Nürnberg (dpa) - Der auslaufende Frühjahrsaufschwung hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf ein Rekordtief sinken lassen. Mit 2,276 Millionen verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Juni die niedrigste Arbeitslosenzahl seit der Wiedervereinigung.

Im Vergleich zum Vormonat waren 40.000 Männer und Frauen weniger ohne Job, wie die Nürnberger Bundesbehörde am Freitag berichtete. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 197.000 zurück. Auch die Arbeitslosenquote erreichte ein Rekordtief: Sie sank um 0,1 Punkte auf 5,0 Prozent.

"Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig", sagte BA-Vorstandschef Detlef Scheele. Die Arbeitslosigkeit habe erneut abgenommen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wachse und die Nachfrage nach Arbeitskräften sei weiter lebhaft. Allerdings habe sich die Dynamik am Arbeitsmarkt zuletzt leicht abgeschwächt. "Ich betone das Wort leicht", sagte Scheele. Von einer Trendwende könne nicht die Rede sein. Der Arbeitsmarkt sei "so von der Sonne beschienen, dass man sich kaum etwas Besseres vorstellen kann".

Die Lage auf dem Jobmarkt werde sich noch weiter verbessern, sagte Scheele weiter. Er rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote im Oktober im Zuge des Herbstaufschwungs unter fünf Prozent sinkt.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte: "Wetter und Arbeitsmarkt sind in diesem Frühsommer im Gleichschritt unterwegs - beides ist alles in allem geprägt von einer stabilen Hochdrucklage - die Sonne macht ordentlich Überstunden."

Auch saisonbereinigt sank die Zahl der Jobsucher im Juni: Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Arbeitslosenzahl lag bei 2,342 Millionen. Damit waren 15.000 Menschen weniger ohne Job als im Mai. Im Westen ging die Zahl um rund 11.000 zurück, im Osten um etwa 4000.

Die Unterbeschäftigung, die auch Menschen umfasst, die etwa gerade an einer Weiterbildung teilnehmen, sank saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 16.000. Sie lag bei 3,24 Millionen.

Scheele erwartet nicht, dass der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und anderen Industrienationen auf absehbare Zeit große Auswirkungen auf den deutschen Jobmarkt haben wird. Die Beschäftigungssituation hierzulande sei nicht komplett vom Export und dem Handel mit den USA abhängig, sondern werde stark von der Binnennachfrage gestützt.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Mai bei 44,8 Millionen - das ist ein Plus von 37.000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 593.000 Erwerbstätige mehr. Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück. Diese hat nach Berechnungen der Bundesagentur von März auf April saisonbereinigt um 60.00 zugenommen. Damit hatten hochgerechnet 32,78 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job - 770.000 mehr als ein Jahr zuvor. Bei der Bundesagentur waren im Juni zugleich rund 805.000 offene Stellen gemeldet - 74.000 mehr als vor einem Jahr.

Der Jobboom hat aber auch seine Schattenseiten: Bei Pflegeberufen kämen derzeit "27 Arbeitslose auf 100 gemeldete Stellen - wir sehen einen flächendeckenden Fachkräfteengpass", sagte Scheele. Etwa 175 Tage brauche es derzeit im Schnitt, um die Stelle einer Fachkraft in der Altenpflege zu besetzen. Zum Vergleich: Der allgemeine Durchschnitt liege bei 109 Tagen. Der Markt sei so gut wie ausgeschöpft. "Anders kann man das nicht sagen."

Das Problem lasse sich auch nicht durch Fachkräfte aus Drittstaaten wie Serbien oder von den Philippinen "mal eben mit Fingerschnipsen" lösen. Das inländische Potenzial an Arbeitskräften müsse besser erschlossen werden. Dazu leiste die BA einen Beitrag: Seit 2013 seien knapp 33.000 Ausbildungen zur Fachkraft in der Altenpflege gefördert worden.

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