Melsunger Klinik braucht Fachpersonal
Das Melsunger Krankenhaus würde mit Stand von heute nicht die kommenden Mindestanforderungen der stationären Notfallversorgung erfüllen.
Ab Januar 2019 gelten diese Anforderungen, die in einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) aufgeführt sind.Es fehlt unter anderem an einer Intensivstation und an Fachpersonal.
Von Asklepios heißt es dazu: „Wir gehen davon aus, dass wir diese Voraussetzungen erfüllen werden und unter anderem rechtzeitig die entsprechende Anzahl Betten in der Intensivmedizin vorhalten können.“
Was die personelle Ausstattung der Intensivmedizin angehe, so sei man auf vielfältige Weise aktiv, unter anderem auch konzernintern. Angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels sei es außerordentlich schwierig, über externe Stellenausschreibungen Fachkräfte zu gewinnen.
Auch die Versorgung von zu beatmenden Patienten sei gewährleistet. Beatmungspflichtige Patienten könnten auch zum aktuellen Zeitpunkt in Melsungen erstversorgt und nach einer Stabilisierung weiterversorgt werden, heißt es von Asklepios weiter.
Die Mindestanforderungen sind Grundlage, um künftig Vergütungszuschläge bekommen zu können. Kritik gibt es indes zu internen Abläufen und Personalentscheidungen. So kritisiert der Betriebsrat beispielsweise die Kündigungen der Chefärzte Eike Wulf Philipp (Anästhesie) und Günter Aurand (Chirurgie). Aurands Aufgaben hat Mohamed Masmoudi aus der Asklepios-Klinik Bad Wildungen übernommen.
An einem Tag in der Woche ist er in Melsungen. Die Anästhesie soll aus Schwalmstadt betreut werden. Der Betriebsrat sieht eine Notwendigkeit für chefärztliche Abteilungsleiter in Melsungen, um das Krankenhaus gerade jetzt zukunftsfähig zu entwickeln. Zu kritisieren sei insbesondere die Art der Kündigung.
Personal für Klinik in Melsungen ist schwer zu finden
Der Grundstein für den Asklepiosneubau ist gelegt. Für die personelle Neuausrichtung tue man einiges, sagt Geschäftsführerin Dagmar Federwisch. Insbesondere für die neue psychiatrische Station werden einige neue Mitarbeiter benötigt: Für die beiden neuen psychiatrischen Stationen sei das benötigte Fachpersonal schwer am Arbeitsmarkt zu bekommen, heißt es von Asklepios.
Bis 2020 soll der Neubau fertig sein: Bereits heute würden konzernintern Kooperationen mit den psychiatrischen Verbundeinrichtungen in Niedersachsen und Hessen angestoßen. Mit diesen Kooperationen könnten neue Pflegekräfte gewonnen werden.
Auch die Schulung interessierter Pflegekräfte, die bereits heute in den Schwalm-Eder Kliniken tätig sind, würden eingeleitet. Parallel dazu werde über das Bildungszentrum Nordhessen die Aus-, Fort- und Weiterbildung von zusätzlichem psychiatrischem Fachpersonal vorangetrieben.
Unter anderem wegen des Personalmangels wurde die Intensivstation umgewandelt in eine Station der Zwischenpflege (Intermediate Care) oder auch Intensivüberwachungspflege. Der Betriebsrat kritisiert den Einsatz von nicht ausreichend qualifiziertem Personal in der Notfallpflege.
Mitarbeiter könnten überfordert sein. Außerdem fordert er die Rücknahme einer Dienstanweisung, laut der Beschäftigte verpflichtet würden dieses „kritische Notfallkonzept“ umzusetzen. Außerdem hätten die Mitarbeiter ein Kontaktverbot zum Gesundheitsamt, der Aufsichtsbehörde, erhalten. Der Klinikstandort müsse dringend aufgewertet werden.
Von anderer Stelle wird auch die mangelnde Investitionsbereitschaft beklagt. So funktionierte laut dieser Quelle nur einer der drei dringend benötigten Fahrstühle. Einer sei sogar bereits seit einigen Jahren außer Betrieb.
Die Geschäftsführung müsse, so der Informant, eine jährliche Umsatzsteigerung im zweistelligen Bereich erzielen. Mediziner seien daher sehr wohl kritisiert worden, wenn sie nicht genügend lukrative Fälle gebracht hätten.
Der häufige Einsatz von Personal an beiden Standorten sorge außerdem für Unmut. Von Asklepios heißt es, dass aktuell ein Oberarzt für die Chirurgie mit der Zusatzqualifikation „Durchgangsarzt“ gesucht wird. So könnten auch wieder Arbeitsunfälle behandelt werden.
Asklepios hat einen Versorgungsauftrag
Die Standorte Melsungen und Schwalmstadt sind Bestandteil des Notfallversorgungsplans des Landes. Asklepios muss somit einen Versorgungsauftrag erfüllen. Melsungen und Schwalmstadt gelten als ein Krankenhaus mit zwei Betriebsstätten. An beiden Standorten ist eine Notaufnahme vorgesehen. Ab 2019 gilt der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (oberstes Gremium der Ärzte und Krankenhäuser).
Im Notfall müssen sich Patienten darauf verlassen, dass das Krankenhaus, in das sie gebracht werden, die notwendige lebensrettende medizinische Versorgung gewährleisten kann. Nur wer die Anforderungen erfüllt, erhält die Zuschläge. Für eine Intensivbetreuung muss eine Intensivstation mit der Kapazität von mindestens sechs Betten vorhanden sein und Fachärzte müssen binnen 30 Minuten beim Patienten sein.