Helmut Nawratil will Persilschein - und 800.000 Euro

25.5.2018, 05:26 Uhr
Steht in der Kritik: Helmut Nawratil.

© Montage: nordbayern.de Steht in der Kritik: Helmut Nawratil.

Konkret bedeutet das: Der Bezirk soll ihn nach Informationen der Nürnberger Nachrichten von allen denkbaren Regress- und Schadenersatzforderungen freistellen und auf die bereits beschlossene Sonderprüfung verzichten.

Diese Prüfung ist unlängst an eine externe Anwaltskanzlei vergeben worden; sie soll diversen Vorwürfen und Anschuldigungen gegen Nawratil (48) nachgehen. Ob der Klinikchef sich vor der unabhängigen Kontrolle fürchtet, bleibt offen — er ist laut seiner Pressestelle "nicht im Haus, hält sich außerdem an die Vertraulichkeit von Verwaltungsratssitzungen und steht für Gespräche nicht zur Verfügung".

Furcht vor Kontrolle?

In einer außerordentlichen Sitzung des Verwaltungsrats der Bezirkskliniken, zu der der Vorsitzende, Richard Bartsch (CSU), kurzfristig geladen hatte, erfuhren die Politiker unter dem Stichwort "Personalangelegenheiten", dass Anwälte beider Seiten, Nawratils und des Bezirks, über die Modalitäten einer einvernehmlichen Vertragsauflösung verhandeln.

Die Bezirksräte im Verwaltungsrat lehnten das Angebot in dieser Form allerdings geschlossen ab. Auf einen pauschalen Verzicht auf Regressforderungen wollten die Politiker sich nicht einlassen; dieses Ansinnen geht auch den kritischen Bezirksräten zu weit, die Nawratils Abgang wohl herzlich begrüßen würden — beispielsweise Klaus Hiemeyer (Bündnisgrüne) oder Gisela Niclas (SPD).

Wenn der Bezirk auf die Rückzugsofferte eingeht, will der Klinikchef nochmals 800.000 Euro kassieren, die ihm laut Dienstvertrag bis zum Ende der Laufzeit 2022 zustehen. Auch dies geht vielen Bezirkstagsmitgliedern die Nase hoch. Erst zum Jahreswechsel war Nawratils Gehalt um nahezu die Hälfte angehoben worden, auf jährlich 380.000 Euro brutto. Bezirkstagspräsident Bartsch und die CSU hatten dies stets damit verteidigt, dass man den in ihren Augen erfolgreichen Manager habe halten wollen und diese Summe herausverhandelt habe. Bartsch befindet sich im Urlaub, teilt die Bezirkspressestelle mit; ein weiterer Ansprechpartner stehe derzeit nicht zur Verfügung.

Zu einigen der von unserer Redaktion zuletzt aufgegriffenen Details der Affäre haben die Bezirkskliniken nun doch Antworten gegeben. Zum Beispiel, ob es zutrifft, dass die Vorstandsetage in Ansbach mit einer Glaswand teuer gesichert werden soll. Im Verwaltungsgebäude der Unternehmenszentrale werde an einem elektronischen Schließsystem gearbeitet, so Sprecherin Ariane Peine. Nach erfolgreicher Testphase solle es auf das ganze Unternehmen ausgeweitet werden. Parallel wurden Glastüren "als zusätzlicher Windfang und Brandschutz" eingebaut. Zudem solle eine Empfangstheke installiert werden.

Krankheitsquoten hängen aus

Ziel der Bezirkskliniken sei es, die Krankheitsquote zu senken. Um die Mitarbeiter(innen) über die Entwicklungen transparent zu informieren, werden die Krankheitsquoten der jeweils gesamten Klinik ausgehängt. Es seien explizit nicht die Quoten einzelner Bereiche oder gar die Fehlzeiten einzelner Mitarbeiter abgebildet.

Abweichend vom Stellenplan sind in den Kliniken — Stand April — rund 36 Stellen nicht besetzt, davon rund 20 Stellen in den patientennahen Bereichen, so Peine. Die Qualität in der Betreuung der Patienten sei dadurch nicht beeinträchtigt. Die Unterbesetzung sei wesentlich der Ursache geschuldet, dass auch bei den Bezirkskliniken der Fachkräftemangel angekommen ist. Dennoch hätten es die Kliniken mit massiven Anstrengungen geschafft, die Zahl der Mitarbeiter gegenüber der durchschnittlichen Besetzung im Jahr 2017 in den patientennahen Berufsgruppen um rund 19 Vollzeitstellen zu steigern.

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