Das Schwarzwald-Baar Klinikum hat im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Folge einen Gewinn erwirtschaftet. Diese Botschaft überbrachte Matthias Geiser, der Geschäftsführer des Klinikums, am Montag dem Kreistag bei seiner Sitzung im Haus des Gastes in Schonach. Unter dem Strich stand 2017 ein Bilanzergebnis von 2,847 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2016 hatte das Klinikum knapp 4 Millionen Euro Gewinn erzielt, 2015 waren es lediglich 477 000 Euro. Auch der Umsatz des Schwarzwald-Baar Klinikum stieg erneut von 249,3 Millionen Euro in 2016 auf knapp 256,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Fachkräftemangel bereitet Probleme

Auch alle anderen Kennzahlen deuten auf einen stabilen Kurs des größten Arbeitgebers im Kreis hin. Der Nutzungsgrad lag 2017 bei 79,6 Prozent, gut zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Dementsprechend wurden etwas weniger Patienten behandelt. 159 509 Patienten wurden ambulant behandelt, das sind 2,7 Prozent oder 4273 Personen weniger als 2016. Die Zahl der stationär behandelten Patienten sank marginal auf 49 639 Personen.

"Es herrscht Fachkräftemangel, das bekommen wir auch zu spüren. Im Ärztlichen Dienst und im Pflegedienst sind zurzeit etwa jeweils drei ...
"Es herrscht Fachkräftemangel, das bekommen wir auch zu spüren. Im Ärztlichen Dienst und im Pflegedienst sind zurzeit etwa jeweils drei Prozent der Stellen unbesetzt."Sandra Adams, Sprecherin Schwarzwald-Baar Klinikum | Bild: Schwarzwald-Baar-Klinikum

Deutlich aufwärts ging es bei der Anzahl an Mitarbeitern, die in Vollzeit im Schwarzwald-Baar Klinikum arbeiten. Der Mitarbeiterstamm wuchs um 64 Stellen auf nunmehr 2093 Personen. Trotz dieser Neueinstellungen bleiben viele Stellen unbesetzt. Aktuell sind 92 Stellen auf der Homepage des Klinikums ausgeschrieben. Wie viele andere Kliniken in Deutschland hat auch das hiesige Klinikum große Probleme, offene Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. "Der Markt ist leergefegt. Bundesweit können Krankenhäuser offene Stellen häufig nicht mehr besetzen", bestätigt Pressesprecherin Sandra Adams auf Anfrage des SÜDKURIER.

Kritik von Personal und Patienten

Unterdessen berichten Kenner der Pflegebranche übereinstimmend, dass die überwiegende Anzahl der behandelnden Patienten negative Rückmeldungen in Bezug auf den Klinikaufenthalt gibt. "Die Anamnese, Diagnostik und letztlich die gesamte medizinische Behandlung ist gut", heißt es in informierten Kreisen. Das Problem sei eher, dass das Personal am absoluten Anschlag arbeite. Viele Mitarbeiter machen Überstunden oder springen im Urlaub für krank gewordene Kollegen ein. Auch in der Notaufnahme komme es häufig zu sehr langen Wartezeiten. "Viele Patienten haben das Gefühl, dass sie durch die Klinik durchgeschleust werden und nur das Notwendigste gemacht wird. Für eine ausführliche Behandlung oder gar ein paar Momente des Zuhörens reicht es oft nicht."

Ansprüche an Pflege überdenken

Die Klinikleitung weiß um diese Probleme. "Die Belastungen für die Mitarbeiter bleiben hoch", schreibt Klinikchef Geiser im Vorwort zum Geschäftsbericht 2017. Die Belastung des Personals ist häufig sehr hoch, das sei bundesweit der Fall, sekundiert Pressesprecherin Sandra Adams. Die Gründe dafür seien in den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen zu finden.

"Notwendig sind vielmehr kreative Ideen und der Mut, die hoch qualifizierten und knappen Pflegekräfte nur dort einzusetzen, wo sie ...
"Notwendig sind vielmehr kreative Ideen und der Mut, die hoch qualifizierten und knappen Pflegekräfte nur dort einzusetzen, wo sie wirklich notwendig sind. Dies geht jedoch nicht, ohne den in der Gesellschaft tief verankerten und umfassenden Anspruch an die Krankenpflege zu überdenken." Matthias Geiser, Geschäftsführer | Bild: Schwarzwald-Baar Klinikum

Die Kliniken stünden vor der Herausforderung, Wirtschaftlichkeit, Versorgungsanspruch und Behandlungsqualität unter einen Hut zu bringen, so Adams. Auch das Schwarzwald-Baar Klinikum ist gezwungen, Zinsen und Abschreibungen des Neubaus selbst zu erwirtschaften. Gemessen an den gesetzlichen Vorgaben seien die deutschen Krankenhäuser unterfinanziert, so Adams.

Mehr Pflege löse das Problem aus seiner Sicht jedoch nicht, schreibt Geschäftsführer Geiser. "Notwendig sind vielmehr kreative Ideen und der Mut, die hoch qualifizierten und knappen Pflegekräfte nur dort einzusetzen, wo sie wirklich notwendig sind. Dies geht jedoch nicht, ohne den in der Gesellschaft tief verankerten und umfassenden Anspruch an die Krankenpflege zu überdenken."