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Spandau

Waldkrankenhaus investiert in Kreißsäle

Familienglück im Geburtszentrum des Waldkrankenhauses: Louise und Max Schwartz und Schwesterchen Joy wenige Stunden nach der Geburt vom kleinen Eli.

Familienglück im Geburtszentrum des Waldkrankenhauses: Louise und Max Schwartz und Schwesterchen Joy wenige Stunden nach der Geburt vom kleinen Eli.

Spandau. Das hat keiner kommen sehen: Aufgrund von anhaltendem Personalmangel können am Nauener Standort der Havelland Kliniken auf unbestimmte Zeit keine Kinder mehr zur Welt kommen. Seit dem 1. Oktober ist der Kreißsaal, der zuletzt von drei Hebammen betreut wurde, geschlossen. Bei vielen werdenden Eltern, die sich in Nauen bereits zur Geburt angemeldet hatten, sitzt der Schock nach wie vor tief.

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Eine Sonderregelung musste her

Ohne Vorwarnung erreichte diese Neuigkeit auch das Hebammen-, Schwestern- und Ärzteteam des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau. „Nachdem wir davon hörten, war sofort klar, dass eine Sonderregelung her muss, obwohl auch wir bereits ausgelastet sind. Alle Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, nehmen wir auf, alle Schwangeren, die noch etwas Zeit haben, können sich regulär über unsere Homepage anmelden“, so Dr. med. Martina Dombrowski, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Rund 2200 Kinder kommen im Waldkrankenhaus jährlich auf die Welt. „Das sind durchschnittlich sechs bis sieben Geburten in 24 Stunden. Für mehr haben auch wir keine Kapazitäten“, so die Chefärztin. Das dürfte sich jedoch bald ändern dank Eigeninvestitionen und finanzieller Mittel vom Berliner Senat. „Wir haben auf die steigende Geburtenrate reagiert und bauen um. Kreißsäle und Neonatologie werden erweitert, zusätzlich wird es vier neue Familienzimmer geben“, sagt Martina Dombrowski. Die seien bei werdenden Eltern besonders gefragt. „Wir hatten bislang rund 20 Anfragen von Müttern, die ursprünglich in Nauen entbinden wollten, auch bei ihnen stehen die Familienzimmer hoch im Kurs. Das Zusammensein in den ersten Tagen stärkt die Familienbindung“, sagt die leitende Hebamme Katrin Teichmann. Nach dem Umbau sollen bis zu 300 Geburten mehr im Jahr durchgeführt werden können.

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„Hebammen werden absolut unterbewertet“

Doch Erweiterungen und moderne Technik sind eben nicht alles, weiß Chefärztin Martina Dombrowski. Nachtdienste, Wochenenden und Feiertage - im Waldkrankenhaus arbeiten aktuell 18 Vollzeithebammen, weitere sechs in Teilzeit. „Und es könnten noch zwei Kolleginnen mehr sein, die uns in Krankheits- und Urlaubszeiten unterstützen“, sagt Katrin Teichmann. Doch auch an der Spandauer Klinik geht der Fachkräftemangel nicht vorbei. „Der Beruf der Hebamme ist so verantwortungsvoll und gleichzeitig so schlecht bezahlt. Viele Hebammen machen sich daher gleich nach der Ausbildung selbstständig, kümmern sich um Vor- und Nachsorge oder geben Sport- und Yogakurse – so verdienen sie mehr als im Schichtdienst im Krankenhaus unter hoher Belastung“, sagt Teichmann. „Der Klinik sind bei der Bezahlung die Hände gebunden. Von den Krankenkassen gibt es eine Fallpauschale für jede Geburt, die Leistung der Hebamme ist dabei absolut unterbewertet“, sagt Martina Dombrowski.

Anmeldung und Sprechstunden

Zur Geburt anmelden können sich werdende Mütter über die Internetseite des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau www.pgdiakonie.de.

An jedem dritten Dienstag im Monat findet um 20 Uhr ein Informationsabend mit Hebammen, Ärzten, Kinderärzten und Krankenschwestern statt. Eine Besichtigung des Kreißsaals, der Wochenbettstation und der Familienzimmer findet an jedem Mittwoch und Sonntag um 17 Uhr statt. Eine Stunde vorher telefonisch informieren, ob die Besichtigung stattfindet (030/37021270)

Eine Mehrlingssprechstunde findet montags (11 bis 15Uhr), mittwochs (12 bis 15 Uhr) statt. Termine: 030/37021205. Diabetessprechstunde ist immer dienstags von 12 bis 15 Uhr. Termine: 030/37022202.

Weitere Alternativen für werdende Eltern sind unter anderem die Klinik in Rathenow oder die Kliniken in Potsdam, Neuruppin und Oranienburg. Kontakt für Rathenow: 03385/5553450. Info-Abende sind jeden 1. Donnerstag im Monat ab 18 Uhr.

„Das ist ein Riesenproblem und macht den Hebammenberuf nicht gerade attraktiver“, so die Chefärztin. Eine Selbstständigkeit käme für Katrin Teichmann dennoch nicht in Frage. „Zur Arbeit zu kommen und nicht zu wissen, was einen erwartet – das ist das Spannende an meinem Beruf. Keine Geburt ist gleich, die Eltern zu begleiten und durch die Geburt zu führen, erfüllt mich, denn sie werden sich immer daran erinnern“, sagt die Hebamme, die auch ihre eigene Tochter quasi am Arbeitsplatz zur Welt brachte.

Frühgeburten und Mehrlingsschwangerschaften optimal versorgen

„In Kooperation mit der Neonatologie sind wir als Perinatalzentrum Level 1 anerkannt, können Frauen mit Frühgeburten oder Mehrlingsschwangerschaften optimal versorgen. Damit haben wir einen Versorgungsauftrag für die gesamte Region“, so Chefärztin Dombrowski. Für räumliche Engpässe, die so schon mal vorkommen können, hätte es bislang immer eine Lösung gegeben. „Wir sind zudem auf Beckenendlagen spezialisiert und führen die äußere Wendung durch, bei der das Kind von einem Arzt von außen im Mutterleib gedreht wird“, sagt Katrin Teichmann. Das Evangelische Waldkrankenhaus sei daher bereits bei vielen Falkenseer, Schönwalder oder Dallgower Eltern beliebt.

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Von Laura Sander

MAZ

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