Esenshamm - Weil Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte fehlen, stehen viele Geburtskliniken in Niedersachsen stark unter Druck. Wie die NWZ berichtete, wird das Krankenhaus Wittmund ab 1. Januar keine Geburtshilfe mehr anbieten. In Oldenburg wird der Kreißsaal im Pius-Hospital am 1. Januar geschlossen. Die NWZ fragte daher beim Klinikkonzern Helios nach: Hat die Geburtshilfe in der Helios-Klinik Wesermarsch in Esenshamm über das Ende dieses Jahres 2018 hinaus Bestand? Oder spitzt sich die Personalsituation auch hier weiter zu – schon deshalb, weil eine Hebamme zum Jahresende ausscheidet?
Keine Garantie
Aus der Antwort von Helios mus geschlossen werden, dass der Klinikkonzern keine Garantie für den Erhalt der Geburtshilfeabteilung in dem am 13. Mai vergangenen Jahres eröffneten Krankenhaus-Neubau im Nordenhamer Stadtteil Esenshamm gibt.
Kliniksprecher Christoph Reiprich weist vielmehr darauf hin, dass Helios bereits mitgeteilt habe, „dass wir dabei sind, ein Konzept für die Neuausrichtung der Helios-Klinik Wesermarsch zu erarbeiten, um die gute Versorgung der Patientinnen und Patienten in der Region auch in der Zukunft zu sichern.“
Sobald die Ergebnisse der Arbeiten am Konzept für die Neuausrichtung vorliegen, wird Helios die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit informieren. Weiter heißt es wörtlich in der Antwort auf die Anfrage der NWZ: „Daher bitten wir um Verständnis dafür, dass wir aktuell keine Aussagen zu einzelnen Abteilungen treffen.“
Helios fügt in der Antwort auf die NWZ-Anfrage hinzu, dass der Konzern – der in Deutschland über 86 Kliniken verfügt – voll hinter dem Krankenhaus in Esenshamm steht. Wörtlich heißt es: „Wir können aber sowohl unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch der Öffentlichkeit versichern, dass wir fest zur Helios-Klinik Wesermarsch stehen.“
Konkret zu den Zukunftsaussichten für die Geburtshilfe in Nordenham teilt Helios noch soviel mit: „An der Tatsache, dass sich die Hebammenakquise und die gesetzlich vorgeschriebene 24-Stunden-Besetzung der Kreißsäle bundesweit und somit auch für uns schwierig gestalten, hat sich nichts geändert.“
Zum Hintergrund für die angestrebte Neuausrichtung des Krankenhauses in Esenshamm: Klinikgeschäftsführerin Annika Wolter hatte Ende November unumwunden mitgeteilt, dass die wirtschaftliche Situation des Klinikstandortes Nordenham „weiterhin sehr angespannt ist“.
„Stabil schlecht“
Das Ergebnis des laufenden Betriebes sei, so die Geschäftsführerin wörtlich, „stabil schlecht“. Einschließlich der Abschreibungen für den etwa 46 Millionen Euro teuren Neubau werde das Defizit in diesem Jahr bei annähernd 5 Millionen Euro liegen.
Rechnet man die Belastungen durch Abschreibungen davon ab, ergibt sich laut Geschäftsführerin im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen – sie lagen ebenfalls bei etwa 5 Millionen Euro – ein um etwa 2 Millionen Euro verbessertes Ergebnis.
Zur Situation der Geburtshilfe: Wegen personeller Engpässe bei den Hebammen musste Helios den Kreißsaal in Esenshamm vom 30. April an für zehn Tage schließen. Weil zwei Hebammen kurzfristig erkrankt waren, gab es eine weitere Schließung für drei Tage (vom 29. November bis 1. Dezember). Werdende Mütter wurden an die nächst gelegenen Geburtshilfestationen verwiesen: Klinikum Bremerhaven Reinkenheide, St.-Johannes-Hospital Varel und Helios-Klinik Cuxhaven.