Wirtschaft

Datenschützer sind alarmiert Amazon wittert Profit auf Gesundheitsmarkt

Der Blick in die Patientenakte - für viele Unternehmen ist das Geschäft mit Gesundheitsdaten sehr lukrativ.

Der Blick in die Patientenakte - für viele Unternehmen ist das Geschäft mit Gesundheitsdaten sehr lukrativ.

(Foto: REUTERS)

Mit Gesundheitsdaten lässt sich inzwischen viel Geld verdienen. Das hat neben Google und Apple nun auch Amazon erkannt. Der Online-Versandhandel investiert deshalb in eine neue Software, die auf brisante Patienteninformationen Zugriff hat.

Amazon hat ein neues Geschäftsfeld für sich entdeckt. Der Onlinekonzern will künftig in den Gesundheitsmarkt einsteigen und vermarktet nach eigenen Angaben ab sofort eine innovative Software. Mit deren Hilfe lassen sich Patientenakten nach Informationen durchsuchen, die medizinische Behandlung in Krankenhäusern verbessern und zugleich die Kosten senken.

In den USA führen inzwischen 80 Prozent aller Kliniken elektronische Krankenakten. Laut Angaben des Konzerns ließen sich mit der Software etwa Patientendaten, Diagnosen oder Behandlungen auslesen. In einem Krebsforschungszentrum in Seattle wird die Anwendung derzeit getestet. Sie dürfte sich für das Unternehmen wirtschaftlich durchaus lohnen.

Experten schätzen das jährliche Volumen des Marktes zur Speicherung und Analyse von Gesundheitsdaten auf mehr als sieben Milliarden US-Dollar. Die Software ist aber längst nicht der einzige Schritt, den Amazon künftig geht, um weiter in den Gesundheitsmarkt vorzudringen.

Schon im vergangenen Jahr kaufte der Konzern die Online-Apotheke Pillpack für rund eine Milliarde Dollar. So könnte Amazon in Zukunft auch über seinen Online-Versandhandel verschreibungspflichtige Medikamente vertreiben. Bislang versuchte das Unternehmen seinen Umsatz durch den Verkauf medizinischer Hilfsgüter zu steigern. In etlichen US-Krankenhäusern verwenden Ärzte bereits eine Amazon-App, mit der sie etwa Blutdruckmanschetten oder sanitäre Hilfsgüter auswählen, um sie im Anschluss als Produktliste via Mail an die jeweiligen Patienten zu verschicken.

Hochsensible Daten in den Händen von Amazon

Datenschützer sind über diese Entwicklung besorgt und warnen davor, dass Patienten unwissentlich persönliche und hochsensible Gesundheitsdaten an Amazon weitergeben. "Wir möchten nicht, dass Unternehmen vertrauliche Daten über uns erhalten, da sie uns damit manipulieren oder die Daten auch dann verwenden könnten, wenn es nicht in unserem Interesse ist", sagte Kirsten Martin, von der George Washington University dem "Wall Street Journal".

Das Gesundheitswesen ist nur eine von vielen Branchen, die mit großen Datenmengen arbeiten und künftig immer stärker digital arbeiten sollen. Der Logik der Tech-Unternehmen folgend, scheint es daher nur konsequent, in den Markt einzusteigen. Zumal der Druck im Gesundheitssystem steigt, gute Versorgung zu niedrigeren Kosten zu gewährleisten. Die Konsequenz für Patienten: Amazon könnte künftig Rückschlüsse auf Krankheitsbilder ziehen, insbesondere wenn der Konzern diese Informationen mit Daten zum Browser-Verlauf oder mit früheren Einkäufen des Kunden abgleicht.

Auf der Suche nach neuen Wachstumschancen ist der mehr als drei Billionen Dollar schwere Gesundheitsmarkt längst auch für andere Tech-Unternehmen wie Google und Apple zu einem attraktiven Markt geworden. Apple etwa ist mit dem US-Kriegsveteranenministerium über eine Software im Gespräch, mit der ehemalige Soldaten Gesundheitsdaten auf ihr i-Phone hochladen können. Google wiederum hat eine Krankenhauskette engagiert, die sich um die Vorhaben der Alphabet-Tochter kümmert.

Quelle: ntv.de, nen/DJ

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