Nun soll ein neuer Interimsmanager bei der Gesundheit Nord (Geno) die Finanzsituation verbessern helfen. Kein Zweifel, die öffentlichen Krankenhäuser in Bremen, die unter dem Dach der Geno organisiert sind, haben immer wieder Finanzprobleme und verursachen damit negative Schlagzeilen. Da ist es dringend notwendig, dass die Strukturen und die Abläufe besser organisiert und aufeinander abgestimmt werden. Entscheidend ist für mich dabei, dass die Maßnahmen nicht zu Lasten der pflegenden Beschäftigten und vor allem der Patienten getroffen werden dürfen.
Ein staatliches Krankenhaus oder eine Krankenhausgruppe kann und darf nie in erster Linie nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden, denn sie erfüllen einen allgemeinen Versorgungsauftrag im Gegensatz zu vielen privaten Kliniken, die sich ihre Schwerpunkte aussuchen können, ohne dem allgemeinen Versorgungsauftrag verpflichtet zu sein. Natürlich müssen auch die Bremer kommunalen Kliniken sich an den Kosten- und Ertragsstrukturen anderer öffentlicher Krankenhäuser orientieren. Dass aber ein Krankenhaus komplette Klinikneubauten aus den eigenen Gewinnen finanzieren soll, ist für eine öffentliche Einrichtung meiner Ansicht nach ein falscher Ansatzpunkt gewesen.
Damit zwingt man die Krankenhausleitung, sich vor allem als Gewinn bringendes Unternehmen zu verstehen. Das mag für private Einrichtungen gelten, aber nach meinem Verständnis nicht für öffentliche Krankenhäuser. Deshalb ist es richtig, dass der Senat nun endlich die Gesundheit Nord von einem Großteil der Baukosten entlastet hat. In der Diskussion ist in den Hintergrund getreten, dass Bremen mit dem Teilersatzneubau ein neues Krankenhaus auf dem aktuellen technischen Stand bekommt.
Nun gehe ich nicht davon aus, dass der neue Interimsmanager seine Aufgabe wie der Beauftragte eines Investmentfonds begreift. Er soll Arzt und Betriebswirt sein und hat langjährige Erfahrungen als Berater von Krankenhäusern. Die schwierigen Bedingungen des Gesundheitswesens in Deutschland sind ihm daher sehr wohl geläufig. Aber letztlich wird es auch um die Verbesserung der Finanzsituation gehen. Ein aktuelles Problem der Gesundheit Nord ist, dass auf der Basis zu optimistischer Wachstumszahlen, zu viel Personal bei den Ärzten und in der Verwaltung eingestellt wurden. Deshalb ist es notwendig, dass in diesen Bereichen neu geplant wird. Aber eines ist klar: Es darf nicht bei der Pflege am Bett gespart werden. Denn deutschlandweit gibt es bereits einen Riesenmangel an Pflegekräften.
Die Auswirkungen habe ich vor einiger Zeit im Krankenhaus Mitte, wo ich mich seit Jahren gerne habe behandeln lassen, persönlich und schmerzhaft erlebt. Als ich nachts als Frischoperierter wegen heftiger Schmerzen die Nachtschwester rief, dauerte es sehr lange, bis sie endlich bei mir war. Sie konnte nicht eher kommen, weil sie gerade mit einem Notfall auf der Nachbarstation befasst war. Das zeigt, wie angespannt die Lage im Pflegebereich ist.
Leider sind die Verhandlungen zwischen der Deutschen Krankenhausgesellschaft und den gesetzlichen Krankenkassen über Pflegepersonaluntergrenzen in den Krankenhäusern kürzlich ins Stocken geraten. Deshalb muss sich Bremen weiter dafür in Berlin einsetzen, dass Personaluntergrenzen im Krankenhaus ab dem 1. Januar 2019 festgelegt werden und zwar für alle Bereiche und nicht nur die pflegeintensiven. Damit die Menschen wieder Freude an ihrem Beruf haben, müssen sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege rasch verbessern.
Auch bei dem sogenannten nicht-pflegenden Personal, insbesondere bei der Raumpflege, darf es keine Schlechterstellung des jetzigen Angestellten geben. Die Gesundheit Nord bietet für diese Arbeitskräfte vergleichsweise gute Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Durch den Klinikneubau reduziert sich die zu reinigende Fläche um circa ein Viertel und auch viele andere Tätigkeiten lassen sich deutlich effizienter gestalten. Aber Tarifflucht durch die Beauftragung von Leiharbeitsfirmen, wie es häufig bei privaten Krankenhäusern vorkommt, ist nicht akzeptabel. Sauberkeit und Hygiene dürfen dabei nicht vernachlässigt werden! Sie sind gerade im Krankenhaus nicht nur für mich von herausragender Wichtigkeit.
Ziel muss es sein, dass das Profil der einzelnen Klinikstandorte geschärft wird und gleichzeitig die vier Kliniken besser zusammenarbeiten. Vielleicht findet der Interimsmanager ja auch Lösungen für die völlig übertriebenen bürokratischen Arbeiten des Krankenhauspersonals. Insbesondere Ärzte und Pflegekräfte beklagen immer wieder, dass sie aufgrund der staatlichen Anordnungen immer weniger Zeit für ihre eigentliche Aufgabe haben – nämlich die Patienten zu behandeln und zu pflegen.
Willi Lemke (71) schreibt jeden Sonnabend im WESER-KURIER über seine Heimatstadt und was ihn in dieser Woche in Bremen bewegt hat.