Die Lage im größten Solinger Krankenhaus Dauerpatient Städtisches Klinikum

Meinung | Solingen · Analyse Bislang ist es der Geschäftsführung nicht gelungen, das wirtschaftliche Ruder herumzureißen. Dafür trägt die Chefetage aber nur bedingt Verantwortung. Das Problem sind Altlasten – und die politische Lage.

 Ein Bild mit Symbolcharakter: Im Klinikum wird kranken Menschen geholfen. Aber das Haus selbst benötigt ebenfalls eine Therapie, weil es nach wie vor rote Zahlen schreibt.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Im Klinikum wird kranken Menschen geholfen. Aber das Haus selbst benötigt ebenfalls eine Therapie, weil es nach wie vor rote Zahlen schreibt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Als Barbara Matthies vor etwas mehr als zwei Jahren von einer kommissarischen zu einer offiziellen Geschäftsführerin des Klinikums Solingens aufstieg, dürfte sie bereits geahnt haben, was in Zukunft auf sie zukommen würde. Denn im Vorfeld ihrer Wahl durch den Beteiligungsausschuss hatte es keineswegs an Kritik gemangelt – und das hat sich bis zum heutigen Tage nicht wirklich geändert.

Was eigentlich kaum verwundern muss. Immerhin hat Matthies einen der zurzeit mit Gewissheit undankbarsten Jobs in ganz Solingen. Das Städtische Klinikum liegt nämlich auch unter ihrer Führung weiterhin auf der wirtschaftlichen Intensivstation. Wobei kaum einzuschätzen ist, ob und wie das größte Krankenhaus der Klingenstadt in überschaubarer Zeit gesunden soll. Wohin man blickt, es tun sich immer wieder Baustellen auf, die den Dauerpatienten Klinikum stets aufs Neue zurückwerfen.

Dabei liegen manche Schwierigkeiten gewiss in den ureigenen Verantwortungsbereichen der kaufmännischen Geschäftsführerin. Fehlerhafte Buchungsvorgänge sind beispielsweise ein Ärgernis, das schnellstens abgestellt werden muss. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass sich die tatsächlichen Probleme des Klinikums sicher nicht darin erschöpfen. Denn zum einen krankt die Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems ganz allgemein, was in erster Linie Krankenhäusern wie dem Klinikum zu schaffen macht. Zum anderen existieren aber auch spezifische Solinger Gründe, die für die Misere verantwortlich sind.

So haben sich über Jahre hinweg – wohlgemerkt im medizinischen Bereich – Strukturen verfestigt, die zurückhaltend formuliert nicht eben rentabilitätssteigernd sind. Und die Barbara Matthies zunächst einmal beiseite räumen muss, wenn das Haus irgendwann wieder Schwarze Zahlen schreiben soll. Das braucht Zeit – Zeit, die die Geschäftsführerin indes nicht hat und auch nicht bekommen soll. Was wiederum damit zusammenhängt, dass das Klinikum längst ein Solinger Politikum geworden ist. Zur Erinnerung: Als die aus Oberhausen stammende Sozialdemokratin Matthies 2016 offiziell das Ruder im Klinikum übernahm, stimmten ihre Genossen sowie Grüne und FDP für sie. Die CDU war hingegen skeptisch, woran sich in den zurückliegenden zwei Jahren nichts geändert hat. Und woran sich angesichts des heraufziehenden Wahlkampfes 2020 auch nichts ändern wird. Schon heute wird hinter vorgehaltener Hand die Ablösung der Krankenhaus-Chefin gefordert, was in den kommenden Monaten kaum aufhören dürfte.

Dementsprechend stehen Barbara Matthies, die SPD und Oberbürgermeister Tim Kurzbach unter Druck. Es müssen schnell Erfolge her, sonst wird das Klinikum zur Belastung im Wahlkampf. Parallel sind Verbesserungen aber wohl nur realisierbar, wenn harte Schnitte erfolgen. Und die können ihrerseits vor der Wahl zum Bumerang werden. Streichungen ganzer Abteilungen sind jedenfalls nicht dazu angetan, das sozialpolitische Profil der Sozialdemokraten zu stärken.

Gleichwohl besteht auf der anderen Seite keine Veranlassung zur Schadenfreude. Denn am Ende werden von den Bürgern zurecht alle politischen Kräfte für das Klinikum verantwortlich gemacht. Was zur Folge hätte, dass Solingen einen weiteren Dauerpatienten bekäme: die Politik als Ganzes.

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