Entsetzen über das drohende Aus für Paracelsus-Klinik

„Das tut mir in der Seele weh!“ Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang ist entsetzt über das drohende Aus für die Paracelsus-Rotenfelsklinik in Bad Münster (AZ vom...

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BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG. „Das tut mir in der Seele weh!“ Ortsvorsteherin Dr. Bettina Mackeprang ist entsetzt über das drohende Aus für die Paracelsus-Rotenfelsklinik in Bad Münster (AZ vom Freitag) und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.

„Es ist eine schlimme Vorstellung, dass ein weiterer Leerstand droht, jetzt von zwei riesigen Gebäuden.“ Keinen Hehl macht Mackeprang aus ihrem Ärger, dass das Osnabrücker Unternehmen der Einrichtung unter dem Rheingrafenstein im Dezember 2017 bei der Erstmeldung, der Konzern sei insolvent, „Scheinsicherheit“ suggerierte, da die Reha-Sparte nicht Verursacher der Insolvenz und der Standort Bad Münster gesichert sei. „Jetzt ist nichts mehr davon übrig, was versprochen wurde.“

Betroffen reagiert auch Stefan Köhl. Der Vorsitzende des Verkehrsvereins „Rheingrafenstein“ hat jetzt auch eine Erklärung dafür, dass ein Treffen von Paracelsus mit Vertretern des Verkehrsvereins vor zwei Wochen kurzfristig abgesagt wurde. Es sei ein „Schlag für BME, eine so große Klinik vom Markt zu nehmen“.

Sowohl Mackeprang als auch Köhl warnen vehement vor Plänen, auch an dieser Adresse Eigentumswohnungen zu planen. Mackeprang befürchtet bei nachlassendem Tourismus und zurückgehender Infrastruktur auch Wohnen unter dem Rheingrafenstein an Attraktivität verliere. „Es ist traurig, wie ein Puzzlestein in den anderen greift. Wir müssen alles versuchen, dass wieder eine Klinik in die Gebäude einzieht.“ Dafür müsse auch Paracelsus seine Kontakte nutzen.

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Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, die für Stadtteilentwicklung zuständig ist, wurde am Donnerstag von einem Paracelsus-Mitarbeiter ebenfalls über die aktuelle Situation informiert. „Über die Nachricht einer möglichen Schließung und den damit verbundenen Auswirkungen für unseren Stadtteil und die ganze Stadt, die so sehr vom Kur- und Gesundheitsbetrieb lebt, bin ich sehr bestürzt“, reagiert Kaster-Meurer auf die Hiobsbotschaft. Sie hofft, dass sich bis Ende Juni ein Investor aus der Gesundheitsbranche findet, damit der Reha-Standort und damit die wertvollen Arbeitsplätze vor Ort erhalten bleiben.

Sollte eine Schließung aber unvermeidbar sein, „werden wir uns intensiv um die Nachnutzung bemühen“. Nach den Vorstellungen der OB sollte der Gebäudekomplex südlich der Kurhausstraße in der Nachbarschaft des Kurparks in seiner gesundheitsbezogenen Nutzung erhalten bleiben, für das schon lange leer stehende nördlich der Kurhausstraße liegende Gebäude „ist eine Wohn- oder Büroraumnutzung denkbar“.

Auswirkungen auf die Wirtschaftskaft der Stadt

Eine Schließung der Paracelsus-Klinik würde nicht nur die Übernachtungsstatistik belasten, sondern sich auch negativ auf die Wirtschaftskraft in der ehemaligen Kurstadt auswirken, unterstreicht Stefan Köhl. Denn nicht nur Arbeitsplätze gingen verloren, sondern auch Patientenbesuche entfielen dann. Am jetzigen Standort der beiden Klinik-Klötze soll nach den Vorstellungen von Köhl wieder eine Einrichtung aus den Bereichen Gesundheitswesen oder Tourismus geplant werden. „Eine Katastrophe wären weitere Wohnbebauungen.“ Die Politik habe bisher nicht verstanden, was dadurch den Kurvierteln angetan wird, kritisierte Köhl die Bebauungsstrategie in der Kreuznacher Kurhausstraße. Beide Örtlichkeiten, Bad Kreuznach und der Stadtteil Bad Münster am Stein-Ebernburg, würden dadurch ihrer Identität beraubt. Köhl bezeichnete die Kurviertel als „Herzstücke“.

Hinzu komme, dass die Errichtung von Eigentumswohnungen kaum oder nur schwer zu korrigieren ist, wenn man diese später als Fehlentwicklung erkenne, glaubt Köhl.

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Der Tourismus-Chef denkt auch, dass Viertel, in denen Eigentumswohnungen dominieren, keine Bindung zum Rest des Ortes haben und sich zu „Senioren-Ghettos“ entwickeln, was aber auf Dauer auch die ältere Generation nicht wolle. Einen Hotel-Neubau an dieser Stelle würde Köhl allerdings begrüßen.