Wilhelmshaven - Ein Schelm, der Böses dabei denkt: Selbstverständlich handele es sich nicht um einen Fall von Vetternwirtschaft oder gar Korruption. Selbstverständlich verberge sich hinter kritischen Fragen nur Neid und Missgunst. Selbstverständlich sei die Personalentscheidung nicht durch das persönliche Verhältnis beeinflusst worden.

Wieder einmal ist das Klinikum Wilhelmshaven ins Gerede geraten. Diesmal geht es darum, dass der Geschäftsführer Reinhold Keil seine Ehefrau, Dr. Tanja Trarbach, zur stellvertretenden ärztlichen Direktorin des städtischen Krankenhauses befördert hat – und zwar relativ heimlich, still und leise.

Da es sich offenbar nicht um eine besonders bedeutende Entscheidung gehandelt hat, wurde beispielsweise auch der Aufsichtsrat nicht im Vorfeld der Beförderung einbezogen, sondern lediglich im Nachhinein informiert – und auf kritisches Nachfragen mitgeteilt, dass es bei der Personalie um eine reine Sachfrage gegangen sei, bei der eben die mit Abstand am besten geeignete Person den Zuschlag erhalten habe, und zwar auf Vorschlag des amtierenden ärztlichen Direktors, Prof. Dr. Here Folkerts.

Da die Vervollständigung der vierköpfigen Klinikleitung offenbar als ein nicht so bedeutendes Ereignis gewertet wurde, verzichtete das Klinikum auf eine entsprechende Pressemitteilung, mit welcher ansonsten die Öffentlichkeit über wichtige Entwicklungen des Krankenhauses unterrichtet wird.

Innerhalb der Klinik wird die Angelegenheit jedoch durchaus auch kritisch gesehen. Aus Angst um den Arbeitsplatz und um befürchtete Repressalien im Dienst zu vermeiden, werden die Bedenken jedoch nicht öffentlich geäußert.


Im vertraulichen Gespräch wird dagegen die Sorge formuliert, dass ein solches Vorgehen dem Ansehen des Klinikums erheblichen Schaden zufügen könne. Dabei sei das Haus derzeit in einer ausgesprochenen schwierigen Lage, nachdem sich mehrere medizinische Leistungsträger gegen die Klinik entschieden hätten.

Gleichzeitig stehe es vor einer ungewissen Zukunft, da es noch nicht erkennbar sei, wie ein geplanter Neubau wirtschaftlich realisiert werden soll. Es gehe schließlich um die Herausforderung, dass das Haus, das in der Vergangenheit durchweg Jahr für Jahr mehrere Millionen Euro jährlichen Verlust gemacht habe, künftig nicht nur ohne rote Zahlen arbeiten solle, sondern zusätzlich noch Geld für das Abzahlen der Baukredite zu erwirtschaften habe.

Die schwierige Lage und der besondere Führungsstil seien eine wesentliche Ursache dafür, dass eine ganze Reihe von Chefärzten sich entschieden hätten, trotz schlechterer wirtschaftlicher Bedingungen als niedergelassene Ärzte zu arbeiten.

Dr. Tanja Trarbach hatte bereits vor drei Jahren anlässlich ihres Wechsels nach Wilhelmshaven für Aufmerksamkeit gesorgt. Im Februar 2015 berichtete die NWZ unter der Überschrift „Tumorzentrum für die Freundin des Chefs“ (siehe NWZ-Artikel vom 20. Februar 2015) über die Bestrebung von Krankenhaus-Geschäftsführer Keil, eine Stelle zu installieren, die maßgeschneidert für seine damalige Lebensgefährtin war. Damals wurde zunächst dementiert, später aber doch eingestellt – und jetzt, kurz nach der Hochzeit, befördert.

Jürgen Westerhoff