Varel - Laut Statistischem Bundesamt werden im Jahr 2060 mehr als neun Millionen Menschen in Deutschland älter als 80 Jahre sein. Das sind etwa doppelt so viele wie heute. In der Folge wird mit der weiter steigenden Lebenserwartung auch die Zahl der Unfälle im Alter zunehmen. Knochenbrüche sind hier eine der häufigsten Ursachen für Behinderung und den Verlust von Selbstständigkeit. Weil viele Senioren von Osteoporose betroffen sind, nimmt bei ihnen die Knochendichte ab, die Knochen werden instabil und brechen leichter.

Besonders nach einem Oberschenkelhals- oder Hüftbruch werden ältere Patienten oft bettlägerig und pflegebedürftig. Rund jeder fünfte von ihnen muss innerhalb eines Jahres in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden. Auch die Sterblichkeitsrate betagter Menschen nach Knochenbrüchen ist hoch. Vor allem, weil viele betagte Patienten einen geschwächten Gesundheitszustand aufweisen. Sie leiden oft unter mehreren Begleiterkrankungen, sind pflegebedürftig, depressiv, schwerhörig oder sehbehindert und brauchen eine ganz andere, besonders intensive Betreuung. Außerdem zeigen sich bei ihnen verstärkt Komplikationen oder Folgeerkrankungen nach Operationen.

Nach einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Studie leben ältere Patienten nach einem Hüftbruch länger, wenn sie gemeinsam von Unfallchirurgen, Altersmedizinern, Physiotherapeuten und Pflegekräften behandelt werden. Verglichen wurden über einen Zeitraum von gut zwei Jahren die medizinischen Daten von 55.000 über 80-jährigen Patienten, die eine Hüftfraktur erlitten haben.

Laut dieser Studie verstirbt ca. jeder zehnte Patient mit einem Oberschenkelhalsbruch binnen eines Zeitraumes von 30 Tagen nach dem Sturz, wenn seine Fraktur nach herkömmlicher Art und Weise behandelt wurde. Wurden Betroffene durch ein so genanntes geriatrisch-unfallchirurgisches Co-Management versorgt, bei dem Chirurgen und Altersmediziner eng zusammenarbeiten, sank die Sterberate um 20 Prozent.

Diese Erkenntnisse decken sich mit den Erfahrungen der Experten des Alters-Traumazentrums der Friesland-Kliniken. „Diese Ergebnisse sind aus unserer Sicht auch auf Patienten mit anderen behandelten Frakturen übertragbar. Wir haben festgestellt, dass sie in allen Fällen von unserer gemeinschaftlichen und untereinander abgestimmten Behandlung profitieren“, erklärte Peter Plettenberg, Chefarzt der Klinik für Geriatrie des St. Johannes-Hospitals.

Weil diese Art der Therapie eigentlich eher die Regel als die Ausnahme sein sollte, wollen Plettenberg und seine Kollegen dieses chirurgisch-geriatrische Co-Management auf alle chirurgischen Disziplinen ausweiten. Zurzeit werden entsprechende Abläufe erarbeitet, damit betagte Patienten der Friesland-Kliniken in Zukunft nach allen chirurgischen Eingriffen eine optimale Behandlung und Versorgung erhalten.