Verlustgeschäft:Weiße Kittel, rote Zahlen

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Zuschussbetrieb: Die Kreisklinik in Wolfratshausen wird auch in den kommenden Jahren auf Mittel aus dem Kreishaushalt angewiesen sein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Kreisklinik Wolfratshausen macht ein jährliches Defizit von einer Million Euro. Geschäftsführer Hubertus Hollmann rechnet jedoch künftig mit größeren Verlusten. Die CSU fordert dort nun Wohnungen fürs Personal

Von Alexandra Vecchiato

Die Kreisklinik Wolfratshausen wird in den kommenden vier Jahren keine schwarze Null erreichen. Geschäftsführer Hubertus Hollmann zeichnete ein düsteres Bild von der Zukunft des Krankenhauses am Moosbauerweg im Kreistag. Er hoffe, dass er das jährliche Defizit von etwa einer Million Euro künftig halten könne, sagte er zu den Kreisräten.

Um dieses Ziel zu erreichen, brauche das Kreiskrankenhaus in den kommenden vier Jahren allerdings ein wirtschaftliches Wachstum von 27 Prozent. Eine fast unlösbare Aufgabe, wie der Geschäftsführer deutlich machte. Denn üblich ist laut Hollmann für ein Haus in der Größe des Wolfratshauser Krankenhauses allenfalls ein jährliches Wachstum zwischen vier und fünf Prozent. "So viele Patienten gibt es gar nicht", sagte er.

Die Unternehmensberatung Oberender & Partner, spezialisiert auf das Gesundheitswesen, hatte im Frühjahr untersucht, ob das Konzept der Kreisklinik zukunftsfähig sei. Hollmann stellte die Ergebnisse nun dem Kreistag in seinem Geschäftsbericht vor. Das Fazit der Experten lautet, dass das Wolfratshauser Haus vieles richtig gemacht habe - und im Grunde genommen gut dastehe angesichts der großen Konkurrenz auf dem Markt. Nichtsdestotrotz müsse sich die Klinik besser aufstellen und ihr Angebot intensivieren, fordern die Fachleute.

"Man hat uns bescheinigt, dass wir eine gute Gesundheitsvorsorge sicherstellen", sagte Hollmann. Weitere Kooperationen müssten auf den Weg gebracht werden. "Ohne Partner kann ein kleines Haus wie wir sowieso nicht überleben." Der Geschäftsführer lobte die Zusammenarbeit mit der Kreisklinik Starnberg bei der neuen Geburtshilfestation. Diese Abteilung boome, wie auch die für Innere Medizin. Die Chirurgie hingegen laufe weniger gut. Wachstum bringen könnten laut Hollmann die Abteilungen Weaning für Beatmungspatienten, Endoprothetik und Akutgeriatrie. Letztere könne auf 30 bis 40 Betten ausgebaut werden, erklärte der Klinik-Geschäftsführer. "Aber dafür fehlen uns die räumlichen Kapazitäten."

Mehr Raum, und zwar mehr bezahlbaren Wohnraum, brauche die Klinik am Moosbauerweg auch für das Krankenhauspersonal, sagte Hollmann. Denn Fachkräfte zu finden, sei zunehmend schwierig. Ein gutes Argument, sich für Wolfratshausen zu entscheiden, könne neben attraktiven Arbeitsbedingungen die Tatsache sein, dass in der Nähe auch Unterkünfte zur Verfügung stehen.

Schützenhilfe für seine Forderungen bekam Hollmann von der CSU-Kreistagsfraktion. Sie stellte den Antrag, die Verwaltung im Landratsamt möge prüfen, ob Wohnungen für die Mitarbeiter auf dem Klinikareal, im Krankenhaus oder zumindest in fußläufiger Entfernung planerisch und technisch möglich seien. Notfalls müsste die Klinik mit einem Anbau erweitert werden. Als Begründung führt die CSU den Pflegenotstand an. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum "ist eine der größten politischen Herausforderungen der Gegenwart", heißt es in dem Antrag. Das gelte in besonderem Maße für Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege. Damit die Kreisklinik Wolfratshausen Fachkräfte dauerhaft an sich binden könne, sei es unerlässlich, dass den dort Beschäftigten bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werde - am besten auf dem Grundstück der Klinik, so die CSU.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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