Oldenburg - Im Streit an der Spitze des Klinikums Oldenburg hat der Betriebsrat die Beteiligten aufgefordert, ihre Differenzen zu überwinden und „zum Wohle aller: der Beschäftigten und der Krankenversorgung“, an einem Strang zu ziehen. Der „öffentlich ausgetragene Machtkampf einzelner Chefärzte gegen den Vorstand Dr. Tenzer“ verschärfe die ohnehin angespannte Lage, in der sich das Krankenhaus durch die Taten des ehemaligen Pflegers Niels Högel und durch die allgemein schwierigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen befinde. Das sagte Arbeitnehmervertreter Nils Lotze jetzt im Gespräch mit der NWZ.

Noch deutlicher äußerte sich der Betriebsrat in einer hausinternen Stellungnahme zum Ð-Artikel „Diagnose: Schwer verschnupft“ vom 21. April 2018, mit der er sich an die knapp 2900 Mitarbeiter des 830-Betten-Hauses wandte: „Der Führungsstil von Dr. Tenzer passt manchen ChefärztInnen ganz und gar nicht. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Einer ist mutmaßlich der, dass er dieser Berufsgruppe, die es in der Vergangenheit gewohnt war, freier zu agieren, erstmalig Grenzen setzt.“ Aber auch mit dem Vorstand gehen die Arbeitnehmervertreter hart ins Gericht: „Dr. Tenzer hat in der Vergangenheit nicht immer glücklich agiert, hat manchmal die Beschäftigten nicht ausreichend mitgenommen und sicher auch Fehler gemacht. Man kann ihm jedoch nicht alles anlasten, was am Klinikum schlecht läuft, zum Beispiel die hohe Personalfluktuation.“

Die NWZ hatte berichtet, dass das Klinikum rote Zahlen schreibt. 2017 wurde mit einem Millionen-Minus beendet, auch das erste Quartal 2018 lief schlecht. Ein Grund dafür ist großer Personalmangel, den Insider auf ein schlechtes Betriebsklima zurückführen. Belastet wird das Klima auch durch den seit Monaten schwelenden Streit zwischen Vorstand Dirk Tenzer und Teilen des Ärztlichen Direktoriums.

„In der Substanz ist das Klinikum gesund, leistungsfähig und medizinisch-fachlich breit aufgestellt“, erklärt der Betriebsrat. Der größte Teil der Beschäftigten leiste täglich gute Arbeit zum Wohle der ihm anvertrauten Patienten. Jetzt sollten sich auch die am Streit beteiligten Führungskräfte auf das besinnen, „wofür sie hier angestellt sind: nämlich sich gemeinsam verantwortlich zu fühlen und zu handeln; für das Wohl des gesamten Klinikums, der Beschäftigten und der PatientInnen“.

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