasse geteilt.

Sympany gehörte bereits zu den Opponenten, als der Tarifstreit mit dem USB offen ausbrach. Das aggressive Vorgehen überliess die Basler Versicherung allerdings den ortsfremden Anbietern wie Helsana und Concordia. Während Sympany die ungedeckten Kosten noch übernahm, hatte Helsana seine privat und halbprivat Versichertenlängst darauf aufmerksam gemacht, dass Behandlungskosten im USB nicht vollständig übernommen würden.

Neues Angebot auf dem Tisch

Gemäss USB-Finanzchef Gerber habe Sympany im vergangenen Februar für einen neuen Vertrag eine Preisreduktion um zehn Prozent gegenüber 2017 gefordert. Dies sei für das Unispital nicht akzeptabel gewesen. Mitte September habe Sympany ihre Offerte aufgebessert, auf einen Preisnachlass verzichtet, aber mit Androhung eines Ultimatums eine Nullrunde verlangt. Gemäss USB sei jedoch eine Erhöhung von drei bis fünf Prozent nötig. Am Dienstag habe das USB dazu Sympany ein eigenes Angebot unterbreitet. Eine Reaktion darauf stand bis gestern aus.

Eine rasche Einigung ist nicht in Aussicht, die Fronten sind verhärtet. Sympany-Chef Willer sagt, er sei «schockiert», die Preispolitik des USB sei «willkürlich» und nicht nachvollziehbar. Gerber erwidert: «Wir bleiben bei unserem Angebot, sich wieder an den Verhandlungstisch setzen.