Spitäler verlieren 900 Millionen in Ambulatorien

Die Spitäler als Verlierer des Tarifeingriffs sind mit der heutigen gesetzlichen Regelung nicht zufrieden.

Christof Forster, Bern
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Das Anbieten von ambulanten Leistungen ist für die Spitäler ein defizitäres Geschäft. Der Fehlbetrag beläuft sich laut dem Spitalverband H+ auf insgesamt 900 Millionen Franken pro Jahr. Der Kostendeckungsgrad liegt bei 85 bis 90 Prozent. Gleichzeitig erwarte man aber vom ambulanten Bereich, dass er gegenüber den stationären Behandlungen zulege, sagten die Verbandsverantwortlichen am Dienstag vor den Medien. 300 Millionen Franken des Defizits gehen laut Verbandsdirektor Bernhard Wegmüller auf die vom Bundesrat verfügten Tarifsenkungen zurück. Dieser politisch motivierte Eingriff habe indes nichts mit der Versorgung zu tun. Medizinisch unsinnig seien die damit verbundenen Zeitbeschränkungen vor allem in der Kinder-, Notfall- und Altersmedizin sowie in der Psychiatrie und Onkologie. Einen Teil ihrer Investitionen in den ambulanten Bereich dürften einige Spitäler jedoch auch als Marketingaufwand abbuchen. Dahinter steht die Idee, über Ambulatorien Patienten für den stationären Bereich zu «gewinnen».

Ein weiterer Grund für das Defizit in den Spitalambulatorien ist laut Wegmüller die ungenügende Entschädigung der Spitalleistungen. Einige Eingriffe könnten nur deshalb ambulant durchgeführt werden, weil das Spital für den Notfall eine Infrastruktur bereithalte. Diese Leistungen seien mit dem ambulanten Tarif (Tarmed) nicht abgegolten.

(Bild: Selina Haberland / NZZ)

(Bild: Selina Haberland / NZZ)

Die Spitäler als Verlierer des Tarifeingriffs sind mit der heutigen gesetzlichen Regelung nicht zufrieden. Diese ermöglicht das Eingreifen des Bundesrats, falls sich Ärzte, Spitäler und Krankenkassen in den Tarifverhandlungen nicht einigen. Durch das notwendige Einverständnis aller Tarifpartner erhielten die einzelnen Verhandlungspartner eine Vetomacht, sagte die Verbandspräsidentin und Nationalrätin Isabelle Moret (fdp., Waadt). Sie fordert, die Vetomöglichkeiten seien durch eine Gesetzesänderung abzuschaffen.

Vom Globalbudget als Kostenbremse, vorgeschlagen von einer bundesrätlichen Arbeitsgruppe, hält der Verband nichts. Sympathien hegt H+ dagegen für eine weitere Idee der Experten: keine Koppelung der Boni von Ärzten an die Menge. Der Verband unterstützt zudem die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen durch Kantone und Krankenkassen. Das Parlament hat dazu eine Vorlage in die Vernehmlassung geschickt.