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Seidenath über Klinikum: „Die haben ein Image-Problem“

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CSU-Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath findet: „Ja, Helios hat es früher mit der Fokussierung auf den Gewinn möglicherweise übertrieben.“
CSU-Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath findet: „Ja, Helios hat es früher mit der Fokussierung auf den Gewinn möglicherweise übertrieben.“ © kn

Die Helios Amper-Kliniken in Dachau und Indersdorf verzeichnen einen markanten Patientenschwund. Der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) hat dafür eine Erklärung – und einen Rat.

Herr Seidenath, was ist der Grund für die Schwierigkeiten des Klinikums?

Der generelle Pflegefachkräftemangel in der Region in Kombination mit dem schlechten Ruf von Helios. Die haben ein Image-Problem und gelten nicht als Traum-Arbeitgeber.

Die Klinikleitung hat sich diesen schlechten Ruf in den vergangenen Jahren aber auch hart erarbeitet...

Hier muss man unterscheiden. Ja, Helios hat es früher mit der Fokussierung auf den Gewinn möglicherweise übertrieben. Das hat meines Erachtens unter dem früheren Geschäftsführer Martin Jonas stattgefunden. Unter dessen Vorgänger, Bernward Schröter, hat die Klinik floriert, und auch Jonas’ Nachfolger wollten eine vernünftige Klinik-Politik betreiben. Der aktuelle Geschäftsführer, Gerd Koslowski, hat gleich von Anfang an gesagt: ,Die Pflege ist Chefsache.’ Das ist gut so! So deutlich hat das vor ihm keiner gesagt.

Hat Koslowski dabei die Unterstützung der Helios-Führung in Berlin?

Das hoffen wir, die sollen Herrn Koslowski bitte unbedingt arbeiten lassen! Die Helios-Spitze in Berlin hat hoffentlich inzwischen verstanden: Es mögen sich zwar hohe Gewinn-Margen über Einsparungen beim Personal erreichen lassen. Wenn dann aber Pflegekräfte einen anderen Arbeitgeber wählen und sie hierdurch in Dachau fehlen, ist es wie bei Dädalus und Ikarus: Wenn man versucht, der Sonne zu nahe zu kommen, stürzt man ab.

Das heißt, der Landkreis als Anteilseigner hat außer mahnenden Worten keinen Einfluss?

Unsere Aufgabe besteht tatsächlich nun darin, die Klinik nicht weiter schlechtzureden. Und daran zu erinnern: Unter der Führung der Rhön-Kliniken AG erlebte unser Krankenhaus einen enormen Aufstieg, wir konnten viele Patienten aus München abwerben. Erst mit Helios kam der Knick. Auch Helios hat aber ein Eigeninteresse, dass es dem Dachauer Krankenhaus gut geht. Denn nur dann können sie Gewinne erwirtschaften. Wenn Pflegekräfte und Ärzte zufrieden sind, werden es auch die Patienten sein. Gemeinsam können wir durchaus wieder zu einer solchen Blüte unseres Krankenhauses kommen.

Sie haben ja den Vergleich: Leiden andere Häuser im Großraum München ähnlich unter dem Pflegekräftemangel?

Ja, alle! Es gibt Krankenhäuser in der Region, die Schwestern zum Arbeitsvertrag auch noch 5000 Euro Handgeld zahlen.

Könnten Sie sich das auch für Dachau vorstellen?

Nein, ich halte davon nichts, dass sich die Krankenhäuser ihr Personal gegenseitig selbst abwerben. Wir müssen bei den Arbeits- und Rahmenbedingungen ansetzen. Bei uns ist es vor allem der bezahlbare Wohnraum, der es Pflegekräften schwer macht, in der Region zu bleiben. Dies war ja der Grundgedanke für die neue Genossenschaft „Habt ein Herz für soziale Berufe!“, die ich angestoßen habe und die leerstehende Wohnungen anmieten möchte. Wir müssen zudem noch mehr eigenen Nachwuchs ausbilden. Der Pflegefachkräftemangel hat viele Ursachen, etwa auch die vielen Nacht- und Wochenendschichten. Das ist körperlich anstrengend. In meinen Augen gibt es da, leider, keine einfache Lösung. Das ist letztlich eine Aufgabe, bei deren Lösung alle zusammenhelfen müssen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Dachauer Klinikums?

Ich sehe es realistisch. Die Phase der Hochkonjunktur wird irgendwann einmal vorbei sein, viele gelernte Pfleger, die jetzt vielleicht in bequemere Berufe ausgewichen sind, werden wieder zurückkehren. Gesundheits- und Krankenpflege ist ein Beruf, der so nahe am Menschen ist wie kein anderer, ein Beruf mit Sinn, zudem ein krisensicherer Beruf. Ich glaube schon, dass das viele Reize hat – sowohl für junge Leute als auch für Berufsrückkehrer. Ich sehe die Zukunft unseres Krankenhauses also nicht pessimistisch.

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