Kaufmann sieht Chancen für neues onkologisches Zentrum. Bernhard beharrt auf Zentralklinik am Flugfeld.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Schon seit einigen Wochen blicken die   Passanten auf dem Weg zum Krankenhaus in eine große Baugrube. Hier entsteht ein privates Strahlentherapiezentrum, in dem in einem guten Jahr Krebspatienten behandelt werden.

 

Hochmoderne Strahlentherapie, ein renommierter neuer Chefarzt in der Bauchchirurgie und eine erfolgreiche Chefin in der Inneren Klinik – eine ideale Kombination, um das Krankenhaus zu einem weiteren onkologischen Zentrum im Landkreis zu machen, meint Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD). Denn neben dem bestehenden in Böblingen könnten in Leonberg jene Patienten behandelt werden, die sonst nach Stuttgart gehen würden.

„Schwerpunkt am Flugfeld“

Mit diesem Vorschlag hat sich der OB schriftlich an den Landrat gewandt. In seiner Antwort begrüßt Roland Bernhard die onkologische Kompetenz, die mit dem Strahlentherapiezentrum am Standort Leonberg gestärkt wird. Doch im Gegensatz zu Kaufmann sieht der Kreis-Chef die Chancen für ein zertifiziertes onkologisches Zentrum in Leonberg angesichts der „sehr hohen Anforderungen“ der Deutschen Krebsgesellschaft skeptisch.

„Diese Anforderungen gehen eher in Richtung eines Schwerpunktversorgers, der ja entsprechend dem Medizinkonzept eindeutig am Flugfeldklinikum angesiedelt sein wird“, schreibt der Landrat an den Oberbürgermeister. „In der Krebsbehandlung existieren sogenannte Mindestmengen, die es erforderlich machen, dass wir verschiedene Leistungen an einem Standort innerhalb des Klinikverbundes bündeln müssen, um diese Leistungen überhaupt langfristig erbringen zu können.“

Darüber hinaus sieht Bernhard keinen akuten Anlass, die Zusammenarbeit der Urologischen Klinik in Sindelfingen mit der Strahlentherapie des Klinikums Stuttgart zu beenden. Kaufmann hatte in seinem Brief an Bernhard die Frage aufgeworfen, warum die Sindelfinger Urologie ausgerechnet mit der Kooperation mit dem Klinikum der Landeshauptstadt wirbt, das ein Konkurrent der eigenen Kliniken ist.

„Exzellente Kooperation“

„Entscheidend sind eine zuverlässige Terminplanung und eine gute medizinische Kooperation“, antwortet Bernhard. Derzeit sei die Zusammenarbeit mit Stuttgart „exzellent.“ Man könne aber „ über neue Wege der Kooperation nachdenken.“ Der Landrat sieht das Leonberger Strahlentherapiezentrum vielmehr als „Keimzelle für eine Weiterentwicklung in Richtung eines Gesundheitscampus.“ Dazu würde auch das Psychosomatische Zentrum beitragen, das das Land neben dem Krankenhaus bauen will.

Martin Kaufmann hingegen sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Strahlentherapiezentrum und einem Gesundheitscampus. Vielmehr müsse die onkologische Versorgung im Kreis „neu überdacht“ werden. Denn als vor vier Jahren das Medizinkonzept vom Kreistag beschlossen wurde, so argumentiert der OB, da gab es noch keine Perspektive für eine Strahlentherapie in Leonberg. Einen Campus will Kaufmann nicht grundsätzlich ausschließen. „Aber das ist kein Allheilmittel“, sagte er unserer Zeitung.

„Einbindung der Ärzte ist zwingend“

Der SPD-Kreisrat und Allgemeinmediziner Günther Wöhler hält ebenso wie Kaufmann das Zusammentreffen der Strahlentherapie und „die bereits vorhandene chirurgische und internistische Expertise“ der Chefärzte Wolfgang Steurer und Barbara John für geeignet, neue Patienten zu gewinnen. „Dem steht im Wege, dass das Klinikkonzept die umfassende Kompetenz der beiden Chefärzte nur eingeschränkt und mit Schwerpunkt auf entzündliche Darmerkrankungen nutzen möchte.“

Ein Gesundheitscampus müsse „die Versorgung fehlender oder knapper Angebote ergänzen.“ Eine enge Einbindung der niedergelassenen Ärzte sei „zwingend.“