Das Krankenhaus soll ein Haus der "Maximalversorgung" werden. Um das zu erreichen, muss der Kreis laut Lothar Tietze, Ärztlicher Direktor am Klinikum Lahr-Ettenheim, 80 Millionen Euro investieren. Archivfoto: Weber Foto: Lahrer Zeitung

Klinikreform: Ärztlicher Direktor drängt auf rasche Planung für Lahrer Krankenhaus

Lahr (red/sm). Bei der Krankenhaus-Strukturreform im Kreis soll das Lahrer Klinikum bis 2030 ein Haus der "Maximalversorgung" werden. Was muss dafür in Lahr getan werden? Dazu nimmt Lothar Tietze, Ärztlicher Direktor des Klinikums Lahr-Ettenheim, im Interview Stellung. Einen Vortrag zu diesem Thema hält Tietze auf Einladung des Freundeskreises Klinikum Lahr und der Volkshochschule Lahr am Montag, 12. November, ab 19 Uhr im Haus zum Pflug.

Herr Professor Tietze, was hat sich 2018 beim Klinikum Lahr schon geändert?

Die Klinikapotheke von Lahr ist mit der in Offenburg zusammengelegt worden. Die Medikamentenversorgung erfolgt seit dem 1. Oktober im vollen Umfang durch die Apotheke in Offenburg. Diese komplizierte Umstellung macht Fortschritte, erfordert jedoch weiterhin ein hohes Engagement der Mitarbeiter aller Disziplinen. Ein wesentlicher Schritt in der Zusammenführung der Häuser war die Einrichtung der zentralen Personalleitung zu Beginn des Jahres.

Was ist daneben geschehen?

Grundsätzlich gilt, dass die Kliniken Lahr und Offenburg als zentrale Orte gestärkt werden sollen. Für Lahr bedeutet dies, dass das Klinikum ausgebaut werden soll in bestimmten Schwerpunkten unter dem Aspekt einer qualitativen Gleichwertigkeit und engen Verzahnung mit Offenburg. Schwerpunkte sind die bislang in Lahr vorhandenen Hauptabteilungen wie die gesamte Chirurgie, Neurologie, Radiologie, HNO, Pathologie und natürlich die Kardiologie. Für die onkologische Sektion in Lahr zeichnet sich nach dem Fortgang von Dr. Egger in Zusammenarbeit mit der Onkologie in Offenburg eine Lösung und Nachbesetzung ab. Die Planungen und Terminsetzungen zu den sogenannten Innovationboards haben begonnen – das sind Treffen und Abstimmungen der Fachvertreter der jeweiligen Häuser zu den Setzungen der Schwerpunkte und Zentren in der Ortenau.

Wie sieht es bei der Kardiologie aus?

Das Mediclin-Herzzentrum in Lahr und das Ortenau-Klinikum führen erste Gespräche hinsichtlich einer möglichen Zusammenarbeit. Die Kardiologie des Klinikum Lahr und die Herzklinik bilden ja heute schon das herzmedizinische Epizentrum der Ortenau.

Muss am Lahrer Klinikum gebaut werden?

2019 wird auch für das Klinikum Lahr ein Masterplan erarbeitet, in dem geklärt wird, welche Disziplinen in Lahr wo baulich untergebracht werden sollen. Daraus folgend muss ein Baubedarf ermittelt werden, denn eines ist heute schon klar: Wir brauchen einen Neubau des Funktionsgebäudes Nord, in dem eine zentrale Notaufnahme ebenso untergebracht werden muss wie die Radiologie, der Kreissaal, internistische Funktionsbereiche und das Labor. Bei dem neuen Funktionsgebäude sowie den weiteren Maßnahmen sprechen wir von Investitionen von rund 80 Millionen Euro. Wir drängen auf eine rasche Planung und hoffen sehr darauf, dass der Funktionsbau sowie nach Möglichkeit weitere Bereiche bis 2025 fertiggestellt sind.

Wird das Klinikum Lahr ein neuer Stützpfeiler im Gefüge der Landkreis-Kliniken?

Das Klinikum Lahr-Ettenheim ist und bleibt eine wesentliche Säule des Ortenau-Klinikums. Zu den bisherigen Abteilungen sollen die Psychosomatik und auch die Altersmedizin hinzukommen. Ein schlagkräftiger Verbund der Maximalversorgung wird aus meiner Überzeugung dann funktionieren, wenn an beiden Standorten eine ausreichende Anzahl an vitalen Zentren vorgehalten wird. Wie auch immer die künftigen Entscheidungen bei den Kliniken in Offenburg und Achern ausfallen, Lahr muss für die Zeit der Neuorientierung des Verbundes, und ebenso danach, die Behandlung der Menschen aus der Region sicherstellen. Dafür müssen die baulichen Strukturen erneuert, vergrößert oder auch verändert werden. Das bedeutet, dass die Investitionen in Lahr nachhaltig sind, weil sie dauerhaft genutzt werden können.

Der Kreistag hat vor der Sommerpause mit der "Agenda 2030" beschlossen, die Kliniklandschaft bis 2030 zu reformieren. Ziel ist ein starker Krankenhausverbund, der seine stationären Leistungen an den Standorten Offenburg, Lahr, Wolfach und Achern erbringt. Die Häuser in Oberkirch, Kehl und Ettenheim sollen zu diesem Zeitpunkt als stationäre Standorte aufgegeben und als Gesundheitszentren mit Portalfunktion sowie Notarzt-/Notfallstandorte weitergeführt werden. Die Standorte Offenburg und Lahr sollen als Häuser der Maximalversorgung weiterentwickelt und aufeinander abgestimmt werden.