Patientendaten aus dem Spital Lachen an Dritte weitergereicht

Sogenannte «Freunde des Spitals Lachen» reichten sieben Patientendossiers an spitalexterne Personen weiter. In einem begleitenden Brief schreiben sie von Missständen am Spital.

Johanna Mächler
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Das Spital Lachen. (Bild: PD)

Das Spital Lachen. (Bild: PD)

Bereits im März teilte die Spital Lachen AG unter Verwaltungsratspräsident Peter Suter mit, dass drei spitalexterne Personen anonyme Schreiben erhalten hätten. Die Urheber des Briefes erheben darin laut Mitteilung «schwerwiegende und rufschädigende Vorwürfe gegenüber einem Kaderarzt»; ebenso wurden die Spitalleitung und der Verwaltungsrat angeschuldigt.

Der Brief wurde auf offizielles Briefpapier des Spitals gedruckt, versehen mit Stempeln von vier Abteilungen und «ergänzt mit Daten, die der Geheimhaltungspflicht unterstehen».

Gravierende Vorwürfe

Wie Recherchen des «March-Anzeigers» ergaben, handelt es sich bei den «ergänzenden Daten» um Patientendaten aus dem Spital Lachen. Es sind sieben personalisierte Dossiers, jedes beinhaltet mehrere Seiten. Der Inhalt wiegt schwer: Die Papiere lassen sich dahingehend interpretieren, dass medizinische Fehlbehandlungen erfolgten, die in einigen Fällen einen tödlichen Ausgang nahmen. Die Fälle datieren aus den vergangenen Jahren. Die Urheber des Schreibens nennen sich «Freunde des Spitals Lachen»; sie sprechen im zweiseitigen Brief von unfairer Personalpolitik sowie von einem Klima der Angst und Einschüchterung. Im Visier der «Freunde des Spitals Lachen» steht zudem ein ausländischer Kaderarzt, der eine dieser Abteilungen führt. Die Ausführungen zu dieser Person lassen eine gewisse Fremdenfeindlichkeit vermuten. Der Brief trägt die Stempel der Abteilungen Medizin, Chirurgie, Anästhesie/Intensivmedizin und Notfall.

Das Verhalten und Vorgehen der «Freunde des Spitals Lachen» ist mehr als fragwürdig. Gemäss Rechtsauskunft durch die Märchler Lokalzeitung liegt dadurch ein strafrechtlich relevantes Verhalten vor. Verstossen wurde unter anderem gegen arbeitsrechtliche Pflichten, Berufspflichten, ebenso wurde das Amtsgeheimnis verletzt.

Entsprechend hat die Spital Lachen AG Strafanzeige gegen unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Schwyz eingereicht.

«Wir können nichts dazu sagen»

Verwaltungsratspräsident Peter Suter wollte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht dazu äussern: «Zurzeit können und dürfen wir nichts dazu sagen. Das Verfahren durch die Staatsanwaltschaft ist erst angelaufen.» Er zeigte sich aber schon im März überzeugt, dass am Spital Lachen «eine offene und direkte Unternehmenskultur» geführt werde. Demnächst soll eine Ombudsstelle am Spital eingerichtet werden, welche die Interessen der Angestellten unabhängig vertritt.

Die Geschäftsführerin der Schweizerischen Stiftung SPO Patientenschutz, Barbara Züst aus Zürich, geht einen Schritt weiter und befürwortet nicht nur die sofortige Aufklärung dieses «alarmierenden Vorfalls», sondern sieht ebenso dringenden Handlungsbedarf, um die Rechte jener Personen zu schützen, die in den Patientendaten aufgeführt sind.

Zudem rät sie zukünftigen Whistleblowern ganz grundsätzlich, sich vor einer Meldung an einen Anwalt zu wenden, der sie ausreichend schützen kann, sodass «diese sich nicht noch in weitere, unnötige Schwierigkeiten bringen».

Was treibt die sogenannten «Freunde des Spitals Lachen» an, so imageschädigend gegen das Spital aufzutreten, in dem sie allem Anschein nach arbeiten oder gearbeitet haben? Sie wollten auf Missstände aufmerksam machen, schreiben sie. Nicht klar ist derweil, ob sie die internen Dienstwege beschritten haben, um ihre Anliegen zu thematisieren.

Doch die Gründe können vielfältiger sein, sagt Barbara Züst: «Vielleicht sind auch persönliche Benachteiligungen im Spiel, Rufschädigung oder Mobbing», führt sie aus. «Vielleicht aber sind die erhobenen Vorwürfe gerechtfertigt.» Das Verhalten zeige eines klar: «Wo Whistleblower auftreten, sind Probleme da. Diese muss man lösen, sonst gibt es keine Ruhe.»