In den Vorjahren bestimmte der Klinikneubau stets auch den Jahresrückblick des Kreistages. Landrat Christian Meißner (CSU) konnte dabei stets gute Nachrichten in den Mittelpunkt rücken: Man liege im Zeit- und Kostenplan - es geht also voran - und auch für die Nutzung des Altbaus gebe es schon Perspektiven. Eine Nutzung zur Unterbringung der Medizin-Studenten aus der Regiomed-Medical School schien genauso möglich und sinnvoll wie die Einrichtung einer Hospiz-Station. Man wusste, es handelte sich dabei um Zukunftsmusik, denn erst einmal musste ja das neue Krankenhaus bezugsfertig sein. Heuer im Sommer war es dann soweit, dass der Umzug über die Bühne gehen konnte. Ganz ohne Knirschen kann so etwas nicht gehen. Nachbesserungen sind noch immer nötig, wie der Landrat am Montag vor dem Kreistag einräumte. Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben, aber auch viele, die einen Anruf bei der Krankenhausdirektorin nötig gemacht hätten. Was die Kosten des Neubaus anbelangt, so sei nun tatsächlich von einer "Punktlandung" auszugehen, sagte Meißner, auch wenn vorher noch das Gericht bemüht wird. "Wir haben uns mit einigen verkracht", so seine Erklärung. Will heißen: Leistungen waren nicht so erbracht worden wie erwartet, und das bedarf einer Klärung. Unterm Strich wären der geglückte Neustart im neuen Krankenhaus und ein Einhalten der prognostizierten Bausumme bei einem Jahrhundertprojekt wie diesem dennoch ein Grund zum Aufatmen.

Entspannung war in der Diskussion zum Jahresende jedoch nicht erkennbar. Stattdessen "dunkle Wolken", wie es SPD/SB-Fraktionssprecher Frank Novotny formulierte. Der Regiomed-Verbund, dem das Klinikum Lichtenfels angehört, schreibt zum ersten Mal seit zehn Jahren rote Zahlen. Dies war erst vor wenigen Tagen bekannt geworden. Woran es liegt und was dagegen zu unternehmen ist, soll bei einer Sitzung von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung am kommenden Donnerstag dargelegt werden. Man vertraue hierbei auf den Landrat, betonte Kreisrat Novotny. Nicht gerade von Vertrauen geprägt erschien dagegen seine Haltung gegenüber Regiomed zu sein: "Ich kann mir Entwicklungen in dieser Schnelligkeit nicht vorstellen." Das Defizit sei sicher schon länger vorher entstanden - zu einer Zeit, in der man auf Nachfragen bezüglich des Jahresergebnisses noch von einer "schwarzen Null" gesprochen hatte. Laut Christian Meißner war dies noch Ende September der Fall, während jetzt ein Verlust von "zirka vier Millionen Euro" im Raum steht. "Wir nehmen den neuen Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke beim Wort", sagte Novotny und zitierte den designierten Nachfolger Joachim Bovelets mit einem Statement, wonach Humanität und Wirtschaftlichkeit im Klinikbereich zu vereinbaren seien. Schmidtke stammt aus der Region, war bis 1998 Pflegedienstleiter im Bezirksklinikum in Kutzenberg und zuletzt Vorstandsvorsitzender des Klinikums Augsburg.

Ebenfalls kritisch gesehen wird die Tatsache, dass jetzt, nachdem das Helmut-G.-Walther-Klinikum zum Leerstand geworden ist, kein Raumnutzungskonzept auf dem Tisch liegt. "Unsere Studenten könne nicht untergebracht werden", stellte Frank Novotny fest, und: "Wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten."

Der Landrat erwartet hierzu in den nächsten Wochen die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Bauuntersuchung und intensive Beratungen im neuen Jahr. Er geht davon aus, dass sich der Landkreis Umbau und Sanierung nicht leisten können wird, sprach dabei von "40 Millionen Euro plus x" und meinte: "Wir werden Investoren finden müssen." Regiomed und die Medical School könnten als "Ankermieter" fungieren.

Meißner unterstrich die Haltung, den kommunalen Einfluss auf das Krankenhaus wahren zu wollen. Die Mitarbeiter würden weiter nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt. "Wir wollen beweisen, dass es kommunal geht."