Klinikum Worms kritisiert neue Regelung zu Krankenfahrten

Krankenfahrten, bei denen keine medizinische Betreuung durch Fachpersonal nötig ist, werden nicht mehr - wie in der Vergangenheit üblich - an Rettungsdienste weitergegeben....

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WORMS. Die verschärfte Auslegung bei den Krankenfahrten macht auch dem Klinikum zunehmend Probleme. "Wir können Patienten immer öfter nicht wie geplant zeitnah nach erfolgter Behandlung nach Hause oder in Heime entlassen. Das belastete nicht nur unsere Patienten sowie deren Angehörige in den letzten Wochen sehr massiv, sondern auch die organisatorischen Abläufe innerhalb des Klinikums", berichtet Pressesprecherin Eva Ehmke. In seiner Not hat das Krankenhaus jetzt sogar ein Unternehmen aus Hessen angeheuert.

Dass ein einfacher Patiententransport nicht Aufgabe des mit der Notfallrettung betrauten Rettungsdienstes ist, könne man vor dem Hintergrund der bestehenden gesetzlichen Regelungen sicher diskutieren. "Die Willkür, mit der das bestehende Problem durch den ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Alleingang und letztlich auf dem Rücken der Patienten gelöst wurde, ist für uns aber in keinster Weise nachvollziehbar", übt Ehmke heftige Kritik an der von Dr. Guido Scherer getroffenen Anweisung an die Leitstellen.

Die Durchführung von einfachen Transporten, für die kein medizinisches Fachpersonal nötig ist, sei in Rheinland-Pfalz "anders als in anderen Bundesländern" gesetzlich nicht geregelt. "Somit hat sich in den letzten Jahren hierfür auch kein entsprechender Markt etablieren können", erläutert Ehmke.

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Private Taxiunternehmen übernähmen Transporte nur bis zur Haus-, nicht aber zur Wohnungstür. Ein Transport nicht gehfähiger Patienten durch einen Taxifahrer, der diese alleine nicht ohne Gefährdung in die im dritten Stock gelegene Wohnung bringen kann, ist aus Sicht des Klinikums "aus Gründen der Fürsorge, aber auch aus haftungsrechtlicher Sicht nicht verantwortbar".

"Aus unserer Sicht wäre es wichtig gewesen, vor solch einem radikalen Schnitt zuerst einmal alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und die notwendigen Strukturen zu schaffen, um eine Alternative zum Transport durch den Rettungsdienst zu finden. Hinzu kommt, dass uns diese Änderung vorab nicht angekündigt worden ist", wirft das Klinikum dem in Ingelheim sitzenden Rettungsdienstleiter vor.

Für das Klinikum stellt die aktuelle Situation einen "massiven Eingriff" in das Entlassmanagement dar. Die Kliniken in Deutschland seien gesetzlich verpflichtet, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Die Folge: "Patienten blockieren, gerade in der nunmehr beginnenden Infektionszeit, dringend benötigte Bettenkapazitäten beziehungsweise binden Personal für die Betreuung", klagt die Pressesprecherin.

"Wir drängen deshalb auf eine baldige Lösung und hoffen, dass das zuständige Ministerium den Rettungsdienst wieder mit der Durchführung der Transporte betraut, ohne die Notfallrettung zu gefährden. Dies zumindest so lange, bis gemeinsam mit den Krankenkassen, dem Ministerium und den Krankenhäusern verbindliche Regularien geschaffen wurden und sich ein entsprechender Markt etabliert hat."

Da in Worms und Umgebung kein Unternehmen existiert, das die benötigten Transporte in der benötigten Anzahl anbietet, hat das Klinikum "nach vielen Telefonaten" mittlerweile einen Anbieter aus Hessen gefunden, der diese leichteren Patiententransporte übernimmt. Dieses Unternehmen aus Bensheim ist seitdem etwa 50 mal pro Woche im Einsatz, um Patienten nach Hause beziehungsweise in eine Pflegeeinrichtung zurückzubringen.