Ein Einbetten der Strahlentherapie ins Medizinkonzept kann den ganzen Klinikverbund stärken. Doch es geht immer nur ums Flugfeld.

Leonberg - Ist vom Leonberger Krankenhaus die Rede, sind in jüngster Zeit verstärkt die   Begriffe Gesundheitscampus und Strahlentherapiezentrum zu hören. Beides sind Synonyme für eine positive Entwicklung. Doch wie die aussehen könnte, das wird höchst unterschiedlich gedeutet.

 

Beginnen wir mit dem Konkreten: Die Strahlentherapie wird kommen. Die Bauarbeiten haben begonnen. Der Investor Josef Hoen nimmt sieben Millionen Euro in die Hand, um in einem guten Jahr in einer hochmodernen Einrichtung die ersten Patienten zu behandeln. Patienten, so sagt er, die sonst nach Stuttgart, Pforzheim oder Ludwigsburg gehen würden.

Krankenhaus profitiert von Strahlentherapie

Kann das Krankenhaus davon profitieren? Mit Sicherheit! Ist doch die Expertise für die Behandlung von Krebspatienten in Leonberg ohnehin sehr hoch. Wer weiß, dass er hier zudem eine sehr gute Strahlentherapie bekommt, wird sich für eine stationäre Behandlung in Leonberg entscheiden. Buchstäblich weil es nahe liegt.

Die inhaltliche Ausgestaltung des zweiten Begriffs, des Gesundheitscampus, ist bisher vage. Beim Klinikverbund und beim Landkreis ist von medizinischen Dienstleistungen die Rede. Die Strahlentherapie und eine psychosomatische Klinik, die das Land neben dem Krankenhaus plant, werden als hoffnungsvoller Auftakt für einen Campus genannt. Welche Arztpraxen sich dort niederlassen könnten, ist offen. Der Landrat versichert, dass es sich um ergänzende Praxen handeln wird. In der Tat sind in Leonberg nicht alle  medizinische Fachrichtungen präsent. Dass aber Ärzte, die sich für viel Geld in der Innenstadt eingerichtet haben, klaglos zum Krankenhaus ziehen, darf bezweifelt werden. Gelingt es jedoch, in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen und den Klinik-Ärzten ein Konzept zu entwickeln, das den Medizinstandort stärkt, so könnte dies ein wichtiger Baustein sein.

Karten neu mischen

Wesentlich spannender erscheint im Moment die Frage, die Martin Kaufmann aufgeworfen hat: Müssen nicht angesichts des neuen Strahlentherapiezentrums die Karten für das kreisweite Medizinkonzept neu gemischt werden? Vor vier Jahren konnte niemand ahnen, dass eine medizinische Leistung nach Leonberg kommt, die    bisher teilweise von den Stuttgarter Wettbewerbern eingekauft werden muss.

Deshalb ist es eigenartig, dass der Klinikverbund zwar zu Recht in den Krankenhäusern der Landeshauptstadt die größte Konkurrenz sieht, aber nicht schon jetzt die Weichen stellt, um die künftige strahlentherapeutische Kompetenz im eigenen Gebiet umfänglich zu nutzen. Stattdessen wird mantraartig auf die noch gar nicht existente Zentralklinik verwiesen. Die Chance, im umkämpftesten Gebiet des Klinikverbundes, ein erfolg- und ertragsversprechendes Angebot zu machen, wird nicht einmal erwogen. Hauptsache, es ist genug Geld für die Flugfeldklinik da.