Delmenhorst - Die Gesundheitsförderung in sozial benachteiligten Stadtteilen ist Sozialministerin Carola Reimann (SPD) wichtig. Die Politikerin ließ sich deswegen am zweiten Tag ihrer Sommerreise das Pilotprojekt „Gesund und bunt“ im Delmenhorster Stadtteil Wollepark vorstellen.

„Ziel ist es, für die Menschen hier im Stadtteil die passenden Angebote zur Gesundheitsförderung zu schaffen. Um dies zu gewährleisten, befragen wir mindestens 50 Familien und arbeiten auch eng mit Integrationslotsen, Moscheen und weiteren Beteiligten zusammen“, erklärte Projektkoordinatorin Anna Stumpe. Reimann betonte, dass dieser lokale Ansatz sehr sinnvoll ist und nicht ein Standard-Konzept in sämtlichen Stadtteilen angewendet werden könne.

Weiter sagte die Sozialdemokratin, dass ein solches Projekt auch ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit in der Gesellschaft sei: „Kinder aus Familien mit geringem Einkommen sind häufiger gesundheitlichen Beeinträchtigungen ausgesetzt. Das müssen wir ändern.“ Als Gesundheitspolitikerin war und ist es ihr wichtig, präventiv zu handeln, damit ungesunde Verhaltensmuster wie zum Beispiel wenig Bewegung und ungesunde Ernährung nicht weitergegeben werden.

Johann Böhmann, Chef des Delmenhorster Instituts für Gesundheitsförderung, freute sich ebenfalls über die Wertschätzung des Projektes, das vom Verband der Ersatzkassen mit 167 000 Euro gefördert wird und weiß, nach was für Angeboten gefragt wird: „Alle wünschen sich Schwimmkurse, weil dies für sie auch ein Aufstieg in der sozialen Stellung bedeutet und ein Symbol für vieles andere ist. Schwimmunterricht ist jedoch auch in allen Kommunen ein Problem.“

Im Anschluss an die Projekt-Vorstellung im Nachbarschaftszentrum Wollepark schaute sich Reimann noch die Gemüse-Beete an, die von den Bewohnern aus dem Stadtteil in Eigenverantwortung geführt werden.

Kurz darauf empfing Florian Friedel, Geschäftsführer des Josef-Hospitals in Delmenhorst, die Ministerin, um die Telemedizin vorzustellen. Damit sollen ärztliche Ressourcen effizienter und kostensparender eingesetzt werden. Konkret bedeutet das: „Ein Notfall-Sanitäter kommt zu den Patienten nach Hause und stellt über eine gesicherte Verbindung den Kontakt zum Arzt her. Auch EKG-Daten können so übermittelt werden“, erklärt der Projektverantwortliche Daniel Overheu.

Mithilfe der Telemedizin soll der Überlastung der Notaufnahmen entgegengewirkt werden. Overheu geht davon aus, dass 85 Prozent der Patienten zu Hause geholfen werden kann. Die Telemedizin könnte einem weiteren Problem entgegenwirken: „Wir haben weniger Ärzte auf dem Land, auch wegen des Notdienstes. Hier kann die Telemedizin helfen, dass diese Arbeit wieder attraktiver wird“, betont Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN).

Größte Herausforderung für die Telemedizin ist die stabile Internetverbindung, die in einigen Regionen noch nicht gewährleistet ist. Reimann bewertet das Projekt sehr positiv: „Die Beteiligten konnten bereits auf Erfahrungen aus dem Offshore-Bereich zurückgreifen. Niedersachsen zählt in diesem Bereich zu den Vorreitern.“

Als Gleichstellungsministerin besuchte Reimann zudem das Nordwolle-Museum, wo ein neuer Frauenort entsteht.

Nils Coordes
Nils Coordes Online-Redaktion