Ausgezeichneter Veränderungsprozess
Kliniken Südostbayern gewinnen den „Deutschen Change Award“

23.11.2018 | Stand 13.09.2023, 1:54 Uhr
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Vor zwei Jahren vom BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit ins Leben gerufen, will der „Change Award“ auf erfolgreiche Krankenhaus-Changemanagement-Konzepte aufmerksam machen.

TRAUNSTEIN Noch mehr Sicherheit für die Patienten sowie ein deutliches Plus an Zufriedenheit bei den Mitarbeitern und Führungskräften: Das hat der an den Kliniken Südostbayern (KSOB) vor drei Jahren gestartete Veränderungsprozess erreicht, zu dessen Schwerpunkten die Prozessoptimierung der Stationen und Patientensteuerung gehört. „Ein richtungsweisendes Projekt“ so Felix Dorn, Mitglied der Geschäftsleitung des BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit in Hamburg. Dort überreichte er Dr. Stefan Paech, Medizinischer Direktor der KSOB, den „Deutschen Change Award“. Der begehrte Preis zeichnet das beste Veränderungsmanagement-Projekt des Jahres im Gesundheitswesen aus.

Vor zwei Jahren vom BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit ins Leben gerufen, will der „Change Award“ auf erfolgreiche Krankenhaus-Changemanagement-Konzepte aufmerksam machen. Gemeinsam mit Vertretern unter anderem aus dem Bundesgesundheitsministerium und der Aktion Patientensicherheit hatte das Institut mit Sitzen in Hamburg und Düsseldorf auch heuer zum Einreichen erfolgreich umgesetzter Projekte eingeladen. Unter den zahlreichen Bewerbern entschied sich die mit Fachleuten verschiedenster Institutionen und Einrichtungen besetzte Jury für drei Nominierungen. Aus diesen wählte sie die Kliniken Südostbayern AG als Gewinner des „Deutschen Change Award“ aus. Die Dr. Stefan Paech überreichte künstlerische Skulptur aus Glas bringt passenderweise symbolisch die Themen Mensch und fließende Veränderung zum Ausdruck. „Wir haben vor drei Jahren im Zuge unserer Sanierungsphase in wirtschaftlich angespannter Lage die Strategie eines schlankeren Prozessmanagements entwickelt, welche die Bedürfnisse des Patienten in den Fokus stellt und zugleich die Produktivität steigert“, erklärt Dr. Stefan Paech.

Eines der zentralen Instrumente innerhalb dieses Veränderungsprozesses ist das sogenannte Teamboard. An der Übersichtstafel, die tagesaktuelle Informationen, Patientensteuerung und Kennzahlen zusammenführt und visualisiert, trifft sich einmal täglich das multidisziplinäre Stationsteam zur Besprechung. „Wir nutzen das Teamboard als Steuerungsinstrument und Organisationspool“, so Dr. Paech. Das Teamboard gewährleistet das, was in dem immer auch am aktuellen Geschehen orientierten Tagesgeschehen so schwierig wie notwendig ist: einen geordneten Stationsablauf. „Die Zufriedenheit unserer Patienten und Mitarbeiter hat sich eindeutig erhöht. Das zeigen auch die unterschiedlichen Rückmeldesysteme“, sagt der Medizinische Direktor. „Die Patienten erleben einen strukturierten Tagesablauf mit gut vorbereiteten, pünktlichen Visiten. Bei der Gefäßchirurgie beispielsweise werden die Verbände nun nur noch einmal täglich, nämlich bei der Visite, geöffnet“, nennt er Beispiele für die durchgeplante Arbeitsweise mit Unterstützung des Teamboards. Sie macht es nicht nur möglich, dass jeder Mitarbeiter auf der Station immer über den aktuellen Behandlungsstand jedes Patienten informiert ist. Sondern ermöglicht den Mitarbeitern auch auf kurzem, unbürokratischem Wege, sich mit Vorschlägen einzubringen.

„Wir haben das Teamboard zunächst in der Führungsebene eingesetzt und dann auf den Stationen, die den stärksten Strukturierungsbedarf hatten und denen die Teamboards eine erkennbare Hilfe waren“, sagt Dr. Paech. Unterdessen sind alle Stationen in allen sechs Häusern des Klinikverbundes mit Teamboards ausgerüstet, und die Resonanzen sind durchwegs positiv. „Ein fantastisches Projekt, das mit seinem methodischen Ansatz professionell genau dort ansetzt, wo es trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage um die exzellente Patientenversorgung geht, die wir uns in jedem deutschen Krankenhaus nicht nur wünschen, sondern der Gesetzgeber in Zukunft erbarmungslos einfordern wird. Ein wirkliches und richtungsweisendes CHANGE- und Exzellenz-Projekt“, lobte Felix Dorn vom BQS Institut. Dessen Preis sei „eine hohe Anerkennung für die gesamte Belegschaft der Kliniken, denn letztendlich war jeder Mitarbeiter in der einen oder anderen Form an diesem Prozess beteiligt und auch in hohem Maße persönlich engagiert“, betont Dr. Stefan Paech. Die Teamboards sind nur ein Teil des Veränderungsprozesses, der auch den wachsenden Anforderungen des Gesetzgebers, der Patienten und dem zunehmenden Fachkräftemangel Rechnung trägt.

So wurden neue Berufsgruppen wie Servicekräfte geschaffen, um den Pflegekräften die Konzentration auf ihre Kernkompetenzen direkt am Patienten zu ermöglichen. Auch in anderen Bereichen wurde die Arbeitsorganisation anders aufgestellt: Das Erstellen von Arztbriefen zum Beispiel wurde durch eine digitale Spracherkennung vereinfacht und damit nicht unerheblich beschleunigt. Es gibt auch schon erste Schritte Richtung digitale Patientenakte. „Die Prozesse sollen so einfach und schlank wie möglich sein“, sagt Dr. Paech. „Mit diesen wichtigen Antworten auf Patientenzufriedenheit und Patientensicherheit sind wir zukunftsfähig.“ Dass die Kliniken Südostbayern hier eine Vorreiterrolle einnehmen, zeigen Anfragen aus anderen Kliniken in Deutschland, die sich für das aus eigener Kraft gestemmte, buchstäblich ausgezeichnete Veränderungsprojekt interessieren.

Foto: Freuen sich über die hohe Anerkennung für die gesamte Belegschaft; v.r. Dr. Stefan Paech, medizinischer Direktor, Evelyn Möhlenkamp, Pflege- u. Prozessmanagement und Reinhold Frank, Qualitätsmanagement.

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