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Rhön-Chef Holzinger: „Hatten keinen Gegenwind“

Erstmals seit vier Jahren zapft der Klinikbetreiber Rhön zur Finanzierung wieder den Kapitalmarkt an. Rhön-CEO und -CFO Stephan Holzinger erklärt, warum.
Rhön-Klinikum AG

Vergangene Woche hat Rhön einen Schuldschein über 100 Millionen Euro begeben. Dabei sind Sie mitten in die Börsenturbulenzen hinein geraten, die auch am Bondmarkt für Wirbel gesorgt haben. Wie schlimm war es?
Gar nicht schlimm! Wir hatten keinerlei Gegenwind und konnten unsere Vorstellungen sowohl beim Pricing als auch bei den Konditionen durchsetzen. Wir konnten unsere Schuldscheintranchen konditionsseitig am unteren Ende dessen platzieren, was am Markt gerade möglich ist. Wir sind auch ohne Financial Covenants ausgekommen, und der Fokus der Emission lag auf der zehnjährigen Tranche. Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn es an Nachfrage gefehlt hätte. Die Emission war mehrfach überzeichnet. Wir interpretieren das als klares Votum der Investoren für die nachhaltige Finanzkraft unseres Unternehmens.

Rhön-Chef Holzinger „will Liquiditätskosten begrenzen“

Das lag vermutlich auch an Ihrer impliziten Bonität, die überdurchschnittlich gut sein dürfte. Rhön ist netto schuldenfrei und verfügt aktuell über eine Nettoliquidität von 174 Millionen Euro. Erlauben Sie uns die Frage: Warum haben Sie angesichts eines solchen Finanzpolsters denn einen Schuldschein begeben?
Wir wollten die guten Finanzierungsbedingungen nutzen, um erstmals seit dem Jahr 2014 den Kapitalmarkt wieder an unserer Unternehmensfinanzierung zu beteiligen. Dank dieser Entscheidung haben wir jetzt genügend Mittel, um unsere Investitionspläne umzusetzen. Nachdem wir 250 Millionen Euro in den Bau unseres neuen Klinik-Campus in Bad Neustadt investiert haben, möchten wir das Campus-Konzept nun auch auf andere ländliche Regionen ausrollen. Hierzu führen wir bereits Gespräche. Zudem werden wir in den nächsten fünf Jahren mindestens 100 Millionen Euro in Neu- und Erweiterungsbauten an unseren beiden Universitätskliniken Gießen und Marburg investieren. Auch der digitale Wandel in unserem Unternehmen erfordert Investitionen. Für all das haben wir nun langfristige Planungssicherheit. 

Für den Preis sicher nicht geringer negativer Auswirkungen des Schuldscheins auf Ihr Zinsergebnis – auch wegen der Negativzinsen in der Verwahrung der neu aufgenommenen Mittel.

Ich kann Sie und Ihre Leser beruhigen: Die Rhön-Klinikum AG leidet nicht unter Strafzinsen, im Gegenteil: Wir konnten sie bisher im großen Stil verhindern. Die Beziehungen zu unseren Banken sind gut, und das spiegelt sich auch in den Zahlen des Asset Managements in unserem Treasury wider. Aber grundsätzlich sehe ich die Problematik, die bei Ihrer Frage mitschwingt. Daher ist der zweite Teil meiner Antwort, dass wir den Schuldschein bewusst nicht aufgestockt haben – anders als andere Emittenten. Dieser Entschluss fiel deshalb, weil wir aktuell nicht mehr Geld brauchen und unsere Liquiditätskosten begrenzen wollen. Wir behalten uns aber vor, jederzeit wieder an den Schuldscheinmarkt zu gehen, wenn unser Liquiditätsbedarf wachsen sollte.

„Rhön leidet nicht unter Strafzinsen. Wir behalten uns aber vor, jederzeit wieder an den Schuldscheinmarkt zu gehen, wenn unser Liquiditätsbedarf wachsen sollte.“

Stephan Holzinger, CEO und CFO, Rhön-Klinikum

Rhön hofft auf Wiederbelebung des M&A-Geschäfts

Beispielsweise zur Finanzierung von Übernahmen?
Grundsätzlich ja. Rhön Klinikum, aber auch die anderen Marktführer unserer Branche sind seit den Neunzigerjahren ja sehr stark durch Zukäufe gewachsen. Im Moment liegt der klassische M&A-Markt im Klinikbereich aber leider praktisch danieder. Große M&A-Manöver sind derzeit eher nicht zu erwarten. Im kurz- bis mittelfristigen Zeithorizont erwarten wir jedoch – bedingt durch den demografischen Wandel und den daraus antizipierten Druck auf die öffentlichen Kassen – eine erneute Öffnung der M&A-Pipeline. Mit unserer Campus-Strategie haben wir uns bestmöglich am Markt platziert und streben im Zuge der Öffnung des M&A-Marktes eine Expansion an.