Nach der Klinik-Affäre:Neuanfang in Mittelfranken

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Richard Bartsch, 59, von der CSU hört als Bezirkstagspräsident Mittelfrankens auf. Einen Zusammenhang mit der Klinikaffäre Ansbach verneint er, tatsächlich aber spielt sie die zentrale Rolle. (Foto: oh)

Bezirkstagspräsident Bartsch hat keine Mehrheit mehr und tritt ab. Hat die Affäre am Ansbacher Klinikum eine Rolle gespielt?

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Er gibt noch einmal Vollgas auf allen Kanälen. Unablässig postet Richard Bartsch, 59, Fotos von sich auf seinen zahlreichen Internetseiten. Es ist das letzte Aufbäumen eines Politikers, dessen Zeit vorbei ist. 15 Jahre lang amtierte der CSU-Mann als Bezirkstagspräsident von Mittelfranken und noch vor wenigen Tagen ließ er keine Zweifel aufkommen, dass er das auch bleiben will. Ungeachtet der massiven Missstände bei den Bezirkskliniken, wo Bartsch Verwaltungsratsvorsitzender ist, aber kaum Mitverantwortung bei sich sieht. Nun hört er dennoch auf.

Er mache "den Weg frei" und kandidiere nicht wieder als Bezirkstagspräsident, kündigte Bartsch in einem Duktus an, als habe er eine freie Entscheidung getroffen. Tatsächlich will ihn die Mehrheit im neu gewählten Bezirkstag nicht mehr haben. Die CSU ist dort nur noch mit elf von 33 Sitzen vertreten. Grüne (sechs Sitze), SPD und FW (je vier) haben signalisiert, Bartsch nicht zu unterstützen. Tenor aller Sondierungsgespräche sei es gewesen, "dass die künftige Führung beim Bezirk breiter und bunter aufgestellt sein soll", räumt er selbst ein.

Einen Zusammenhang mit der Klinikaffäre verneint er, tatsächlich aber spielt sie die zentrale Rolle. Zu lange habe Bartsch zu vorbehaltlos am inzwischen geschassten Klinikchef Helmut Nawratil festgehalten und vieler Warnsignale ignoriert, sagen Kritiker wie der Grüne Daniel Arnold. Ein Vorwurf, der auch Peter Daniel Forster, 37, anhaftet, dem im Auftreten schneidigen CSU-Fraktionschef, der anstelle von Bartsch bei der konstituierenden Sitzung am 8. November kandidieren wird. "Mit ihm würde kein anderer Stil einkehren", sagt Arnold. Außerdem sei es notwendig, die bislang sehr CSU-affine Spitze der Bezirksverwaltung besser zu kontrollieren.

Grüne, SPD, FW, Linke und der Bezirksrat der Franken-Partei trafen sich am Donnerstag zu Verhandlungen. Sie hätten eine Mehrheit jenseits der CSU und könnten den Präsidenten bestimmen. "Es geht aber nicht nur um eine Person, sondern um einen Neuanfang und mehr Kollegialität in der Führung", sagte Arnold im Vorfeld.

Ambitionen auf die Bartsch-Nachfolge hegt Armin Kroder, FW-Landrat im Nürnberger-Land. Doch auch er tat sich als Klinik-Verwaltungsrat in der Vergangenheit nicht als scharfer Kontrolleur hervor. Seine Kritiker halten es angesichts der noch lange nachwirkenden Klinikaffäre auch für schwer vorstellbar, dass der nächste Bezirkstagspräsident den Job nebenher zum zeitaufwendigen Hauptberuf als Landrat erledigen kann.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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