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Krankenhäuser

Streit um Klinik in Clausthal eskaliert

„Belegung stetig gesunken“:  Die Klinik in Clausthal.

„Belegung stetig gesunken“: Die Klinik in Clausthal.

Hannover. Über die Zukunft des Krankenhauses in Clausthal-Zellerfeld müssen vermutlich Gerichte entscheiden. Nachdem es das Sozialministerium in Hannover abgelehnt hat, der Klinik den Versorgungsauftrag zu entziehen, zeichnet sich nach HAZ-Informationen eine Klage der Krankenkassen gegen diesen Bescheid ab. „Die Unverzichtbarkeit Clausthals ist vom Land nicht begründet worden“, sagte der Leiter der Landesvertretung des Ersatzkassenverbands, Jörg Niemann.

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In den roten Zahlen

Die Krankenkassen haben den Versorgungsvertrag mit der Asklepios Harzklinik zum Jahresende wegen Zweifeln an der Versorgungsqualität gekündigt. Nach deren Einschätzung kann das Klein-Krankenhaus mit 39 Betten weder medizinische Notfälle aufnehmen, noch sei es in der Lage, die bei geriatrischen Patienten typischen Begleiterkrankungen zu behandeln. Das Haus gehört seit 2003 zum Asklepios-Konzern, der bundesweit 150 medizinische Einrichtungen betreibt. Die Clausthaler Klinik schreibt nach HAZ-Informationen rote Zahlen. Dem Vernehmen nach müsste Asklepios jedoch pro Jahr eine Million Euro an den Landkreis zahlen, falls der Konzern die Klinik aus eigenem Antrieb schließen sollte.

Nach Darstellung der Kassen werden nur wenige Patienten noch von ihren Hausärzten in die Klinik eingewiesen, die meisten Kranken verlege Asklepios aus eigenen Häusern dorthin. Dennoch sei die Belegung stetig gesunken. Da die medizinischen Möglichkeiten in Clausthal begrenzt seien, müssten die Patienten teilweise mehrmals in das Goslarer Krankenhaus transportiert werden.

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Die Landesregierung hält die Klinik in Clausthal hingegen für unverzichtbar. Gerade bei winterlichen Straßenverhältnissen sei es oft nicht möglich, das Krankenhaus in Goslar in angemessener Zeit zu erreichen, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Zudem verweist die Behörde in ihrer jetzt vorliegenden Begründung für den Widerspruch auf die große Zahl von Touristen und die Studenten der Universität Clausthal, die gegebenenfalls ambulant vor Ort versorgt werden müssten. „Unseres Erachtens greift es zu kurz, bei der Zukunftsfähigkeit alleine auf die stationäre Versorgung abzuzielen“, sagte der Ministeriumssprecher. Ziel sei es, die Clausthaler Klinik mit 28 Betten zu erhalten. Für Investitionen seien 3,7 Millionen Euro eingeplant.

Patienten müssen nach Goslar

Die Krankenkassen überzeugt diese Begründung nicht. „Weder Touristen noch Studierende brauchen eine Geriatrie vor Ort“, sagte Niemann. Die angeblich schwierige Erreichbarkeit des Krankenhauses in Goslar scheide als Argument ebenfalls aus – schließlich müssten die Einwohner Clausthal-Zellerfelds in Notfällen oder für Leistungen der Regelversorgung schon heute nach Goslar fahren, weil das Krankenhaus vor Ort hier nicht weiterhelfen könne. „Auch nach sechsmonatiger Prüfung ist es dem Land offenbar nicht gelungen, nur ein einziges stichhaltiges Argument zu finden, das auf der Versorgungsrealität basiert“, sagte Niemann.

Von Jens Heitmann

HAZ

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