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Großes Schweigen um Klinik-Pläne

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Im Komplex an der Sonnenallee sollte die Klinik entstehen.
Im Komplex an der Sonnenallee sollte die Klinik entstehen. © Michalek

Still ist‘s um die großen Pläne für ein Klinikum in Kirchheim geworden. Man hört: Das Ministerium will keinesfalls 180 Betten genehmigen.

Kirchheim – Still geworden ist es um die Pläne für ein „Klinikum München Kirchheim“. Die endgültige Entscheidung für oder gegen das Projekt wollte das bayerische Gesundheitsministerium eigentlich bereits im vergangenen Juli treffen. Doch jetzt ist bekannt geworden: Statt einer Entscheidung hat das Ministerium eine andere Lösung gefunden – mit weitreichenden Folgen.

Die Pläne für die Klinik samt Notaufnahme und Palliativstation an der Sonnenallee in Kirchheim sehen einen großer Wurf vor: Von „medizinischer Versorgung für die Zukunft“ ist die Rede. Von einer „Klinik 4.0“, in der die digitale Vernetzung eine wichtige Rolle spielt. Bis zu 10 000 Patienten im Jahr könnten behandelt werden mit einer Ausrichtung primär auf Bauchchirurgie und orthopädischer Chirurgie. So ist es in einer Broschüre zu lesen. Das Angebot soll sich an Kassenpatienten ebenso richten wie an Privatpatienten. 180 Betten sehen die Planungen vor.

Ministerium: Maximal 60 Betten

Das aber ist offensichtlich nicht im Sinne des bayerischen Gesundheitsministeriums: Zwar fehlt offensichtlich bis heute der sonst übliche Bescheid. Wie jedoch zu hören ist, fordert das Ministerium eine deutliche Reduzierung der Bettenzahl. Von maximal 60 Betten ist die Rede. Nur dann gebe es grünes Licht aus dem Ministerium für die Initiatoren.

Bei ihnen handelt es sich um den Kirchheimer Privatmann Gerd Gruber sowie die beiden Professoren Rudolf Hipp und Andreas Sendler. Hipp führt in München-Perlach ein „Kompetenzzentrum für Anästhesie“. Sendler arbeitet inzwischen nicht mehr in München. Der Facharzt für Chirurgie hat im Oktober vergangenen Jahres eine Stelle als Chefarzt am Hufeland-Klinikum in Bad Langensalza übernommen. Für das „Klinikum München Kirchheim“ (KMK) hatten beide Professoren die „Klinikum München Land Kirchheim KMK GmbH“ gegründet.

Initiatoren mauern

Die Initiatoren, so ist zu hören, haben bereits auf den Vorschlag aus dem Gesundheitsministerium reagiert: Mit nur 60 Betten ließe sich eine Klinik am Standort Kirchheim nicht wirtschaftlich betreiben, heißt es. Offizielle Aussagen dazu gibt es nicht: Im Ministerium weist ein Sprecher darauf hin, dass die Antragsteller noch Unterlagen beizubringen – und „ausdrücklich um Stillschweigen im laufenden Verfahren gebeten“ haben. Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) hüllt sich ebenfalls in Schweigen. Selbst die beiden Professoren verweigern jede Stellungnahme. Weitere Veröffentlichungen zum Thema seien nicht erwünscht, teilt ihre Anwältin auf direktem Wege mit.

Die Idee, in Kirchheim ein Klinikum einzurichten, hatte im Januar 2015 ihren Anfang genommen. Damals hatte der Wirtschaftsempfang der Gemeinde in den leer stehenden Räumen des Bürogebäudes in der Sonnenallee 1 stattgefunden. Eine nicht nur eingängige Adresse, sondern auch ein hochwertiger Komplex mit dem Namen „Sunsquare“, einst Firmenzentrale von „Sun Microsystems“. Hier also versprach an diesem Abend Kirchheims Bürgermeister, für neue Mieter zu sorgen.

Bürgermeister hat sich viel erhofft

Wenig später wendeten sich Hipp und Sendler an Böltl – in der Tasche ein detailreiches Konzept. Böltl regagierte begeistert, sprach von einer Verbesserung der ärztlichen Versorgungslage, von einer idealen Infrastruktur sowie einem Prestigegewinn für die Gemeinde und den Landkreis. Die in Aussicht gestellten bis zu 320 Arbeitsplätze trugen ein Übriges zu seiner Begeisterung bei. In den kommenden Monaten wurden die Pläne für das Projekt konkreter. Auf 10 000 Quadratmetern sollte zunächst im westlichen Teil des Gebäudes die Klinik entstehen. Hipp und Sendler zogen das Münchner Architekturbüro „Nickl & Partner Architekten AG“ hinzu. Die Rede war von einer „Healing Architecture“, einem architektonischen Konzept, das mit Wohlfühl-Atmosphäre zur Genesung der Patienten beitragen wolle. Später dann sollte – bei bereits bestehendem Baurecht – ein Gebäude mit 20 000 Quadratmetern Nutzfläche hochgezogen werden. Raum genug für ein ambulantes und stationäres Rehazentrum.

Kritik von vielen Seiten

In der Summe sollte nicht nur die Klinik, sondern ein komplexes Gesundheitszentrum entstehen. Eine erste Schätzung ergab Kosten in Höhe von rund 35 Millionen Euro – finanziert ausschließlich über private Investoren und Sponsoren. Das Konzept kam nicht nur bei Böltl an. Auch Landrat Christoph Göbel (CSU) zeigte sich angetan. Im Kreistag gab es ebenfalls viel Zustimmung.

Doch im Sommer 2016 geriet das Projekt ins Stocken. Es hagelte Kritik: Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern sprach sich gegen ein Klinikum in Kirchheim aus, mit dem Hinweis auf ein bestehendes Überangebot in München. Im Landkreis Ebersberg äußerte sich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) kritisch. Er fürchtete negative Folgen und zu große Konkurrenz für die Kliniken im Umland, nicht nur in Ebersberg. Und auch der Krankenhaus-Planungsausschuss kam überein, keinen Bedarf zu sehen. Den Initiatoren blieb letztlich nur das Hoffen auf eine klare Zusage aus dem Gesundheitsministerium. Die blieb aus. Stattdessen gab es den Kompromiss-Vorschlag. Auf ihn folgt jetzt: offizielles Schweigen.

Alternative Freiham?

Möglicherweise sehen sich die Klinikum-Initiatoren bereits nach einem neuen Standort um. Sie selbst hatten einmal Freiham ins Spiel gebracht – als Alternative zu Kirchheim. Ob es dafür bereits Pläne gibt? „Von einem solchen Projekt ist uns nichts bekannt“, sagt ein Sprecher der Landeshauptstadt München.

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