Krankenhäuser in Neuss üben Kritik Kliniken zur Hygieneförderung: Kassen zahlen schleppend

Rhein-Kreis · Streit um Millionen für Hygienemaßnahmen. St.-Augustinus-Gruppe Neuss: Krankenkassen kommen Verpflichtung nicht nach.

Da stellen die Krankenkassen in NRW nach eigenen Angaben zusätzliche Fördermittel von fast 70 Millionen Euro für mehr Hygiene und weniger Infektionen in den Krankenhäusern bereit, aber an den Kliniken im Kreisgebiet geht der warme Geldsegen offenbar vorbei. Warum? „Die Krankenkassen im Rheinland stellen im Gegensatz zu den Krankenkassen anderer Regionen in Frage, ob die Krankenhäuser in NRW überhaupt einen Anspruch auf Förderung haben“, sagt Christina Jacke, Kommunikations-Chefin der Neusser St.-Augustinus-Gruppe, „daher zahlen sie nur schleppend.“ „Wir erhalten 0,1 Prozent des Gesamtbudgets“, sagt auch ein Sprecher des städtischen Lukaskrankenhauses in Neuss, „das ist nichts im Vergleich zu dem, was uns nach unserer Auffassung zusteht.“

Für die Jahre 2013 bis 2017 haben die Krankenkassen in NRW insgesamt 68,5 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel an 278 Krankenhäuser im Land gezahlt. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) hervor. Danach haben allein die Ersatzkassen 22,8 Millionen Euro dieser zusätzlichen Gelder aufgebracht, mit denen Maßnahmen finanziert werden sollen, die einer verstärkten Hygiene dienen und für weniger Infektionen in den Krankenhäusern sorgen sollen. Die NGZ bat die vdek-Pressestelle um konkrete Zahlen für die Krankenhäuser im Rhein-Kreis. Die Antwort: „Regionale Zahlen liegen uns leider nicht vor.“

 Christina Jacke, Sprecherin der Neusser St.-Augustinus-Gruppe.

Christina Jacke, Sprecherin der Neusser St.-Augustinus-Gruppe.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Antragsberechtigt waren landesweit – so der Bericht des Spitzverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zur Umsetzung des Hygienesonderprogramms – insgesamt 316 Krankenhäuser. Davon hätten, so heißt es in der Pressemitteilung, 88 Prozent die Möglichkeit zur Förderung genutzt.

Das aktuelle Hygieneförderprogramm wurde 2013 durch die Bundesregierung aufgesetzt. „Wir haben schon frühzeitig dafür gesorgt, unsere Teams adäquat aufzustocken und fachlich zu qualifizieren – auch ohne Zuschüsse“, sagt Paul Kudlich, Geschäftsführer des Johanna-Etienne-Krankenhauses im Neusser Norden.

Dort und im Krankenhaus Neuwerk, das ebenfalls zur St.-Augustinus-Gruppe gehört, seien längst mehr als 50 Mitarbeitende zu Hygiene speziell geschult worden.

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